Der interessante Schadensfall aus Österreich Mängel bei der Verlegung am Gumminoppenbelag und am Teppichboden in einem Büroneubau Lange Liste mit Schlampereien

Estrich, Gummi- und Teppichbelag, Sockelleisten, Treppenkanten, Übergangsschienen – keine der Bodenarbeiten in dem Büroneubau wurde vom Auftragnehmer exakt ausgeführt. Zu Recht bekam er am Ende nur die Hälfte der Rechnungssumme.Der Gutachter kommt in seiner Beurteilung zu dem Ergebnis, dass das schiefe Verlegen der Gumminoppenplatten ein unbehebbarer Mangel ist, der vom Verlegerbetrieb zu vertreten ist. Zudem ist der Auftragnehmer seiner Prüfpflicht nicht nachgekommen.Lange Liste mit Schlampereien In einem Büroneubau wurden auf den Stiegen und den Gängen, im Archiv und im Abstellraum Gumminoppenbeläge sowie in den Büros zwei verschiedene Teppichbodenqualitäten verlegt. Der Auftraggeber bemängelte gleich eine ganze Liste an Fehlern bei der Verlegung. Der Zustand des Bodenbelags wurde von ihm detailliert dokumentiert. e Im Windfang des Eingangsbereichs befindet sich mit gleichem Abstand zu den gegenüberliegenden Wänden eine eingelassene Grobschmutzschleuse aus einem Metallrahmen, in dem ein Gummiprofil eingelegt ist. Die restliche Fläche zur Wand ist mit Gumminoppenbelagplatten verklebt. Der Bodenbelag ist nicht im rechten Winkel zum Metallrahmen verlegt. Dadurch musste ein Streifen, verlaufend von 0 mm bis 10 mm Breite eingesetzt werden. e Die Ebenheit des Estrichs des Stiegenhauses ist beim Anschluss der untersten Stufe auf 0,9 m 5 mm abweichend. Die Edelstahlabdeckrosetten des Stiegengeländers liegen durch die Unebenheit nur auf einer Seite auf. Zwischen dem Gumminoppenbelag der Gangfläche und dem Spiegel der ersten Stufe ist eine unregelmäßge Fuge von 2 mm bis 3 mm. Die Stufen sind am Auftritt und auf der Setzstufe mit Gumminoppenbelag verlegt. Die Leichtmetalltreppenkanten sind mit doppelseitigem Klebeband befestigt. An einer Stufe ist die Treppenkante zur Gänze entfernt. An einigen anderen Stufen ist die Treppenkante von Hand zu bewegen. Am Podest ist an der linken Seite keine Treppenkante vorhanden. An der Kante sind Bohrspuren und abgeplatzte, wieder verputzte Estrichstellen feststellbar. Auch an zwei Spiegeln sind durch Bohren und Abplatzungen des Estrichs Erhöhungen des Gumminoppenbelages entstanden. Der Untergrund der Stufen ist an einigen Stellen auf 1 m bis 5 mm uneben. Die vordere Stufenkante verläuft nicht geradlinig und ist in der Mitte durchgebogen. e Die PVC-Sockelleisten klaffen an vielen Stellen bei den Außenecken auseinander. Die Verklebung ist beim Anschluss an die Zargen mangelhaft. An den letzten fünf Stufen zum Obergeschoß an der linken Stiegenseite sind ebenfalls PVC-Sockelleisten verklebt. Bei Zusammenstoß Auftritt und Setzstufe ist die Leiste nicht abgeschnitten und nicht in die Ecke geklebt. Es entsteht dadurch an dieser Stelle ein Hohlraum. e Am Gang im ersten Stock ist der Gumminoppenbelag zur Stiegenöffnung ungenau eingeschnitten. Einige Abdeckrosetten des Stiegengeländers liegen infolge von Unebenheiten im Belag nur einseitig auf. Der Gumminoppenbelag an der linken Seite bei der Türzarge zum Archiv ist erhöht. Beim Hochnehmen konnte festgestellt werden, dass eine hohlkehlenartige Ausbildung im Estrich vorhanden ist. Am Gang gegenüber dem Büro 3 ist am Gumminoppenbelag ein Streifen von zirka 1 cm Breite über die gesamte Gangbreite zu kurz abgeschnitten und dann eingestückelt. e An mehreren Stellen sind unter dem Gumminoppenbelag erhebliche Fremdkörpereinschlüsse mit einer Höhe von zirka 2 mm feststellbar. e An mehreren