bwd im Gespräch mit Klaus Horeis, Objekteur aus Hamburg „Just in Time“ reicht nicht mehr

Die Verlockung ist groß: Da flattert eine Anfrage für ein Ladengeschäft ins Haus, bei dem 2.000 Quadratmeter neuer Bodenbelag verlegt werden soll. Doch Profi Klaus Horeis, ein alter Hase im Objektgeschäft, warnt vor den Fallstricken für Laien.Klaus Horeis, Bodenleger, Geschäftsführer der FDT K. Horeis GmbH in Hamburg, Verantwortlicher für technische Innovationen im Netzwerk Boden.bwd Würden Sie einem Kollegen zu- oder abraten, ein Objekt zu realisieren? Horeis Vor vier Jahren hätte ich noch gesagt: Mach es, du kannst dir maximal die Finger daran verbrennen. Aber heute ist es so, dass der administrative Aufwand extrem hoch ist – für alles werden lückenlose Nachweise gefordert und geht etwas schief, bewegt man sich schnell im existenzgefährdenden Bereich. bwd Sie haben in der Vergangenheit interessante Objekte umsetzen können und sind ein gefragter Partner für die Industrie. Wie sind Sie denn Objekt-Profi geworden? Horeis Die ersten größeren Objekte habe ich bereits in den 90er Jahren verwirklicht. Die Hersteller waren und sind immer auf der Suche nach Partnern, die Produkte von der technischen Seite her begutachten und bewerten – außerhalb der Werksverlegung. Dafür war ich immer sehr aufgeschlossen, das hat sich herumgesprochen, ich habe viel Zeit ins Netzwerken investiert und bin langsam in das Thema reingewachsen. bwd Wie hoch ist der Aufwand für die Bearbeitung von Ausschreibungen? Horeis Wenn man über die nötige Erfahrung verfügt, hält sich die Arbeit für Ausschreibungen dank computerunterstützter Module in Grenzen. Die wahre Kunst ist es, zu erkennen, was Sinn macht und was nicht. Manche Architekten greifen einmal ins Portfolio und wissen gar nicht, was sie wollen. In diesem Fall biete ich auch mal Unterstützung an. An öffentlichen Ausschreibungen beteiligen wir uns gar nicht mehr, weil wir nicht das Ziel verfolgen, der Billigste zu sein. bwd Mit welchen Merkmalen punkten Sie dann beim Kunden? Horeis Zum einen arbeiten wir ausschließlich mit eigenen Leuten. Ich beschäftige derzeit 17 Mitarbeiter. Unser Firmenmotto „Ihr Projekt ist unser Leben“ steht nicht nur auf dem Papier. Es gibt immer einen verantwortlichen Ansprechpartner und klare Zuständigkeiten auf der Baustelle. Wir fahren teilweise Zwei- und Dreischichtbetriebe, um „just in Time“ sein zu können. Das allein genügt jedoch nicht mehr. Wir bauen zusätzliche Puffer ein, da jede Verzögerung eines Ausbaugewerkes im Vorfeld dazu führt, dass wir am Ende die Kohlen aus dem Feuer holen müssen. Dazu benötigen wir eine hohe Manpower und die Flexibilitäsbereitschaft der Angestellten. Außerdem ist mir wichtig, als verlässlicher Partner wahrgenommen zu werden. Deshalb bekommt der Kunde einen Preis, der bis zum Schluss Gültigkeit hat. Damit kommt ein Architekt und Entscheider viel besser klar als mit dem Damoklesschwert eines Nachtrags. bwd Wie kommen Sie an Aufträge? Kommunizieren Sie dabei die Marken der Hersteller oder die „Marke Horeis“? Horeis In der Anfangszeit haben wir selbst Marken erfunden, aber aufgrund der Änderungen im Gewährleistungsrecht galten wir plötzlich als Hersteller. Deshalb haben wir diesen Weg wieder verlassen. Heute agieren wir sehr markenaffin und kommunizieren das auch ganz offen. Die Kunden kommen im Regelfall zu uns in den 130 Quadratmeter großen Ausstellungsraum und ich fühle vor, in welche Richtung es gehen soll. Oft hat der Interessent bereits seinen Architekten oder Innenarchitekten dabei und im Regelfall weiß dieser auch schon, welcher Bodenbelag zum Einsatz kommen soll. Und wir können alles über unsere Netzwerke beziehen, was in Europa auf dem Markt ist und gleichzeitig vernünftige Preise anbieten. bwd In welchen Bereichen sehen Sie heute die größten Herausforderungen im Objektgeschäft? Horeis Bei großen Projekten geht es oft gar nicht mehr um den Preis, sondern um die Machbarkeit. Mit Netzwerk Boden bieten wir das größte zusammenhängende Netzwerk Europas, mit über 3.000 fest angestellten Bodenlegern. bwd Realisieren Sie auch private Projekte? Horeis Privataufträge nehmen bei uns immerhin noch einen Anteil von 20 Prozent des gesamten Umsatzes ein. Diese Aufträge kommen zum einen daher, dass die Objektverantwortlichen Privathäuser haben und auch dort Bodenbeläge benötigen, zum anderen ist es mir wichtig, keinen Privatkunden abzuweisen. Wer nur eine Fußleiste nachmontiert haben will, den nehme ich genauso ernst wie einen unserer bundesweiten Kunden aus dem Lebensmittelbereich oder dem Ladenbau. Wir waren nie überheblich und haben Aufträge abgelehnt, weil sie zu klein sind. Meine Verlege-Lieblingsgröße liegt jedoch zwischen 400 und 2.000 Quadratmetern. Das ist in einer Woche gut zu bewältigen. ijo