Praxis für Berufsschüler Aus Fehlern lernen - Eine richtige Baustelle für Lehrlinge"> Praxis für Berufsschüler Aus Fehlern lernen Eine richtige Baustelle für Lehrlinge

Die Bodenleger-Berufsschüler der dritten Klassen in Wien retteten auf einer Praxisbaustelle einen verpfuschten Estrich und verlegten Parkett. Das Ergebnis war ein großer Lernerfolg für die Schüler – und ein zufriedener Bauherr.Auf der Praxisbaustelle lernten die Berufsschüler, wie sie Probleme lösen.Eine richtige Baustelle für LehrlingeWenn ihre Arbeiten auf den Platten nach der Ausbildung wieder entsorgt werden, ist das für die Bodenleger-Berufsschüler wenig konstruktiv. Eine Arbeit auszuführen, die von Menschen genutzt wird, motiviert deutlich mehr. Aus diesem Grund bemühte sich die Berufsschule in Wien mit ihrem Industrie-Partner Murexin um eine Praxisbaustelle. Dass solche Projekte schwer zu finden und aufwändig zu betreuen sind, war für Berufsschullehrer Heinz Hofer, Leopold Radlinger und KommR Christian Dobianer kein Grund, ein solches Vorhaben nicht zu starten. Es wurde ein Bauherr gefunden, bei dessen Estrichverlegung einiges schiefgelaufen war. In dem Einfamilienhaus mit Fußbodenheizung und Zementestrich war nicht nur die Oberflächenfestigkeit schlecht, es gab zudem keine Messpunkte und kein Aufheizprotokoll. Diese Fehler hätten noch ohne größeren Aufwand saniert werden können, wenn der Estrichleger nicht bei der Höhenlage arg danebengelegen wäre. „Da hat ein ganzer Zentimeter Estrich gefehlt, es lagen erhebliche Unebenheiten vor, sodass wir die gesamte Fläche mit über 1 t Spachtelmasse in drei Arbeitsgängen Nivellieren und Rakeln mussten“, erzählten die Berufsschullehrer. Davor galt es, die Estrichfläche von 60 m² vollflächig abzuschleifen und mit einem Zweikomponenten-PU-Vorstrich zu verfestigen. Murexin stellte das gesamte Material kostenlos zur Verfügung, die Arbeiten führten die Bodenlegerlehrlinge der beiden dritten Klassen in Wien aus. Messgeräte getestetBevor die Arbeiten beginnen konnten, wurden sämtliche Prüfpflichtpunkte abgearbeitet. Die Schüler hatten die Möglichkeit, mit den neuesten Messgeräten praktisch auf der Baustelle zu arbeiten und den richtigen Umgang und Einsatz der verschiedenen Messgeräte kennen zu lernen. Vor allem die Messung der Ebenheit mit dem Laser-Gerät stieß bei den Lehrlingen auf der Baustelle auf großes Interesse. Es wurden auch die verschiedensten Messgeräte für die Feuchtigkeitsbestimmung vorgeführt. Besonders staunten die Schüler, als sie nach einer Woche Trockenzeit die 10-mm-Schicht Spachtelmasse noch feucht vorfanden. Das war kein Wunder, denn die Lehrer hatten den Bauherrn aufgefordert, nicht zu lüften und die Raumtemperatur auf 16 Grad zu senken. So zog dann die Verlegetruppe nach langen Messungen und Diskussionen wieder ab, um in der darauf folgenden Woche mit der Verlegung des Zwei-Schicht-Parketts zu beginnen. Nach einer Woche ausheizen und lüften konnte dann endlich mit der Verlegung des von der Firma Bauwerk kostenlos bereitgestellten Parkettbodens losgelegt werden. Es wurde auch eine FidBox eingebaut, um den Schülern den Umgang mit diesem modernen Prüf- und Aufzeichnungsgerät zu zeigen. Die Verklebung ging rasch und gut von der Hand, sodass am Ende der Lehrbaustelle ein schönes Ergebnis vorlag, mit dem nicht nur die Lehrlinge und Ausbilder zufrieden waren, sondern auch der Bauherr. „Das war die größte Hürde, dass die Bauherren nicht glauben, dass unsere Lehrlinge einen schönen Boden verlegen können. Weil sie aber alle Verbrauchsmaterialien plus die Vorbereitungsarbeiten und die Parkettverlegung kostenlos bekamen, haben sie zugestimmt, den verpfuschten Estrich zu retten“, summieren die Berufsschullehrer. Die acht Lehrlinge leisteten im Zeitraum von acht Monaten insgesamt acht Tage Arbeit. Der Stadtschulrat von Wien gab sein Einverständnis und kontrollierte die Arbeiten regelmäßig, wobei es keine Beanstandungen gab. Zufriedener Bauherr„Das war spitze!“, war nicht nur der Kommentar des glücklichen Bauherrn, sondern auch die Rückmeldung von den Lehrlingen, die unter Praxisbedingungen viel mehr gelernt hatten, als das in der Werkstatt möglich wäre. Der Dank der Berufsschule ging an Gernot Wagner und Helmut Gatterwe von Murexin, die die Baustelle organisierten und mit Material und Betreuung unterstützten, sowie an Bauwerk für die Bereitstellung des Parketts. „Wir planen noch heuer und auch im nächsten Jahr weitere Erfahrungsbaustellen. Schließlich lernen die Schüler nicht nur, wie sie ein komplettes Projekt abwickeln, sondern auch, wie sie in der Praxis Probleme erkennen und lösen. Das ist durch nichts zu ersetzen“, sagte das Lehrer-Trio. Auch die Berufsschullehrer arbeiteten einen Teil der Stunden unentgeltlich, was ein solches Projekt eben verlangt. Thomas Mayrhofer