Der interessante Schadensfall aus Österreich Ablösung von PVC-Platten im Krankenhaus Mangelhafte Festigkeit in der oberen Estrichrandzone

Bei der Sanierung des OP-Traktes in einem Krankenhaus wurde der Estrich und der Bodenbelag neu verlegt. Nach fünfwöchiger Benutzung wurde eine starke Blasenbildung festgestellt.Mangelhafte Festigkeit in der oberen Estrichrandzone Ein Gutachter sollte die Ursache des Abhebens sowie der Blasen- und Beulenbildung der PVC-Platten im OP-Bereich feststellen. Der Sachverständige ermittelte zunächst folgenden Fußbodenaufbau: e D eckenkonstruktion, e Dämmschicht, e Abdeckfolie, e Zementstrich, e zementäre Ausgleichsmasse, teilweise zweischichtig e Dispersionsklebstoff- schicht leitfähig, mit Kupferbändern, e PVC-Homogenpressbelagplatten leitfähig, zwei Millimeter dick, 61u61 Zentimeter, e Wandhochzug – der Belag ist über eine Hohlkehle an der Wand hochgezogen verklebt, e die Platten sind mit PVC-Schweißschnur verschweißt. Zustand des Bodenbelages Der Bodenbelag weist erhebliche Blasenbildungen im Gangbereich nach der Eingangstür sowie in allen OP-Räumen im Bereich des OP-Tisches auf Am Gang nach der Eingangstür und im OP-Raum 2 bei der Eingangstür ist der Bodenbelag (3u3 Platten) entfernt. Darüber hinaus stellte der Gutachter fest, dass Estrichteile entnommen und wieder ergänzt wurden. Auf der Rückseite sämtlicher entfernten PVC-Platten registrierte der Sachverständige folgende Schichten: e PVC-Plattenbelag, e auf der gesamten Fläche leitfähiger Dispersionsklebstoff, mit Kupferbändern, e auf der gesamten Fläche zementgebundene Spachtelmassenschicht, e auf der gesamten Fläche haftet die obere Estrichrandzone in einer Dicke von zirka zwei Millimeter auf der Spachtelmasse. Bei der Entfernung von verklebten PVC-Bodenplatten an drei Stellen, auf denen noch keine Blasenbildung sichtbar war, stelle der Sachverständige folgendes fest: I Der Belag läßt sich leicht vom Untergrund abziehen, I das Erscheinungsbild auf der Rückseite ist wie oben beschrieben. Auf den Estrichflächen, von denen der PVC-Bodenbelag entfernt wurde, wurde der Estrich mit einem Stahlnagel in einem Zentimeter Abstand gitterförmig eingeritzt. Dabei entstanden Einkerbungen und Vertiefungen von zirka 1,5 Millimeter. An den Schnittstellen sind erhebliche Ausbrüche feststellbar. An drei Stellen wurde eine Feuchtigkeitsprüfung mit dem CM-Gerät durchgeführt: I 1. Prüfstelle: Raum 2 im Schnittbereich zirka 0,9 Meter von der Außenwand, 0,9 Meter von der linken Innenwand. I 2. Prüfstelle: Raum 2 rechts, im Schnittbereich zirka 1,0 Meter von der rückwärtigen Wand zum Gang, 1,2 Meter von der rechten Innenwand. I 3. Prüfstelle: Raum 1 rechts, im Schnittbereich etwa 1,5 Meter von der Außen-wand, 1,2 Meter von der rechten Innenwand. An den Prüfstellen 1 und 2 wurden aus einer Tiefe bis zwei Zentimeter Stemmproben entnommen und die Feuchtigkeit mit dem CM-Gerät gemessen. An der Prüfstelle 1 wurde zusätzlich eine Messung von der Estrichunterseite (Estrichkappe) durchgeführt. Ebenso wurde an der Prüfstelle 3 das Material für die Messung von der Estrichunterseite entnommen. Die Stemmproben erbrachten folgendes CM-Ergebnis: I Prüfstelle 1: zwei Zentimeter tiefe Einwaage 20 Gramm Manometerdruck 0,45 – ergibt einen Feuchtigkeitswert laut Umrechnungstabelle von 2,2 CM-Prozent. Estrichunterseite: Einwaage 20 Gramm Manometerdruck 0,87 – ergibt einen Feuchtigkeitswert laut Umrechnungstabelle von 4,2 CM-Prozent. I Prüfstelle 2: zwei Zentimeter tiefe Einwaage 20 Gramm Manometerdruck 0,45 – ergibt einen Feuchtigkeitswert laut Umrechnungstabelle von 2,2 CM-Prozent. I Prüfstelle Nr. 3: Estrichunterseite Einwaage 20 Gramm Manometerdruck 0,85 – ergibt einen Feuchtigkeitswert laut Umrechnungstabelle von 4,1 CM-Prozent. Nach Angaben des Verlegers führte er vor der Verle-gung Feuchtigkeitsmessungen durch. Dabei erhielt er Werte unter 1,6 Prozent. Laut seiner Aussage befindet sich eine dieser Prüfstellen nahe der Prüfstelle 2. Der Gutacher entfernte mehrere Platten in diesem Bereich. Dabei wurde diese Prüfstelle eindeutig sichtbar, da das Stemmloch mit Spachtelmasse ausgefüllt ist. Die Estrichprobe wurde bis zur Tiefe von zwei Zentimeter entnommen. Gutachten Um den Sachverhalt beurteilen zu können sind die Angaben der Hersteller der