Stellen sind am Gumminoppenbelag Klebstoffverfleckungen von Reaktionsklebstoff feststellbar. e Die Übergangsschiene ins Büro 3 ist so montiert, dass sie den Gumminoppenbelag zur Seite drückt, eine klaffende Fuge entsteht und der Estrich sichtbar wird. Sämtliche Übergangsschienen sind mit zu großen Schrauben befestigt, dadurch liegen die Schraubenköpfe über dem Schienenniveau und sind nicht versenkt. Die meisten Übergangsschienen sind mit dem Untergrund nicht fest verschraubt und lassen sich bewegen. e Im linken Büro sind bei der rechten Naht die Bahnenkanten nicht dicht aneinander gestoßen. Die Bahnenkanten weisen auf einer Länge von zirka 1,5 m bis zu 3 mm Abstand auf. Durch die Benutzung wird das Flormaterial in die so entstandene Fuge gedrückt und die Naht ist stark sichtbar. e Bei den verklebten Teppichsockelleisten ist an mehreren Stellen zwischen Sockelleiste und Teppichboden die Wand sichtbar. Die Leisten sind an ihrer oberen Kante nicht gerade geklebt und an den Zusammenstößen ausgefranst. Bei den Teppichsockelleisten am Schlingenpolteppich ist das Kettelgarn an der oberen Kante stark aufgeraut und fransig. e Am Veloursteppichboden im rechten Büro im ersten Stock sowie am Schlingenpolteppich im Besprechungszimmer und im gegenüberliegenden Büro sind Klebstoffverfleckungen am Teppichboden feststellbar. Gutachten Um den Sachverhalt beurteilen zu können, sind die Angaben der Hersteller, die anerkannten Regeln der Technik und die einschlägigen Normen heranzuziehen. Die Hersteller schreiben vor, dass Bahnen- und Plattenkanten so dicht wie möglich aneinander zu stoßen sind. In parallelen Räumen sind nach den Regeln des Fachs die Belagskanten parallel zu den Wänden anzuordnen. Abdeckungen an Rohrleitungen oder Stiegenstützen müssen möglichst vollflächig aufliegen. Teppichsockelleisten müssen an ihrer oberen Kante geradlinig verklebt sein. Zwischen Teppichsockelleiste und Teppichboden darf kein Wandstreifen sichtbar sein. Weiterhin dürfen sie beim Zusammenstoß nicht ausfransen. Übergangsschienen müssen mit dem Untergrund fest verschraubt sein, Schraubenköpfe werden versenkt montiert. Der Belag bei Stiegendurchbrüchen ist so anzuordnen, dass keine Einstückelungen vorgenommen werden müssen. PVC-Sockelleisten dürfen in den Innenecken keine Hohlstellen bilden. Die Außenecken sind stumpf zusammenstoßend auf Gehrung (45°) zu schneiden. Bei Stufen muss beim Zusammenstoß zwischen Auftritt und Spiegel die Fuge dicht und geschlossen sein. Die Önorm B 2236 Klebearbeiten (Ausgabe 1991) sagt ergänzend zu dem oben angeführten Sachverhalt: e 3.2.5. Der Untergrund muss raumbeständig sein. Flach verlaufende Unebenheiten in der Oberfläche, gemessen mit einem 1,2 m langen Stahllineal, dürfen nicht größer als 3 mm sein. Im Schwenkbereich von Türen darf der Untergrund keinesfalls vom Türanschlag weg ansteigen. Holzfußböden oder auf diesen montierte Platten müssen schwingungsfrei sein. e 4.1. Prüfpflicht: Der Auftragnehmer hat zu beurteilen, ob der Untergrund für das Kleben des vorgesehenen Belages geeignet ist. Insbesondere hat er zu achten auf flach verlaufende Unebenheiten. Die Oberfläche des Untergrundes ist hinsichtlich der Ebenflächigkeit sorgfältig zu begutachten. Im Zweifelsfalle ist eine Prüfung mittels eines 1,2 m langen Stahllineals durchzuführen. e 4.2. Hinweispflicht: Wenn der Untergrund den Anforderungen der Abschnitte 3.2.2. bis 3.2.8. nicht entspricht, hat der Auftragnehmer vorgefundene Mängel dem Auftraggeber im Sinne der Önorm B 2110 schriftlich zur Kenntnis zu bringen. e 4.3. Vorbereitung des Untergrundes und Durchführung