Der interessante Schadensfall: Der falsche Gebrauch von Dämmunterlagen kann zu erheblichen Schäden beim Parkettbelag führen Zweimal ist einmal zu viel

Mit einer doppelten Unterlage unter Mehrschichtparkett das Trittschallverhalten verbessern zu wollen, ist eine schöpferische Idee, die einem Verleger, der als Planer agiert, besser nicht kommen sollte. Das beweist dieser Schadensfall.Nur wenige Monate freute sich der Hausherr einer noblen Altstadtwohnung in einer ostdeutschen Hafenstadt über seinen neuen Parkettfußboden. Er hatte auf der kompletten Fläche den Teppichboden rausreißen und stattdessen eine dreischichtige, eingefärbte Schiffsbodendiele verlegen lassen. Zunächst war alles perfekt. Doch allmählich stellten sich einige erhebliche Fugen ein, der Boden schien in Teilbereichen zu schwanken und entwickelte Geräusche. Diese haben den Bauherrn letztendlich dazu veranlasst, eine schriftliche Aufforderung zur Beseitigung des angeblichen Schadens an den Auftragnehmer zu versenden. Der sah sich den Boden daraufhin an, plädierte aber in allen drei Fällen auf „hinnehmbar“ und rückte auch nach vielem Hin- und Hergeschreibe nicht von seiner Position ab. Die Sache nahm ihren Verlauf und endete vor Gericht. Das wiederum zog einen Sachverständigen zu Rate. Dieser vereinbarte einen Ortstermin, den der Handwerker beziehungsweise dessen Bevollmächtigter aber nicht wahrnahm, wohl auch deshalb, weil der Ton zwischen den Parteien bei den letzten Gesprächen schon reichlich an Höflichkeit vermissen ließ. SchadensbildSchon beim Betreten der Wohnung fiel dem Sachverständigen auf, dass bei nahezu jedem Schritt, den er auf dem Boden machte, deutliche, ungewöhnliche Knistergeräusche hörbar waren. Er ließ die anwesenden Personen über den Boden laufen, sah sich die Nachgiebigkeit bei Belastung durch das Begehen an und verschaffte sich ein Bild von den akustischen Erscheinungsbildern, die während dieser Maßnahmen entstanden. Das markante Knistern war in der Tat unüberhörbar und war auch vollflächig in allen Räumlichkeiten, am meisten jedoch in den häufig begangenen Flur- beziehungsweise Wohnzimmereingangsbereichen feststellbar. Nicht minder auffällig waren einige Fugen von bis zu etwa 1,5 bis 1,8 mm Breite, die bei dreischichtigem Parkett durchaus als beanstandungswürdig zu bezeichnen waren und sich in unregelmäßigen Abständen verteilten, vornehmlich auch an den stark frequentierten Stellen. Im mit einem zentnerschweren Barockbett und dazu passendem Eichenschrank eingerichteten Schlafzimmer schwankte der Parkettboden zudem merklich und sichtbar, wenn man sich zwischen den Möbeln bewegte. In der kleinen Biedermeierglasvitrine hörte man sogar das Meißener Porzellan wackeln. Die Fragen zum Aufbau der Konstruktion und zum eingesetzten Parkett konnten vom anwesenden Bauherrn nur unzureichend beantwortet werden und auch die vorgelegten Unterlagen gaben nur wenig Aufschluss, sodass der Parkettboden geöffnet werden musste, um nähere Angaben zu erhalten. Also wurden Dielen im Randbereich und unterhalb einer Übergangsschiene entfernt. Dort wurde nach vorsichtigem Heraushebeln eines Abschnittes der Aufbau offensichtlich. Sichtbar war eine Spanplatte, etwa 22 mm dick, im Randbereich. Darunter schien ein alter Dielenboden zu liegen. Ein zufällig offengelegter Schraubenkopf deutet auf eine Verschraubung dieser beiden Fußbodenebenen hin. Auffällig waren ein etwa 2 mm dicker Schaumrücken und darauf eine etwa 3 mm dicke, verklebte Schaumstoffunterlage. Schadensanalyse Jetzt konnte sich der Hausherr erinnern. „Der Teppichboden ist seinerzeit entfernt worden, indem dessen Flor sich relativ sauber von der Rückenbeschichtung lösen ließ und als ebene, nachgiebige Unterlage auf dem Spanplattenunterboden verblieb. Um Trittschallgeräusche für die darunterliegende Wohnung so gering wie möglich zu halten, hatte der Handwerker vorgeschlagen, auf die bestehende Unterlage noch eine etwa 3 mm dicke zusätzliche Unterlage aufzukleben und darauf das dreischichtige Mehrschichtparkett schwimmend zu verlegen.“ Genau das, was der Bauherr berichtet, war auch an einem zweiten Türdurchgang nach dem Entfernen einer Übergangsschiene deutlich nachvollziehbar. Die Geschichte war eindeutig. Das vollflächige Knistern des Bodens hatte seine Ursache in dem unsachgerechten Aufbau der Parkettkonstruktion. Die Nachgiebigkeit der doppellagigen Unterlage war zu groß und hatte dafür gesorgt, dass das Parkett durch die ständige Belastung allmählich in der leimfreien Nut-Feder-Verbindung immer größere Spielräume erhielt. Sie vergrößerten die Reibungspotentiale und trugen zu den Knistergeräuschen bei, welche ebenfalls durch die aufeinander verklebten Unterlagen auf dem Spanplattenunterbau hervorgerufen wurden. Auch die Tatsache, dass in den am meisten begangenen Bereichen die Erscheinung am intensivsten war, unterstützte diese Vermutung. Damit die Trittschallübertragung in die untere Wohnung positiv beeinflussen zu wollen, war also ein nicht gelungener Eingriff in die Planung von Schalltechnik. Die teilweise erheblichen unregelmäßigen Fugenbildungen wurden mit einer zwangsläufigen Schädigung der Nut-Feder-Verbindung zwischen den Dielen begründet. Die leichten Aufwölbungen im Schlafzimmer waren auch durch die Verlegeart hervorgerufen worden und durch zentnerschwere Barockmöbel, die den schwimmend verlegten Boden einspannten, verstärkt. Auch die raumklimatischen Faktoren, die beim Ortstermin deutlich in Richtung höherer Luftfeuchten und niedrigerer Temperaturen abwichen, hatten ihre Folgen in der Fugenbildung. SchadensbeseitigungDer Boden musste inklusive der Schaumunterlagen komplett entfernt und danach fachgerecht neu verlegt werden.