Herrnhutterhaus Harald Mladosevits teilt sich eine Ausstellungsfläche mit anderen Gewerken - Ein Schauraum für alle"> Herrnhutterhaus Harald Mladosevits teilt sich eine Ausstellungsfläche mit anderen Gewerken Ein Schauraum für alle

Die meisten Bodenlegerbetriebe haben einen Schauraum ganz für sich. Dass dies nicht immer die einzige oder beste Lösung sein muss, zeigt ein Beispiel aus Niederösterreich.Ein Schauraum für alleViele Unternehmer kennen die Situation: Der eigene Schauraum ist in die Jahre gekommen und entspricht nicht mehr den Bedürfnissen der Kunden. Vor dieser Herausforderung stand auch Harald Mladosevits, Inhaber eines Parkettverlegerbetriebes in Maria Enzersdorf am südlichen Rand von Wien. Sein vor acht Jahren gegründeter Parkettverlegebetrieb mit acht Mitarbeitern floriert gut, aber allein die notwendigen Investitionen von über 70.000 Euro ließen den Handwerksunternehmer nach Alternativen suchen. „Ich hatte die Idee, mich mit anderen Gewerken in einem Gemeinschaftsschauraum zusammenzuschließen, schon lange, als sich im Vorjahr eine tolle Chance ergab. In einer ehemaligen Billa-/Schlecker-Filiale, die nur 100 Meter von meinem früheren Schauraum entfernt liegt, war eine Fläche von knapp 500 Quadratmetern frei. Der Hausbesitzer, ein Immobilienmakler, hat gezielt verschiedene Betriebe mit der Idee eines Gemeinschaftsschauraums rund um die Innenraumgestaltung angesprochen und uns zusammengebracht“, erzählt Mladosevits. Ganz einfach war das nicht. Im Vorfeld mussten viele Dinge geklärt werden, um die unterschiedlichen Bedürfnisse zusammenzubringen. Das „Herrnhutterhaus“ hat in der Bevölkerung ein gutes Image und liegt verkehrsgünstig an der Hauptstraße. Die sechs beteiligten Firmenchefs, neben dem Parkettleger eine Inneneinrichterin, ein Gebäudesteuerungstechniker, ein Sonnenschutzfachmann, ein Malermeister, ein Hafnermeister und die Immobilienverwaltung des Hausbesitzers setzten sich zusammen und erarbeiteten ein Konzept. 35.000 Euro in eigene Fläche investiertSo bekam jede Firma eine eigene Fläche zugewiesen. Die Küche und die lange Schaufensterfront werden gemeinsam genutzt, was in der Praxis gut funktioniert. „Ich habe für die Gestaltung meiner Fläche von ca. 80 Quadratmetern rund 35.000 Euro investiert, also weniger als die Hälfte von dem Betrag, den ich in meinem alten Schauraum für die Erneuerung gebraucht hätte“, sagt Mladosevits: „Auch die Miete im neuen Objekt liegt fast im gleichen Rahmen und das trotz der größeren Fläche, hatte der alte Schauraum doch nur 60 Quadratmeter.“ Neben der großzügigen Flächengestaltung im übersichtlich gestalteten Gemeinschaftsschauraum harmonieren auch die einzelnen Bereiche gut miteinander, sodass ein Wohneffekt entsteht. Potentielle Kunden sollen sich vom ersten Augenblick an wohlfühlen, was auch die Kaufbereitschaft stärkt. „Ich hatte zwar schon vorher eine Abschlussquote von über zwei Drittel der Kostenvoranschläge. Diese Quote hat sich aber sicher noch gesteigert“, meint der 35-jährige, der oft schwierige Unterkonstruktionen, altes Tafel- oder Stabparkett macht und einen großen Teil seiner Parkettböden ölt. Zwischen 200 und 250 Kunden hat er im Jahr mit einer Jahresbetriebsleistung von 700.000 bis 800.000 Euro. Die Familie von Mladosevits ist bereits in dritter Generation im Parkettlegehandwerk tätig. „Mein Großvater hat wie mein Vater schon Parkett verlegt und auch mein Onkel hat einen Betrieb in der Nähe. Uns liegt das Holz einfach im Blut“, erklärt er. Der Parkettleger will im heurigen Jahr die gemeinsame Werbung noch weiter forcieren. „Wir haben mit unserem 36-seitigen hochwertigen Herrnhuterhaus-Magazin, das wir an 50.000 Haushalte im Bezirk verschickt haben, ein gutes Echo bekommen. So eine Werbung wäre alleine nicht zu bezahlen. Gemeinsam geht es eben besser“, findet der Hobbyfußballer. Ein weiterer Vorteil für den gelernten Bau- und Möbeltischler ist, dass das Geschäft von Montag bis Freitag durchgehend von 10 bis 18 Uhr besetzt ist. „Den Samstagsdienst teilen wir uns, sodass ich jede sechste Woche von 10 bis 13 Uhr vor Ort bin. Gegen Terminvereinbarung kann der Kunde natürlich jederzeit kommen, damit wir genug Zeit für die Beratung haben.“ Von einer gemeinsam angestellten Arbeitskraft für die Beratung ist man kurz nach der Eröffnung gleich wieder abgekommen. „Unsere Gewerke sind so verschieden, dass es fast unmöglich ist, auf jedem Gebiet von einer Person wirklich kompetente Auskünfte zu bekommen. Die Beratung muss eben jedes Unternehmen selbst machen, damit die Kunden wirklich zufrieden sind.“ Falls er gerade nicht im Schauraum ist, können Interessierte einen Termin mit dem Bodenlegerchef ausmachen. „Ich setze auf Privatkunden und mache nur einige wenige größere Sachen im Jahr. So habe ich fast keine Zahlungsausfälle und kann immer ruhig schlafen“, sagt er. Chemie zwischen Akteuren muss stimmenOb er seinen Kollegen in der Branche seine Schauraumlösung weiterempfehlen kann? „Auf jeden Fall! Es ist zwar nach nicht einmal einem ganzen Jahr noch zu früh, um endgültig Bilanz zu ziehen, aber unsere bisherige gemeinsame Zusammenarbeit hat uns allen neuen Schwung gegeben. Außerdem wären alle Alternativen für mich sicher schlechter bzw. teurer gewesen. Unsere Lösung ist aber sicher nicht so einfach nachzumachen, weil auch die Chemie zwischen den einzelnen Akteuren stimmen muss. Wenn man sich nicht versteht, nützt auch der beste Vertrag nichts, da Streit immer kontraproduktiv für das Geschäft ist.“ Wie gut es wirklich läuft, kann man aus der Tatsache schließen, dass der Hausherr nach nur einem halben Jahr bereits Pläne für einen Zubau im Hof hat, damit Platz für weitere Mieter entsteht. „Einen Tischler würden wir uns alle wünschen. Davon würden alle, aber besonders der neue Mieter profitieren“, meint der zufriedene Firmenchef. Thomas Mayrhofer