Verlegung auf Treppen: Was man wissen muss, wo man nachschauen kann, was man vermeiden sollte Jede Treppe ist speziell

Das Verlegen von Bodenbelägen auf Treppen stellt eine große Herausforderung dar. Wie man ihr mit Geschick und richtiger Herangehensweise erfolgreich begegnen kann, schilderte Norbert Böhm in einem Vortrag anlässlich der TKB-Tagung in Köln."Die Verlegung von Bodenbelägen auf Treppen stellt den Handwerker vor ganz besondere Herausforderungen", sagt Norbert Böhm, Leiter der Anwendungstechnik bei der Uzin Utz AG. Die Unterschiede zum Arbeiten in der Fläche sind erheblich. Nicht nur, dass Treppen eigenen normativen Bestimmungen unterliegen, es kommen auch ganz spezifische Unterkonstruktionen beziehungsweise Materialien mit speziellen Anwendungsbedingungen und Verarbeitungsmerkmalen zum Einsatz. Auch benötigt man für die Verlegung von Bodenbelägen auf Treppen spezielle Werkzeuge. Die DIN 18065 legt unter dem Punkt "Gebäudetreppen" die Hauptmaße und Toleranzen von Stufen, die Tiefe des Auftritts und die Höhe der Treppensteigung fest, ebenso erfährt der Verleger hier, wie er die Maße überprüfen kann. Das Thema Treppen findet sich auch in der für die Fußbodenverlegung gültigen DIN 18365 "Bodenbelagarbeiten": Abschnitt "0.2.15" behandelt die Art der Treppen sowie die Ausbildung der zu belegenden Stufen. "3.4.4" bezieht sich auf die Verlegerichtung des Bodenbelages, "3.6.2" schreibt vor, Treppenstoßkanten und andere Stoßkanten durch Kleben zu befestigen, "4.2.5" regelt den Einbau von Stoßkanten und seitlichen Stufenprofilen und last, but not least gibt Punkt "5.1.1" über die Ermittlung der Leistung auf Flächen von Stufen und Schwellen Auskunft. Dabei ist Treppe längst nicht gleich Treppe: Man unterscheidet gewendelte Treppen, Spindeltreppen, geradläufige Treppen, Bogentreppen, Podesttreppen, offene beziehungsweise geschlossene Treppen. Neben diesen mehr formbeschreibenden Merkmalen sind auch die Materialien, aus denen Treppen bestehen, bestimmend für die Herangehensweise des Bodenlegers bei der Verlegung. Es gibt Treppen aus Betonfertigteilen, die mit der handwerklichen Unmöglichkeit von CM-Feuchteprüfungen (Absperren!) einhergehen, Stahltreppen, bei denen man auf Korrosionsschutz achten muss, oder alte Holztreppen mit Problemen der Bewegung, des Knarrens oder ausgetretener Stufen. Verschmutzte oder verfärbte Natur- und Kunststeintreppen. Treppen aus extrem verdichteten und dünnen Verbundwerkstoffen oder Sicherheitstreppen mit Aluriffelblech für Fluchtwege, die für Bodenbelagarbeiten ungeeignet sind, gehören ebenfalls in diese Reihe. Profi ist gefordert "Wenn Treppen belegt werden, muss der Verleger auch den verschiedenen Untergrundmaterialien besondere Aufmerksamkeit widmen", führt Norbert Böhm weiter aus: Altbeläge, Beschichtungen, Metalle, Unterlagen, Spachtelmassen oder Klebstoffreste sind Hindernisse, die es zu überwinden gilt, um eine einwandfreie Neuverlegung zu sichern. An den Seiten von Treppenläufen können feste Wandfarben, Tapeten oder lockerer Putz für zusätzlichen und ge-werkunüblichen Aufwand sorgen. „Dabei sind Details wie Nägel, Schrauben oder das Knarren bei Holz, Span- oder OSB-Platten typische Herausforderungen, zumal bei hölzernen Untergründen die Kanten zumeist in besonderer Weise ausgetreten sind“, sagt Norbert Böhm. Dabei muss der Verleger immer im Hinterkopf behalten, dass Holzstufen aus materialspezifischen Gründen keine scharfen Kanten aufweisen dürfen sowie die DIN-Vorgaben der 18065 "Gebäudetreppen" beziehungsweise 18365 "Bodenbelagarbeiten" gelten. Alles ist möglichAls Bodenbeläge kommen auf Treppen unterschiedlichste Fußbodenvarianten je nach Anwendungsbereich in Betracht: Textile Beläge, elastische Beläge, massive und mehrschichtige Parkettarten oder Fertigstufen mit Hartbelägen. Sie selbst müssen grundsätzlich für diesen Einsatzzweck geeignet sein und auch richtig verarbeitet werden. So muss beispielsweise die treppenabwärts gerichtete Florrichtung bei Teppichböden beachtet werden. Die Rutschfestigkeit ist auf Treppen ein ganz entscheidendes Kriterium, das mit Antirutschstreifen