IVC/Moduleo Zu Besuch im belgischen Avelgem, dem Hauptsitz der IVC-Gruppe - Zufällig passiert hier gar nichts"> IVC/Moduleo Zu Besuch im belgischen Avelgem, dem Hauptsitz der IVC-Gruppe Zufällig passiert hier gar nichts

Entweder ganz oder gar nicht. Nach dieser Devise hat die belgische IVC seit ihrer Gründung 1997 konsequent ihren Weg an die Spitze betrieben. Der europäische Marktführer bei elastischen Bodenbelägen will den Erfolg jetzt bei LVT wiederholen.Es sind die drei riesigen Windturbinen, die dem Besucher von weitem als Erstes auffallen, wenn er sich dem IVC-Werk im belgischen Avelgem nähert. Aber hoch hinaus wollte die International Vinyl Company schon seit ihrer Gründung im Jahr 1997. Man hatte sich damals zum Ziel gesetzt, sich in kürzester Zeit als unabhängiger und internationaler Anbieter für Kunststoffbodenbeläge am Markt zu etablieren. Ziel erreicht, kann man rückblickend nur sagen: Aus der IVC ist längst die IVC-Gruppe geworden. In ihren Niederlassungen in Belgien, Luxemburg, den USA und Russland arbeiten 1.200 Mitarbeiter. Der konsolidierte Gruppenumsatz betrug 605 Millionen Euro 2014. Bezogen auf die letzten 15 Jahre bedeutet dies eine Verzehnfachung des Umsatzes. IVC ist heute europäischer Marktführer für elastische Bodenbeläge und weltweit anerkannt für Premium-Vinyl, Laminat- und LVT-Böden. Ein Beispiel dafür, dass diese bemerkenswerte Entwicklungsgeschichte wohl nicht zufällig war, ist jüngst der Erfolg von Moduleo. Unter dieser Marke ist IVC 2012/13 in das Geschäft mit Designbelägen eingestiegen. Zu einem Zeitpunkt, als sich im boomenden LVT-Markt bereits Überkapazitäten abzeichneten und die Vertriebskanäle im Handel eigentlich besetzt waren. Die Belgier bauten wie damals 1997 eine Fabrik auf der grünen Wiese. Ein echter Kraftakt, wie IVC-Vertriebsgeschäftsführer Olivier Bossuyt einräumt, und ein Schritt, der Mut erforderte. „Wir haben uns bei CV-Belägen einen exzellenten Ruf erarbeitet. Wären wir mit einem qualitativ schlechten Designbelag gekommen, hätte das den Ruf des ganzen Unternehmens beschädigt.“ Ähnliche Überlegungen hatten das IVC-Qualitätsbewusstsein schon einmal geschärft, in den Gründungsjahren nämlich, als IVC noch ein Teil der Balta-Gruppe war, und man für die Etablierung der neuen CV-Beläge die „Teppichbodenreputation“ von Balta und am Ende auch die Balta-Absatzkanäle nutzte. Image-GewinnDer formidable Start von Moduleo dürfte denn auch erheblich beflügelt worden sein vom guten Image, das IVC gerade im deutschen Großhandel besitzt. „Der Großhandel sieht die IVC-Gruppe als seriösen Partner an“, sagt Moduleo-Vertriebschef Burkhard Lehmann und Bossuyt ergänzt: „Wir haben immer Wort gehalten, wenn wir etwas versprochen haben. Das hat Vertrauen geschaffen.“ IVC macht kein Direktgeschäft, sondern bedient in Deutschland ausschließlich den Großhandel und den Fachhandel. Hier punkten seit Jahren die Vinylbeläge von der Rolle unter den Marken Leoline (die Vinylkollektion für den privaten Verbraucher) und Itec (Objektgeschäft). Es sei von Beginn an klar gewesen, auch mit Moduleo ausschließlich den Groß- und Fachhandel zu bedienen. Ein Glücksfall war es für IVC, dafür den LVT-Insider Burkhard Lehmann als Vertriebschef D/A/CH zu gewinnen, der eine Ausweitung der Vertriebskanäle Richtung DIY denn auch kategorisch ausschließt. Das würde ja auch dem erklärten Ziel zuwiderlaufen, mit Moduleo „eine Stufe nach oben zu gehen“. Damit will man sich von Beginn an absetzen von Tendenzen, wonach der Designbelag eines Tages zum Billigprodukt werden könnte. „Wenn wir vom Preisverfall bei Designbelägen überzeugt wären, hätten wir nicht ein derart hochmodernes und aufwendiges Produkt in den Markt gebracht“, sagt Bossuyt. Was macht den Unterschied? Vielleicht ja auch dies: Im Gegensatz zu manchem Wettbewerber beherrsche man den gesamten Produktionsprozess, sagt Bossuyt. Es stand deshalb nie außer Frage, die LVT-Produktion selbst in die Hand zu nehmen. Der Entscheidung für den Produktionsstandort