Beläge und der Hilfsstoffe, die Regeln der Technik sowie die einschlägigen Önormen heranzuziehen. E Die Önorm B 2236 sagt aus: e 3.2. Beschaffenheit des Untergrundes: 3.2.1. Der Untergrund ist dem Auftragnehmer in dem, in den Abschnitten 3.2.2. bis 3.2 .11 beschriebenen Zustand zu übergeben. Weist der Untergrund die geforderten Eigenschaften nicht auf und werden über Weisung des Auftraggebers vom Auftragnehmer Sanierungsarbeiten durchgeführt, dann stellen diese Arbeiten Nebenleistungen dar, die gemäß Abschnitt 5.2. gesondert abzugelten sind. e 3.2.3. Ein starrer Untergrund darf weder Risse aufweisen noch absanden. Sanierte Risse müssen kraftschlüssig verschlossen sein. Die Oberfläche des Untergrundes muss hinsichtlich ihrer Glätte sinngemäß den Bestimmungen der Önorm B 2232, Abschnitt 3.7.2. entsprechen. Die Festigkeit des Untergrundes muss den einschlägigen Normen entsprechen. e 3.2.8. Der Untergrund muss lufttrocken sein. Die Werte der Tabelle 1, Abschnitt 4.1.8., dürfen nicht überschritten werden. e 4.Ausführung/4.1. Prüfpflicht: Der Auftragnehmer hat zu beurteilen, ob der Untergrund für das Kleben des vorgesehenen Belages geeignet ist. Insbesondere hat er zu achten auf: e 4.1.3. Absanden und unzureichende Oberflächenfestigkeit; die Prüfung erfolgt durch Gitterritzprobe. e 4.1.8. Feuchtigkeitsgehalt: Dieser ist von der gesamten Dicke des Untergrundes zu ermitteln. In jedem Geschoss muss in je angefangenen 300 Quadratmeter mindestens eine Messung mit einem CM-Gerät möglichst an der feuchtesten Stelle durchgeführt werden. Diese Stelle ist mittels eines elektrischen Feuchtigkeitsmessgerätes zu ermitteln. Über die Messergebnisse und über die genaue Lage der Messpunkte ist zwedckmäßigerweise ein Protokoll anzulegen. Der Auftraggeber ist verpflichtet, den Auftragnehmer auf Anfrage über Art, Verlegezeit und Feuchtigkeitsbelastung des Untergrundes zu informieren. Der maximale Feuchtigkeitsgehalt darf den Tabellenwert (Grenzwert) von 2,5 bei Zementestrich (maximal zulässiger Feuchtigkeitsgehalt in CM-Masseprozent) nicht überschreiten. e 4.2. Hinweispflicht/4.2.1.: Wenn der Untergrund den Anforderungen der Abschnitte 3.2.2. bis 3.2.8. nicht entspricht, hat der Auftragnehmer vorgefundene Mängel dem Auftraggeber im Sinne der Önorm B 2110 schriftlich zur Kenntnis zu bringen. Beurteilung Die obere Estrichrandzone weist eine zirka zwei bis drei Millimeter dicke minderfeste Schicht auf, wie die Gitterritzprobe auf der Estrichoberfläche nach dem Entfernen der PVC-Platten zeigt. Bei einer geforderten Stuhlrolleneignung darf bei der Gitterritzprobe im Schnittbereich keine wesentlichen Ausbruchstelle vorhanden sein. In den Bereichen, in denen eine stärkere mechanische Belastung auftritt, ist ein Kohäsionsbruch in der oberen Estrichrandzone aufgetreten. Auch auf den Flächen, auf denen noch keine Blasen- und Beulenbildung aufgetreten ist, wird bei entsprechender Einwirkung von Mechanik dieses Erscheinungsbild auftreten. Die Blasen- und Beulenbildung in den einzelnen Bereichen ist somit auf eine mangelhafte Festigkeit in der oberen Estrichrandzone und einer mechanischen Belastung durch Walkbewegungen zurückzuführen. Die Feuchtigkeit des Estrichs ist im unteren Bereich zu hoch. Bei der Messung des Estrichs durch die Verlegefirma wurden nur die oberen zwei Zentimeter gemessen. Die Norm sagt, dass bei der CM-Messung an der erfahrungsgemäß feuchtesten Stelle das Stemmgut zu entnehmen ist. Der Estrich weist zum Zeitpunkt der Überprüfung vor allem im unteren Bereich einen überhöhten Wert auf. Bei einer überhöhten Feuchtigkeit im Untergrund wirkt der PVC-Belag als Dampfbremse. Durch Wärmeeinwirkung von unten kann es unter dem Belag zu einer Kondensation von Wasserdampf kommen. Durch die Alkalität des Zements in Verbindung mit Wasser wird der Klebstoff verseift. Er verliert dann sein adhäsives und kohäsives Verhalten und wird schmierig ohne mehr zu kleben. Da dieses Erscheinungsbild nicht auftritt, ist höchstwahrscheinlicht Feuchtigkeit nicht die Ursache der Blasen- und Beulenbildung, sondern die minderfeste obere Estrichrandzone.

Der interessante Schadensfall aus Österreich Ablösung von PVC-Platten im Krankenhaus Mangelhafte Festigkeit in der oberen Estrichrandzone

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