bwd im Gespräch Martin Orasch, Geschäftsführer Böhm & Landegger - „Zwei verschiedene Welten“"> bwd im Gespräch Martin Orasch, Geschäftsführer Böhm & Landegger „Zwei verschiedene Welten“

Nach der Übernahme von Böhm durch Landegger wird die Marke neu belebt. Was Geschäftsführer Martin Orasch vorhat, hat bwd am Firmensitz in Pottendorf gefragt.Landegger-Chef Martin Orasch (li.) und Böhm-Verkaufsleiter Norbert Hinterleitner wollen der Marke Böhm wieder zu Glanz verhelfen.„Zwei verschiedene Welten“Die Übernahme von Böhm durch Landegger war Anfang des Jahres ein wichtiges Thema in der Branche. Was hat den reinen Bodenbelagsspezialisten dazu gebracht, plötzlich auf Stoffe zu setzen? Ist die Nische im Hochwertbereich überhaupt groß genug, um daraus wirklich ein Geschäft auf dem engen Markt zu machen? Oder gibt es doch so viele Synergien, dass sich das Ganze rechnet? Landegger-Chef Martin Orasch hat nach dem erfolgreichen 25-jährigen Firmenjubiläum noch einen Gang höhergeschaltet. bwd Herr Orasch, viele in der Branche fragen sich, warum Sie als Bodenspezialist plötzlich als Stoffhändler im Hochwertbereich auftreten. Was war der Grund für den Kauf von Böhm? Orasch Der Kauf von Böhm war für uns eine einmalige Gelegenheit. So eine starke Marke bekommt man nicht alle Tage. Es macht unheimlich viel Freude, sich mit diesem neuen Themenfeld zu beschäftigen. bwd Wo sehen Sie die größten Unterschiede zwischen Bodenbelags- und Stoffhandel? Orasch Das sind zwei ganz verschiedene Welten. Beim Boden geht es um technische Daten, um Mengenzahlen und Einkaufskonditionen, also alles sehr technisch und rational. Beim Stoff geht es wesentlich mehr um Mode, Haptik und Gefühl. Es ist eine große Herausforderung, die richtigen Lieferanten zu finden, da der finanzielle Einsatz für die Kollektionen noch viel größer als beim Boden ist. Schön für uns ist, dass sich viele frühere Böhm-Lieferanten gemeldet haben, die wieder verstärkt mit Böhm zusammenarbeiten wollen. Daraus ergeben sich interessante Ansätze für die Zukunft. »Wir setzen mit Böhm voll auf den gehobenen Bereich.« bwd Wie sehen Sie das Potential für Böhm in Österreich? Orasch Wir setzen voll auf den gehobenen Bereich, da die anderen Segmente in Österreich vom Mitbewerb schon sehr gut abgedeckt sind. Böhm hatte bei der Übernahme durch uns 800 kaufende Kunden, der Großteil des Umsatzes wird aber mit 100 Kunden bestritten. Ich sehe das Potential in Österreich bei 500 Fachhandelskunden, von denen wir mittelfristig 300 als Böhm-Partner gewinnen wollen. bwd Wie steht es mit dem Lager und der Logistik - gibt es da auch große Unterschiede? Orasch Wir haben unsere neuen Kollektionen stark eingelagert, damit wir gut lieferfähig sind. Die Logistik bei Stoffen ist einfacher, da der Transport nicht so sperrig ist wie bei den Bodenbelagsrollen. Wir sind es gewohnt, rasch und zuverlässig zu liefern. Mittelfristig soll Böhm ein genauso gutes Image wie Landegger bei Lieferfähigkeit und Kundenzufriedenheit erhalten. bwd Wie haben Sie die Betreuung der Kunden organisiert? Orasch Nachdem Boden und Stoff zwei unterschiedliche Welten sind, gibt es für die Marke Böhm eine getrennte Betreuungsmannschaft. Neben Verkaufsleiter Norbert Hinterleitner sind drei Außendienstmitarbeiter mit der Kundenbetreuung beschäftigt, die volle Kompetenz für den Stoffbereich bringen. Eine Marke lebt schließlich von den Menschen, die sie repräsentieren. Natürlich gibt es viele Synergien. Wir haben z.B. die Verwaltung und die internen Abläufe zusammenlegen können. Dies betrifft nicht nur die EDV und das Bestellwesen, sondern auch die Buchhaltung und die Logistik. Wir sind wie am Boden sehr schlank aufgestellt und damit besonders fit für den harten Wettbewerb. bwd Gibt es sonst noch Synergien beim Verkauf? Orasch Derzeit profitiert die Marke Böhm sicherlich sehr stark vom großen Landegger-Kundenstamm. Dies soll sich aber mittelfristig ausgleichen, sodass wir bei Stoffkunden auch unsere Bodenbeläge platzieren können. Das dauert aber seine Zeit, da habe ich keine Illusionen. bwd Planen Sie etwas im Bereich Online-Handel? Orasch Genau wie bei den Bodenbelägen wenden wir uns ausschließlich an den Fachhandel und den Fachhandwerker, da wir Produkte zur professionellen Verarbeitung anbieten. Da dies auch in der Zukunft so bleiben wird, brauchen wir keinen Online-Shop und haben in dieser Richtung nichts geplant. Die Verkaufsunterstützung durch das Internet wird selbstverständlich weiter forciert, weil dies notwendig ist, um alle Kundenschichten zu erreichen. »Das Vertrauen des Fachhandels wollen wir zurückgewinnen.« bwd Wie war die Geschäftsentwicklung im vergangenen Jahr und welche Ziele haben Sie für 2014? Orasch Einige Produktgruppen haben sich positiv entwickelt, andere weniger. In der Summe war es ein herausforderndes Jahr. Wir wollen die Marke Böhm weiter als Hochwert-Anbieter am Markt platzieren und das Vertrauen des Fachhandels zurückgewinnen. Bei Landegger setzen wir beim Parkett neben der Zusammenarbeit mit Admonter auf die Eigenmarke „Landpartie“. Zur Casa bringen wir neue Kollektionen heraus und kommunizieren verstärkt das Argument „made in Austria“. Wir sind überzeugt, dass der textile Bodenbelag, besonders im gehobenen Bereich, wieder Steigerungen zulässt. Wir werden unsere Eigenmarke miroo, „individuell carpet“, weiter ausbauen. bwd Wir danken für das Gespräch. Thomas Mayrhofer