Belgien liegt die Überzeugung zu Grunde, dass die Marke hier eine hohe Produktqualität gewährleisten kann, die verglichen mit Fernost technisch und ästhetisch überlegen ist. Knapp 40 Millionen Euro ließ man sich das Moduleo-Werk kosten, das es verdient, nicht zuletzt unter ökologischen Aspekten genauer unter die Lupe genommen zu werden. Der Strom ist grünDa sind besagte Windturbinen, die rund 50 Prozent der Energie liefern, die zur Herstellung der Moduleo-Produkte notwendig ist. Dazu kommt: Die Bodenbeläge bestehen aus bis zu 50 Prozent wiederverwerteten und zertifizierten Materialien. Für die Printprozesse verwendet man ausschließlich umweltverträgliche und wasserlösliche Tinten „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, jeden einzelnen Produktionsprozess kontinuierlich in jeder Hinsicht zu optimieren und unsere gesamten Luxus-Vinylbodenbeläge auf eine ökologisch verantwortungsvolle Weise zu produzieren“, sagt Bossuyt und räumt ein, dass es trotz der grünen Produktion nicht einfach sei, Ökoaspekte mit PVC-Belägen zu verbinden. Neben dem ökologischen Ehrgeiz gilt die Aufmerksamkeit bei IVC der steten Optimierung des Kundenservices. Dass beispielsweise die Lieferfähigkeit neben der Produktqualität entscheidendes Wettbewerbskriterium ist, wird vor allem bei Designbelägen deutlich. Für Unternehmen, die Designbeläge aus Fernost importieren, sind entsprechende Lagerkapazitäten Pflicht. Bei Moduleo, mit der Produktion quasi vor der Haustür, eher Kür, könnte man meinen. Doch auch hier gehen die Belgier auf Nummer sicher: Ein vollautomatisches Hochregallager, eben erst in Avelgem in Betrieb genommen, bietet Raum für 10.500 Paletten und trägt bereits heute der von IVC weltweit prognostizierten steigenden Nachfrage nach Moduleo-Produkten Rechnung. Eine Million Quadratmeter beträgt die Lagerkapazität. Zwölf Vollzeitbeschäftigte legen sich für einen Service rund um die Uhr ins Zeug. Servicebausteine wie diese ergeben neben der Produktqualität am Ende ein Gesamtpaket, das Moduleo am Markt eine herausragende Stellung sichern soll. Angesichts der inzwischen über 70 Designbelaganbieter gewiss keine leichte Aufgabe, der man sich jedoch selbstbewusst stellt. Im Gegensatz zu manchem Wettbewerber setzt man dabei auf die hauseigene Kompetenz, beispielsweise bei der Farb- und Designforschung und der eigenen Herstellung von Filmen und Prints. Trends zu erkennen und rechtzeitig umzusetzten sind unabdingbare Erfolgskriterien. Denn Designbeläge verkaufen sich nahezu ausschließlich über Farbe und Design. Wer hier danebenliegt, kann im Grunde einpacken. Ein Beispiel: Gerade mal 22 Holzdessins enthielt die Moduleo-Impress-Kollektion bei ihrer Markteinführung 2014. Man kann sich leicht ausmalen, wie sehr es hier darauf ankommt, dass jede einzelne Dekorauswahl auch farblich sitzt. Und nicht nur das: Über Erfolg und Misserfolg entscheidet bei PVC-Designbelägen auch, wie gut das Original aus Holz oder Stein optisch imitiert wird. Das gelingt perfekt mit dem Verfahren „Embossed in register“, auf das Moduleo bei seiner Kollektion Impress setzt. Dahinter verbirgt sich die Möglichkeit, beispielsweise bei Holzdekoren Astlöcher oder Strukturen mittels Reliefdruck und Prägetechnik fühlbar nachzubilden. Designbeläge, die nach diesem Verfahren hergestellt werden, sind optisch nicht mehr vom Original zu unterscheiden. Moduleo hat mit seiner Impress-Linie, die seit 2014 auf dem Markt ist, bewiesen, dass man in Sachen Trends und Authentizität ganz vorne dabei ist. Das bestätigt auch die positive Resonanz auf den Messen zum Jahresauftakt. Allerdings will man sich darauf in Avelgem nicht ausruhen und auch dies aus gutem Grund. Weil Trends immer kurzlebiger werden, entscheidet am Ende auch die Geschwindigkeit, mit der Trends umgesetzt werden. Und da leistet sich Moduleo jetzt mit „Next Generation“ ein Update auch für die kompletten Linien Select und Transform. Vier ausgemachte Megatrends sind dabei in die vier Moduleo-Kollektionsthemen eingeflossen: „Soft Touch.