bwd im Gespräch Andreas Wolf, Geschäftsführer Mapei Österreich und Mapei Betontechnik - Ich wollte wieder Feuer spüren"> bwd im Gespräch Andreas Wolf, Geschäftsführer Mapei Österreich und Mapei Betontechnik Ich wollte wieder Feuer spüren

In der Wirtschaft ist es wie im Sport nicht ungewöhnlich, dass ein Manager in ein anderes Unternehmen wechselt. Welche Motivation dahintersteckt, hat boden wand decke im Gespräch mit dem neuen Geschäftsführer von Mapei Österreich, Mag. Andreas Wolf, erfahren.Mag. Andreas Wolf (r.) als neuer Mapei-Geschäftsführer und Paul Solczykiewicz als Vertriebsleiter für Resiliente haben sich eine deutliche Umsatzausweitung vorgenommen.Ich wollte wieder Feuer spürenDer bisherige Vertriebsleiter von Murexin, Mag. Andreas Wolf, wechselte vor kurzem zum direkten Konkurrenten Mapei ( bwd berichtete). Im Sport käme das einem Wechsel von Rapid zu Austria gleich. Welche Gründe hinter diesem überraschenden Seitenwechsel stehen, hat bwd-Österreich-Redakteur Thomas Mayrhofer in einem Gespräch mit Andreas Wolf an seiner neuen Wirkungsstätte am Produktionsstandort Nussdorf ob der Traisen herausgefunden. bwd Herr Wolf, wie viele andere Branchenkenner war ich überrascht von der Meldung über Ihren Wechsel zu Mapei. Können Sie uns erläutern, wie es zu diesem Schritt kam? Wolf Ich war ein Murexin-Mann durch und durch und mit meinen Aufgaben immer zufrieden. Weil ich aber meine Verantwortungen immer mit vollem Herzen wahrnehme, hatte ich in letzter Zeitaufgrund verschiedener Richtungsentscheidungen, die ich nicht voll mittragen konnte, eine gewisse Veränderungsbereitschaft entwickelt. Als Mittvierziger wollte ich mich noch einmal einer völlig neuen Herausforderung stellen. Eigentlich hatte ich vor, ein Unternehmen aus einer anderen Branche zu übernehmen. Als sich dieser Plan dann zerschlagen hatte, kam der Anruf eines Headhunters gerade zum richtigen Zeitpunkt. Ich hätte mir diese Veränderung vor sechs Monaten aber selbst noch absolut nicht vorstellen können. bwd Wie ist es nach dem Anruf weitergegangen? Wolf Mich hat die Aufgabe gereizt, eine gut aufgestellte Firma in Österreich weiter auszubauen und zu neuen Erfolgen zu führen. Bei meinen Gesprächen in Mailand mit Doktor Giorgio Squinzi hat auch die Chemie gestimmt, sodass wir gemeinsam ein gutes Konzept für die Zukunft in Österreich ausgearbeitet haben. Ich wollte einfach wieder das Feuer spüren, etwas Neues anzupacken und ohne Reibungsverluste direkt umzusetzen. bwd Ihr Vorgänger als Mapei-Österreich Geschäftsführer, Peter Gissinger, ist nach einer zweimonatigen Übergangszeit in Pension gegangen. Wird sich an der Struktur in Österreich jetzt etwas ändern? Wolf Ich werde die beiden Bereiche Mapei mit dem Pulver- und Klebstoffgeschäft und auch den Bereich Mapei Betontechnik leiten. Damit verbunden ist eine Bereinigung der Strukturen mit dem Ziel, noch schlagkräftiger beim Kunden auftreten zu können und gewisse Synergie-Effekte zu erzielen. Einen starken Effekt erwarte ich mir durch die Installierung einer eigenen Verkaufsabteilung mit einem verantwortlichen Verkaufsleiter. Ich habe für diese wichtige Position Paul Solczykiewicz gewinnen können, der vorher Key-Account-Manager bei Murexin war und nun zu uns gewechselt hat. bwd Welche Ziele haben Sie sich im Resiliente-Bereich, wie Sie den Bereich für Fußbodentechnik nun nennen, vorgenommen? Wolf Wir sind zwar mit der Umsatzentwicklung im heurigen Jahr zufrieden und haben auch in den letzten Jahren trotz der Krise immer zugelegt. Wir haben aber das dezidierte Ziel, in jedem Bericht zumindest die Nummer drei am Markt zu werden und den Umsatz in den nächsten fünf Jahren um 25 Prozent zu steigern. Dies ist sicher eine ambitionierte, aber durchaus realistische Planung. »Eine Umsatzsteigerung um 25 Prozent ist das Ziel.