ZVPF Mitgliederversammlung Wiesbaden - 50.000 Euro für den Nachwuchs"> ZVPF Mitgliederversammlung Wiesbaden 50.000 Euro für den Nachwuchs

Die Mitgliederversammlung des ZVPF bot keine großen Überraschungen, hatte aber mit der Gründung einer Service GmbH ein Ergebnis zu vermelden, das künftig für die Nachwuchsarbeit Früchte tragen könnte.50.000 Euro für den NachwuchsJoachim Barth, amtierender Bundesinnungsmeister des Zentralverbands Parkett und Fußbodentechnik (ZVPF), begrüßte zusammen mit dem gastgebenden Obermeister der Landesinnung Hessen, Michael Blum, die nahezu vollständig angereisten Obermeister und Fachgruppenleiter der bundesweiten Innungen und ging gleich in medias res. Man kämpft derzeit an mehreren Fronten. Das Thema Nacherfüllungspflicht schmort weiterhin, so Barth. Trotz eines positiven Urteils des Europäischen Gerichtshofes, das dem Handwerker gegenüber dem Endverbraucher Vorteile zu bringen schien, zeigte sich, dass diese Neuregelung nicht auf das Verhältnis zwischen Industrie und Handwerk anwendbar war. Damit trägt der Handwerker im Falle eines von ihm unverschuldeten Produktfehlers weiterhin das größte finanzielle Risiko, denn von ihm werden im Eintrittsfalle die Nacherfüllungsansprüche in vollem Umfang geltend gemacht. Der Lieferant ist jedoch nur zum Materialaustausch verpflichtet. Es gibt derzeit zwar individuelle Initiativen und Vereinbarungen mit der Industrie, aber das hilft dem Handwerk nur im Einzelfalle weiter. „Wir brauchen Allianzen mit anderen Dienstleistern“, sagte Barth. Allianzen werden weiterhin mit verwandten Gewerken gesucht. Der Bundesinnungsmeister betonte in Wiesbaden nochmals das gemeinsame Interesse aller Bodengewerke ab Oberkante Rohdecke und sicherte die Bereitschaft seines Verbandes zu, für alle Parteien offen zu sein, ohne irgendwelche Mauern aufzubauen. Dass man gemeinsam im Interesse aller am Bodenbau Beteiligten vorgehen kann, zeigte ein Schreiben der Spitzenverbände (BEB, ZVR, ZVPF) an den Bundeswirtschaftsminister Ende vergangenen Jahres, in dem die Einführung der Mindestqualifikation für die sogenannten Anlage-B- Gewerke der Handwerksordnung gefordert wurde. Man verlangte darin, Fehlentwicklungen im Hinblick auf die derzeitige Markt- und Ausbildungssituation gezielt entgegenzutreten und forderte eine Mindestqualifikation zur Ausübung der von den Verbänden vertretenen Handwerksberufe. Massiv kritisierte Barth nochmals den ZDH, der die Zusammenführung der Ausbildungsberufe Parkett- und Bodenleger aus Eigeninteresse blockiere, was dazu führe, dass man gezwungen sei, gegen die „von uns bezahlte Organisation“ zu kämpfen. „Der ZDH muss zur Kenntnis nehmen, wer ihn finanziert“, kritisierte Barth und sprach sich energisch für den Beruf eines Bodenlegermeisters aus. „Die Suche nach neuen Mitgliedern bleibt ein Topthema. Gerade die Inhaber einer Gewerbekarte, von denen viele einen Superjob machten, sollten mehr in den Fokus der Mitgliederwerbung gerückt werden“, gab er den anwesenden Innungsoberen als Aufgabe mit auf den Weg. Bäcker als VorbildDas Thema Ausbildung bzw. Nachwuchswerbung stand im Mittelpunkt der Ausführungen des stellvertretenden Bundesinnungsmeisters Karsten Krause. Er rief nochmals die bundesweite Imagewerbung des Handwerks in Erinnerung und erinnerte an die großen Diskrepanzen zwischen Betriebsgründungen und Ausbildungsquote: Obwohl immer mehr Betriebe gegründet werden, sinkt die Zahl der Azubis stetig. Deshalb müsse man in eine professionelle Nachwuchswerbung über Agenturen, Broschüren usw. investieren. Als Beispiele nannte er Initiativen anderer Gewerke wie des Bäckerhandwerks, das mit Erfolg junge Leute über Internet, Social Media, Kino oder Schule anspricht. Vorbildlich sei auch das Beispiel Österreich, wo der Bodenleger einen „Maturaabschluss“ erlangen könne. Positive Gespräche mit der herstellenden Industrie mit der berechtigten Frage im Hintergrund, wer die Bodenbeläge in zehn Jahren noch verlegen soll, brachten Geldzusagen von „geneigten Förderern“ für weitere Aktivitäten. Weil es steuerliche Hindernisse gibt, die in den Raum gestellten Summen von etwa 50.000 Euro über den Verband abzuwickeln, wurde eine ZVPF- Service GmbH konzipiert, deren Gesellschafter zu 100 % der ZVPF ist. Die Zustimmung zur Gründung erfolgte einstimmig, was als positives Signal für die Förderer gewertet wurde. Das Ganze hat außerdem den Nebeneffekt, dass man als Vertreiber von Merkblättern, Broschüren oder Fachbüchern auftreten und so zusätzlich Geld einspielen könne. Dieser Punkt dürfte dem Zentralverband nicht ganz unwichtig sein, obwohl man in der Vergangenheit „einen ganz schönen Überschuss erwirtschaftet“ hat, wie Geschäftsführer Edgar Leonhardt bei seiner Jahresabrechnung betonte. Die Mitgliedsbeiträge entwickelten sich nicht so negativ wie erwartet, so dass das Vermögen des Verbandes standardmäßig dem finanziellen Sicherheitsbedürfnis einer solchen Organisation entspreche. Für die Arbeit des Verbandes und seiner Institutionen spricht diese Tatsache jedenfalls allemal. Walter Pitt walter.pitt@t-online.de Über die BEB-Jahrestagung berichten wir in der Septemberausgabe.

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