“ Helle Hölzer und Naturstein-Dekore harmonieren hier mit den zeitlosen skandinavischen Designs der Inneneinrichtung. Bodenbeläge aus dem Thema „Nature“ sollen die zeitgenössische Architektur mit naturverbundenen Einflüssen ergänzen, und zwar mit Naturholz- und Natursteindessinierungen. Bei „Urban energie“ setzten die Trendscouts von Moduleo auf das zeitgenössische Feeling kühler Inneneinrichtung, die unter anderem ein Mix aus grauen Holztönen am Boden ergänzen soll. Bodenbeläge aus der „ZEN“-Welt schließlich sollen eine „neutrale Basis legen“ für Wohlfühlräume. Dem Verarbeiter treuAls goldrichtig entpuppte sich offenbar auch die Strategie, die beiden Varianten Klick und Dryback bei allen drei Moduleo-Kollektionen gleichberechtigt nebeneinander anzubieten. „Auch das ist einer der Gründe dafür, warum der Markt Moduleo so erfolgreich aufgenommen hat“, sagt Lehmann. Ende 2015 soll dann mit Moduleo Flex eine Variante zur losen Verlegung auf den Markt kommen. Aktuell würden in der Entwicklungsabteilung noch Optimierungsprozesse laufen. Schließlich wolle man auch hier von Beginn an den vollen Erfolg des Produktes. Und zwar zum Wohle des Verarbeiters und Objekteurs, wie man ausdrücklich betont. „Wir waren und sind auch in Zukunft auf der Seite der Verarbeiter“, sagt Lehmann, dessen Know-how Klick und Looselay zum Trotz in einem Renovierungsmarkt immer gefordert sein werde. Ob die Klick- und Looselay-Varianten jemals zu einem signifikanten Volumengeschäft taugen, hinge letztlich auch davon ab, inwieweit Architekten und Entscheider darauf zurückgreifen. Verabschiedet hat man sich übrigens von Designbelägen mit einer Nutzschicht von 0,7 mm. Man reagiert darauf auf einen starken Nachfragerückgang in dieser Klasse. Hintergrund: Selbst im Ladenbau benötigt man inzwischen keine dicken Nutzschichten mehr, weil Bodenbeläge kurzlebigen Modetrends folgend schneller ausgetauscht werden als früher. „Es war eine Grundsatzentscheidung, auch im Objektbereich auf 0,55 zu setzen. Damit decken wir alles ab“, sagt Bossuyt. Neue SpielräumeApropos Ladenbau. Noch vor zehn Jahren war es schwierig, neben dem Retail-Bereich ein anderes Segment für Designbeläge zu gewinnen. Nur eine Dekade hat hier alles auf den Kopf gestellt. Und die private Nachfrage habe dabei, so Lehmann, noch gar nicht richtig angefangen. So geht man denn auch in Avelgem davon aus, dass das LVT-Wachstum in den nächsten drei Jahren anhält. Eine weitere Prognose sei seriös nicht möglich, sagt Bossuyt. Doch irgendwie rechnet man bei IVC doch mit langfristigen Zuwachsraten vor allem auch international. Das belegt die Tatsache, dass die IVC-Gruppe gerade ein neues Werk für modulare Designbeläge in den USA baut. Die Inbetriebnahme der größten Produktionsanlage in Nordamerika mit einem Investitionsvolumen von 80 Millionen US-Dollar steht in Kürze bevor. Und auch dann könnte die erprobte Strategie wieder funktionieren: Seit der Jahreswende gehört die IVC-Gruppe ja zum US-amerikanischen Unternehmen Mohawk. Die Absatzkanäle des weltweit größten Bodenbelagherstellers dürften schon ungeduldig auf die IVC-Qualitätsprodukte aus amerikanischer Produktion warten. In Avelgem eröffnen im Gegenzug die frei werdenden Produktionskapazitäten dem europäischen Moduleo-Wachstum die nötigen Spielräume, sagt Bossuyt, der überdies beobachtet, dass sich die rasante Entwicklung bei Designbelägen auch vorteilhaft auf das tradierte CV-Geschäft auswirkt. „CV hat sich wieder positiv positioniert“, sagt Bossuyt, aber IVC hätte sich bei CV auch neu erfinden müssen. So gebe es inzwischen mehr Steindekore im klassischen CV-Bereich als bei LVT. Was für außergewöhnliche Designs darüber hinaus in naher Zukunft bei CV-Belägen von IVC international auf den Markt kommen, lässt sich nur unzulänglich beschreiben: Ein Wüstenboden, Asphalt und ein Schottenkaro zum Betreten liegen unter anderem in Avelgem auf dem Boden der Designabteilung. „Aber hier bitte keine Fotos.“