Berufsschule für das Baugewerbe Wien Besuch in der 2. Bodenlegerklasse Frontal war gestern

Ödes Abschreiben von der Tafel, stures Auswendiglernen? Nicht in der Berufsschule in Wien. Dort dürfen die Schüler der Bodenlegerklasse ihren Unterricht auch mal selbst gestalten - mit eigenen Themen, Laptop und Beamer.Bei der Präsentation von Sandra Schübel passen ihre männlichen Kollegen in der Klasse besonders gut auf.Frontal war gestern Es ist ruhig an diesem Freitagvormittag in der 2. Bodenlegerklasse in der Wiener Berufsschule. Die Schüler blicken alle gebannt an die Tafel zu Sandra Schübel und hören ihr zu. Sie ist aber keine Lehrerin, sondern selbst noch Schülerin und hält an diesem Tag ihr Schülerreferat. Vor einem Jahr wurden diese Schülerpräsentationen eingeführt. Dadurch sollen die Auszubildenen motiviert werden, sich Themen auch selbständig zu erbarbeiten und lernen, wie man Vorträge hält. Das einzige Mädchen in der Klasse Als Thema für ihr Referat hat sich Sandra Schübel „Parkettschleifen und Versiegeln“ ausgesucht. Sie ist das einzige Mädchen unter lauter Burschen in dieser österreichischen Bodenlegerklasse und lernt im Betrieb von Christian Steurer. Für den Vortrag hat sich die Schülerin die nötigen Texte und Bilder ohne Schulskripte selbst gesucht und zusammengestellt. Etwa vier Stunden habe sie dafür gebraucht, erzählt die 18-jährige Auszubildende. Weil sie im Stoff sehr sicher ist, bringt sie den ihren Mitschülern, die durchgehend aufmerksam zuhören, klar und verständlich rüber. Referate sind ja nicht jedermanns Sache, die gute Schülerin ist jedoch in ihrem Element. Sandra Schübel erklärt, welche Prüfpflichten es gibt und welche Vorbereitungsarbeiten gemacht werden müssen. Die Schülerin erzählt ihren Mitschülern auch, wie Handwerker mit Maschinen und verschiedenen Schleifmitteln umgehen müssen, damit nichts passiert. Nach dem Vortrag heben sich auch gleich die ersten Finger. Einige ihrer Mitschüler haben noch Fragen, die sie noch beantwortet: „Warum muss man die Nägel vor dem maschinellen Schleifen entfernen?“ oder „Was sind die Gefahren beim Ölen von Parkettböden?“ So bekommt jeder angehender Bodenleger das erklärt, was er noch nicht wusste. Das macht allen deutlich mehr Spaß als der Frontalunterricht der Lehrkräfte. Aber ihr Lehrer Heinz Hofer kann sich trotz eines Schülerreferates nicht zurücklehnen. Er hört jedem Schüler genau zu, hilft bei Fragen, korrigiert Fehler oder spricht das eine oder andere wichtige Thema noch einmal an. Bessere Leistungen fördern Nach einer halben Stunde des freien Vortrages mit Laptop- und Beamer-Unterstützung inklusive dem anschließenden Frage-und-Antwort-Spiel fällt der zuständige Lehrer Heinz Hofer an diesem Freitagvormittag in Wien seine Notengebung: „Ein glatter Einser, sehr gut.“ Den Lehrern an der Wiener Berufsschule sind solche Referate wichtig. Die gesunde Konkurrenz durch diese moderne Unterrichtsform wird dadruch gefördert, sind sich die Pädagogen sicher. Weil jeder Schüler besser als der Kollege sein will, entstehe eine positive Spirale für noch bessere Leistungen. Speziell, wenn ein Mädchen besser sei als die Burschen, sporne dies alle Beteiligten zu immer neuen, noch besseren Leistungen an. Thomas Mayrhofer T.Mayrhofer@deta.at