Konjunkturpaket II Am Boden passiert wenig

Als die Tageszeitungen nach Bekanntwerden von Art und Umfang der staatlichen Finanzspritze zur Stärkung der Konjunktur die ersten Positivlisten mit möglichen Baumaßnahmen druckten, herrschte Hochstimmung im Handwerk. Bei vielen Bodenprofis bestimmt heute Ernüchterung die Gemütslage.

Bodenlegende Handwerker profitieren nur eingeschränkt vom Konjunkturpaket II. - © handwerksbilder.de

Am Boden passiert wenig

"Durch die schnelle Umsetzung der im Förderschwerpunkt kommunale Sportstätten bereitgestellten Konjunkturmittel werden die Kommunen in die Lage versetzt, bereits in den anstehenden Sommerferien mit den Maßnahmen zu beginnen. Damit wird sichergestellt, dass die Konjunktur zeitnah angekurbelt wird und die öffentlichen Mittel möglichst bald abfließen", erklärt Niedersachsens Minister für Inneres, Sport und Integration Uwe Schünemann auf der Homepage seines Hauses.


Das klingt gut. Nur beklagt andererseits beispielsweise der Kreis Stade (Niedersachsen), dass nicht eines der 20 Projekte, mit denen sich die Kommune um die Fördergelder beworben hatte, bei der Zuteilung der Steuermillionen berücksichtigt worden sei. Warum das so ist, erklärt vom Standpunkt der Landesregierung Schünemanns Sprecher Frank Rasche auf Anfrage von boden wand decke : "In der Richtlinie, in der wir die Kriterien für die Vergabe der Gelder festgelegt haben, steht drin, dass das Alter der Sportstätte eine Rolle spielt. Leider werden diese Richtlinien oft nicht richtig gelesen."

Fast 90 Prozent abgeschmettert

Erst als sich abzeichnete, dass gemessen an der zu vergebenden Summe viel zu viele Anträge anhängig waren, zog die Regierung die Grenzen enger. Laut Rasche hatten sich alleine in Niedersachsen mehr als 800 Kommunen gemeldet, die etwas vom steuerfinanzierten Kuchen hatten abhaben wollen. Die Crux: "Die Anträge hatten ein Volumen von 390 Millionen Euro, wir aber nur 40 Millionen zu vergeben. Deshalb haben wir im Nachgang gesagt, förderfähig sind Sportstätten, die vor 1965 erbaut worden sind."


Und das trifft im Kreis Stade eben nur auf ein einziges Gebäude zu. Dass auch das schließlich durch den Rost fiel, lag am geplanten Neubau, der größer als die jetzige Sportstätte ausgefallen wäre – also gab’s auch dafür kein Geld. Dennoch hat Ministerumssprecher Rasche aus Sicht des bodenlegenden Handwerks Recht, wenn er sagt, dass Niedersachsen den Förderrahmen noch mit am besten ausgeschöpft habe.

Viel WDVS, kaum Boden

So bestätigt auf Nachfrage Sportbodenspezialist Ralf Kohfeldt, Inhaber des gleichnamigen Fachbetriebs für Fußbodentechnik in Dümmer (Mecklenburg-Vorpommern), dass große Auftraggeber wie die Stadt Hamburg oder die Stadt Essen eher auf energetische Sanierung fokussieren, was die Verteilung der durch das Konjunkturpaket II zusätzlich zur Verfügung gestellten Gelder angeht. Gleiches gilt auch für die bayerische Kommune Bad Wörishofen.


Bürgermeister Klaus Holetschek teilt auf Anfrage mit, die Kneippstadt habe die energetische Sanierung der Grund- und Hauptschule mit einem Volumen von 1,5 Millionen Euro auf der Förderliste untergebracht. Und Stadtbaumeister Roland Klier lobt das vereinfachte Vergabeverfahren: "Der Bürgermeister hat klar kommuniziert, dass wir in erster Linie auf die Handwerker in der Region schauen, wenn es um die Vergabe der Leistungen geht. Das ist jetzt auch möglich."

Das Geld bleibt in der Region

Im Klartext: Bis 100.000 Euro wird frei vergeben, bis eine Million Euro genügt eine beschränkte Ausschreibung. Im Fall der Wörishofer Schule geht es um die Bereiche Lüftung, Fenster, WDVS und um drei Bauabschnitte. Es ist also sichergestellt, dass die Steuermillionen auch da ankommen, wo sie in erster Linie helfen sollen – bei Handwerk und Mittelstand. Aber eben leider nicht beim Fußbodenprofi. Oder doch?


Sportbodenbauer Kohfeldt weiß wenigstens von der benachbarten Kommune Neustadt/Glewe (Meck.-Pomm.) zu berichten, wo in einer Schule dank der Förderung der Bodenbelag in drei Klassenräumen ausgetauscht und ein Innenhof samt Schallschutzbelag für den Boden saniert werden soll. Die Hoffnungen, die der Fachgruppenleiter Sportboden des ZVPF aber in das Konjunkturpaket gesetzt hatte, haben sich nicht erfüllt.

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