unterstützt werden kann. Bei elastischen Belägen sind Treppenkantenprofile oder gegebenenfalls Reparaturwinkel unerlässlich. Spezialfall TreppenhausEine weitere Besonderheit sind die baulichen Anwendungsbedingungen bei der Treppenverlegung. Klimaverhältnisse mit niedriger Temperatur, Zugluft und Sonneneinstrahlung sind in Treppenhäusern geradezu typisch. Dazu kommt eine räumliche Enge, die die erforderliche Bewegungsfreiheit bei der Präzisionsarbeit erheblich einschränkt. Häufig stört Publikumsverkehr die laufenden Verlegearbeiten, weil die Teilnutzung der Treppe gewährleistet bleiben muss und nur kurze Absperrzeiten erlaubt sind. Wenn Fluchtwege betroffen sind, gelten erhöhte Brandschutzanforderungen an die Beläge. Ebenfalls sind optische und farbliche Abgrenzungen zu berücksichtigen und in Einzelfällen ist beispielsweise die absolute Barrierefreiheit im Bereich der oberen Stufe zu gewährleisten. Bemerkenswert ist auch, dass Treppenhäuser nicht als Aufenthaltsräume gelten, was wiederum bedeutet, dass sie von der bauaufsichtlichen Zulassungspflicht befreit sind.Der Bodenleger ist also handwerklich extrem gefordert, wenn er Treppen zu belegen hat. Für die Zuschnitte der Stufenbeläge gelten nur geringste Toleranzen. Fehlverklebungen im Treppenbereich sind fatal. Besondere Aufmerksamkeit gilt den Stufenvorderkanten, die mit bündigen Profilen überzahnfrei auszubilden sind. Das besondere Treppenklima ist beim Arbeitsablauf zu berücksichtigen, wobei Spezialwerkzeuge wie ein Föhn oder ein Standventilator hilfreich sein können. Spezialwerkzeug nötigTreppenspinne, Treppeneisen, Anreibhammer oder kleine Spachtel sind typische Werkzeuge, mit denen der Bodenleger auf Treppen agiert. Auch an die Verlegewerkstoffe werden besondere Anforderungen gestellt: Grundierungen beziehungsweise Vorstriche sollten möglichst schnell funktionsfähig sein. Gleiches gilt für Spachtelmassen, die zudem standfest und fein abziehbar sein müssen. Klebstoffe müssen an Ecken und Kanten sofortigen Halt bieten. Eine hohe Anfangshaftung des Belages am Untergrund ist für die sofortige Belastung vorteilhaft, genauso wie eine hohe Endklebkraft wegen der extremen Beanspruchung. Dabei muss die Möglichkeit bestehen, den Bodenbelag anpassen oder korrigieren zu können. Eine gute Walz- beziehungsweise Pinselfähigkeit ist sehr hilfreich, eine lange Kontaktfähigkeit wegen des bisweilen aufwendigen Transports vom Belag zum Untergrund gleichermaßen. Erlaubt, aber vermeidenObwohl lösemittelhaltige Kontaktklebstoffe immer noch eingesetzt werden, sind sie aktuell nicht mehr akzeptabel. Die Gefahr von Explosionen, gesundheitlicher Schäden durch Lösemittel, die Geruchsbelästigung in Treppenhäusern und angrenzenden Wohnungen sprechen ebenfalls dagegen. Darüber hinaus sind die Werkzeuge schwer oder nur durch Verdünnung oder Reinigungsbenzin zu säubern. Auch wenn der Einsatz lösemittelhaltiger Kontaktklebstoffe wegen der fehlenden Zulassungspflicht in den „Nichtaufenthaltsräumen“ möglich wäre, ist davon strikt abzuraten, denn die TRGS 619 erlaubt in Schulen, Kindergärten, im privaten Wohnbereich und Kinderzimmern sowie in Krankenhäusern im laufenden Betrieb keine Lösemittelakzeptanz. Dafür steht eine Vielzahl von Alternativen zur Verfügung, wie beispielsweise Dispersions-Kontaktklebstoffe. Bei diesen kommt es auf eine möglichst kurze Ablüftzeit und einen geringstmöglichen Verbrauch an. Durch einen Auftrag mit speziellen Schaumstoffrollen kann der Klebestoff kontrolliert aufgebracht werden. Dabei wird dieser beispielsweise auf einem Belagstück mit einem Spanplattenstreifen vorverteilt. An Ecken und Kanten empfiehlt sich das Aufstreichen mit einem Silikonpinsel. Fazit: Treppen stellen ganz besondere Anforderungen an den Verleger, die Anwendungsbedingungen zwischen Treppe und Fläche unterscheiden sich erheblich. Für alle Bodenbeläge und Anwendungsbedingungen gibt es geeignete Lösungen, wobei lösemittelhaltige Klebstoffe keine Berechtigung mehr haben. Fest steht, dass Treppensanierungen zu den anspruchsvollsten Bodenbelagarbeiten gehören und für die Verlegung ein Profi erforderlich ist.