Der interessante Schadensfall: Mittellagenabzeichnungen bei zu hoher Feuchte Mit Lüften wäre das nicht passiert

Ein häßliches Waschbrettmuster zeichnete sich schon kurz nach der Verlegung in dem Energiesparhaus ab. Die gesamte Parkettfläche war übersät von Streifen. Der Verleger ging der Ursache auf die Spur...Mit Lüften wäre das nicht passiert Drei- und Zweischichtparkette werden zumeist von querliegenden Trägerlamellen stabilisiert. Sie sind allerdings nicht nur für die Verbesserung des Quell- und Schwindverhaltens verantwortlich, sondern können auch optisch ins Gewicht fallen. Schadenshergang Der massive Neubau, ein Energiesparhaus mit perfekter Dämmung, war exakt in drei Monaten fertig gestellt. So hatte es das Bauunternehmen auch versprochen, als man im März mit den Bauarbeiten begann. Der Bauherr war allerdings mit dem Verkauf seines alten Hauses nicht nachgekommen, so dass sich der Einzug bis Anfang August verzögerte. Er war zwar nach der Schlüsselübergabe hin und wieder einmal zu seinem neuen Domizil gefahren, um nach dem Rechten zu schauen und auch gelegentlich einmal zu lüften, mehr war allerdings in den vergangenen zwei Monaten nicht passiert. Doch jetzt, als man einziehen wollte, war der Kummer groß. Klamm war es in den neuen vier Wänden. Und den Parkettboden hatte der Bauherr auch ganz anders in Erinnerung. Ein Waschbrettmuster, das sich auf den dreischichtigen Eichenstäben zeigte, hatte die ursprünglich einheitliche Oberfläche abgelöst. Schadensursache Der Bauherr zitierte den Verleger an die Baustelle und zeigte ihm den Boden. Der staunte ebenfalls nicht schlecht. „Sieht so aus, als ob sich die Mittellage abzeichnet“, befand er und begann sofort mit seinen Untersuchungen. Tatsächlich war die gesamte Parkettfläche in allen Räumlichkeiten mehr oder weniger übersät mit parallelen Streifen. Diese zeichneten sich deutlich in der Oberfläche des Parketts ab. Beim Darüberfahren mit der Hand waren sie nicht spürbar und messtechnisch auch nicht darstellbar, aber besonders das Gegenlicht hob sie hervor. Das Parkett war ein dreischichtiger Einzelstab mit einem klassischen kreuzweisen Aufbau von Mittellage und Gegenzug. Als hätte er es nicht gleich beim Betreten vermutet, zeigte das Hygrometer eine momentane Luftfeuchte von etwa 65 Prozent an. Die Holzfeuchte, gemessen an mehreren Stellen, lag bei etwa 11,3 bis 11,6 Prozent und war ein echtes Indiz für einen hohen Feuchteeintrag. Der Zementestrich war vor der Verlegung ordnungsgemäß mit der CM-Methode gemessen worden und hatte nachweislich keine zu hohe Feuchte gezeigt. Nachstoßende Feuchtigkeit konnte aufgrund der Konstruktion auch ausgeschlossen werden, zumal das Parkett mit einem offenporigen Öl behandelt war, das etwaigem, langsam nachstoßendem Wasserdampf keine wirksame Barriere entgegengesetzt hätte. Auch bei Gegenlicht nichts zu sehen Der Verleger war sich sicher, dass die Mittellagenabzeichnungen mit zu hoher Baufeuchte zu tun hatten, die immer noch deutlich zu spüren war. Er überprüfte die Parkettelemente aus der Liefercharge, die noch im geschlossenen Paket in seinem Lager vorrätig waren. Da war oberseitig auch bei Gegenlichtbetrachtung nichts zu sehen. Was auffiel, war der hohe Anteil an liegenden bzw. halbliegenden Jahresringen in den Hölzern der Mittellage. Das könnte des Rätsels Lösung sein. Durch die unterschiedliche Lage der Lamellen hatte sich anscheinend auch ein unterschiedliches Verhalten der Elemente gegenüber dem äußeren Feuchteeinfluss ergeben. Da Holz in tangentialer Richtung nahezu doppelt so viel quillt als radial, hat die Feuchteerhöhung sich als Mittellagenabzeichnung kenntlich gemacht, die durch das unterschiedliche Verhalten der einzelnen Lamellen bedingt war. Verleger hatte Reinigungshinweise gegeben Das war die Ursache aus parketttechnischer Sicht, die der Verleger allerdings seinem Endabnehmer nicht mitteilte. Denn diesem hatte er nachweislich eine Reinigungs- und Pflegeanweisung übergeben und darin waren auch Hinweise zu einzuhaltenden raumklimatischen Bedingungen niedergeschrieben. Die waren in diesem Neubau jedoch zweifellos weit überschritten, das zeigte sich zum Teil auch an den Tapeten, die sich in einigen Bereichen bereits wieder lösten. Der Bauherr war einsichtig. Er glaubte dem Verleger, der ihm die Zusammenhänge von Baufeuchte und Haushaltsfeuchte des Parketts erklärte. Der Verleger hielt die Angelegenheit mit allen Daten schriftlich fest und ließ sich vom Bauherren gegenzeichnen, dass er für das Erscheinungsbild keine Verantwortung übernähme sowie auch weiterhin für etwaige Folgeschäden nicht haften würde. Maßnahmen Zur Beseitigung der Abzeichnungen empfahl er, von jetzt an besser und intensiver zu lüften, auch um restliche überschüssige Feuchte aus dem neuen Haus zu treiben. Für den Winter ging er im Zuge der Heizperiode davon aus, dass sich das Bild verbessern würde. Das war in der Tat so. Nach Rücktrocknung des Holzes im Laufe der Heizperiode verschwanden die Mittellagenabzeichnungen allmählich wieder. Das kann, muss aber nicht so sein, denn die Ursachen für dieses Phänomen sind vielfältig. -