der Verlegearbeiten: Beim Aufbringen des Belages ist dafür Sorge zu tragen, dass durch vollflächige Verklebung und sorgfältiges Anreiben die Bildung von Blasen und Wellen vermieden wird. Die Stöße sind fugendicht zu schneiden und sorgfältig zu kleben. Herausquellender Kleber und Kleberflecke sind vom Belag und von den Profilleisten mit geeigneten Mitteln sofort zu entfernen. Treppenkanten müssen, wenn sie mit dem Auftritt verschweißt werden und auf Zug verlegt sind, am Spiegel nicht unbedingt verklebt werden. Alle übrigen Profile sind grundsätzlich an den hierfür vorgesehenen Flächen voll zu verkleben. Beurteilung e Gumminoppenbelag Eingangsbereich: Das schiefe Verlegen der Gumminoppenplatten und die daraus resultierende Einstückelung ist ein unbehebbarer Mangel, der vom Verlegerbetrieb zu vertreten ist. e Stiegenhaus: Die Unebenheiten am Gang im Erdgeschoß, an den Stiegen, im ersten Stock bei der Tür zum Archiv und bei den Abdeckungen der Stiegenstützen, die über der zulässigen Toleranz liegen, sind vom Estrichleger zu vertreten. Der Auftragnehmer hat aber in seiner Prüfpflicht die Auflage, vorgefundene Mängel am Untergrund dem Auftraggeber schriftlich bekannt zu geben, so dass notwendige Sanierungsarbeiten durchgeführt werden können. Wenn der Bodenleger dieser Hinweispflicht nicht nachkommt, ist der Mangel an der Belagoberfläche von ihm zu vertreten. e Stufen: Die Befestigung der Leichtmetallstiegenprofile mit einem doppelseitigen Klebeband ist unzulässig, da diese Befestigung auf Dauer keinen kraftschlüssigen Verbund herstellt. Diese Befestigungsart bringt eine Unfallgefahr durch Stolpern und Stürzen mit sich. Durch Verklebung mit geeignetem Klebstoff kann dieser Mangel behoben werden. Dies sollte im Hinblick auf die Unfallgefahr so schnell wie möglich geschehen. e PVC-Sockelleisten: Die mangelhafte Verklebung der PVC-Sockelleisten (Außen- und Innenecken) ist ebenfalls vom Bodenleger zu vertreten. Durch Erneuern der PVC-Sockelleisten kann dieser Mangel behoben werden. e Fremdkörpereinschlüsse: Die Mängelbehebung erfolgt hier durch Austauschen der jeweiligen Platten. e Übergangsschienen: Die Mängel an den Übergangsschienen sind behebbar. Die Übergangsschiene beim Büro 3 ist so zu montieren, dass der Gumminoppenbelag nicht beeinträchtigt wird. Die Übergangsschienen sind so zu befestigen, dass sie fest mit dem Untergrund verbunden sind. Die Schraubenköpfe müssen versenkt in der Übergangsschiene montiert sein, so dass sie nicht über das Niveau der Schienen ragen. e Teppichsockelleisten: Die Leisten sind abzunehmen und gerade zu verkleben. Die Fransen an den Stoßstellen sind sorgfältig abzuschneiden. Der Mangel an den Schlingenpolteppichsockelleisten ist dagegen unbehebbar. Der Mangel kann dadurch beseitigt werden, dass die Leisten durch andere ersetzt werden. Wenn kein Teppichboden zur Verfügung steht, können andere Wandabschlüsse wie Holz- oder Schockleisten verlegt werden. e Klebstoffverfleckungen: Die Verfleckungen sind behebbar. Reinigungsfirmen, die sich mit der Teppichreinigung beschäftigen, können den Klebstoff restlos entfernen. Zusammenfassung Da die Verlegefirma die behebbaren Mängel auch in der Nachfrist nicht behoben hat, wurde im Zuge der Ersatzvornahme eine andere Firma damit betraut und die Kosten hierfür der Verlegefirma ebenfalls von der Rechnungssumme abgezogen. Gemeinsam mit den unbehebbaren Mängeln wurden dadurch 50% der Rechnungssumme der Bodenlegerfirma nicht bezahlt. Für die Firma ein schwerer Verlust, der hoffentlich dazu führt, dass in Zukunft nicht mehr so schlampig gearbeitet wird.