« bwd Wie wollen Sie dieses Ziel erreichen? Wolf Wir sind als Problemlöser mit einer starken Anwendungstechniker-Mannschaft bekannt. Diese Stellung am Markt wollen wir weiter ausbauen. Nur mit Innovationen und gutem Service kann man sich am Markt vom Mitbewerb unterscheiden. Wir werden daher zu unseren drei Resiliente-Außendienstlern, insgesamt haben wir 18 Mitarbeiter im Außendienst, mittelfristig weitere drei weitere aufnehmen und damit den Markt noch mehr bearbeiten. bwd Zum Service gehört auch die Logistik. Sie sind mit der Pulverproduktion in Nussdorf ob der Traisen und Ihren vier Abhollagern gut aufgestellt. Wird sich da etwas ändern? Wolf Unsere Abhollager in Brunn am Gebirge, Hall in Tirol, Graz und Klagenfurt werden gut frequentiert und sind für unseren Vertrieb sehr wichtig. Wir werden aber noch ein bis zwei Standorte, besonders in Oberösterreich, prüfen und dann realisieren, um eine noch bessere Flächendeckung zu erreichen. bwd Mapei ist bekannt für Innovationen. Wie sehen Sie dieses Thema für die Zukunft? Wolf Mapei ist als Weltunternehmen mit einer Forschungs- und Entwicklungsquote von fünf Prozent exzellent aufgestellt. Bei unserem Jahresumsatz von über 2,4 Milliarden Euro bedeutet dies über 100 Millionen Euro, die wir Jahr für Jahr in die Verbesserung der bestehenden Produkte und in die Entwicklung neuer Lösungen investieren. Allein die 500 Mitarbeiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung in Mailand sind mehr Köpfe, als mein früherer Arbeitgeber insgesamt hat. bwd Was wird sich beim Marketing ändern? Wolf Wir haben sofort beschlossen, nach Jahren der Abstinenz wieder auf der Casa 2014 auszustellen. Dort wollen wir die Branche direkt von unseren Möglichkeiten überzeugen. Weiters planen wir auch eine Kundenreise in unsere Mailänder Zentrale, um den Kunden in Österreich unsere Möglichkeiten direkt vor Ort zu zeigen. bwd Sie haben in Österreich derzeit nur die Pulverproduktion, während die Nassprodukte aus Italien zugeliefert werden. Wird sich daran mittelfristig etwas ändern? Wolf Bei den Pulverprodukten muss man wegen der hohen Transportkosten vor Ort produzieren, um wettbewerbsfähig zu sein. Bei den deutlich höherpreisigen Nassprodukten gilt dies nicht in dem selben Ausmaß, sodass wir hier aus meiner Sicht keinen Handlungsbedarf haben. bwd Wird sich im Vertrieb etwas ändern? Wolf Wir setzen neben dem für uns ganz wichtigen Direktvertrieb zu den einzelnen Verarbeitern auch auf unsere bewährten Partnerschaften mit Besko und der Wohnunion, die sich sehr gut entwickeln und gute Zuwächse aufweisen. bwd Abschlussfrage: Wie ist Ihr persönliches Resümee nach den ersten Wochen in der neuen Firma? Wolf Da beide Firmennamen mit „M“ anfangen, muss ich mich manchmal noch bemühen, mich nicht zu versprechen. Das wird aber von Tag zu Tag leichter. Ansonsten bin ich mit meiner Entscheidung sehr zufrieden. Ich pendle zwar mehr mit dem Auto zwischen meinem Wohnort Wiener Neustadt und den beiden Mapei-Standorten Nussdorf und Langenwang, dafür aber viel weniger im Flugzeug. Nach der auch mental doch turbulenten Wechselphase, die man sich wie einen Beziehungswechsel im privaten Bereich mit allen Höhen und Tiefen vorstellen kann, bin ich nun wieder voll „auf Schiene“ und freue mich jeden Tag auf meine neue Herausforderung. Besonders genieße ich den vermehrten Kundenkontakt, weil der die schönste Aufgabe für mich ist. Ich freue mich, dass ich diesen doch großen Schritt gemacht habe und kann jedem nur empfehlen, auf sein Bauchgefühl zu hören, wenn es Veränderungsbedarf und -möglichkeiten gibt. bwd Wir danken für das Gespräch. Thomas Mayrhofer