Der interessante Schadensfall: Spachtelmasse nicht trocken Zu sehr aufs Tempo gedrückt

Was passiert, wenn sich der bodenlegende Handwerker in ein zu enges Zeitkorsett zwängen lässt, zeigt dieser Fall. Der Einzugstermin rückte immer näher, die Verlegung drängte, allein: die Spachtelmasse war nicht trocken genug.Zu sehr aufs Tempo gedrückt Der Handwerker hatte sich in seiner Arbeit vom Bauherrn unter Zeitdruck setzen lassen die Schadensbilder hatte er indes nicht alleine zu verantworten. Schadensbild Dass das Parkett unter Druck stand, zeigten die im Randbereich komprimierten Korkstreifen. An den Stäben waren konvexe Verformungen festzustellen zum Teil mit geringfügigen Fugen, an anderer Stelle mit „press“ aneinanderliegenden Stäben. Ebenfalls auffällig: In einem Teilbereich zeichnete sich die Stäbchenmittellage des dreischichtigen Parketts deutlich ab. Genaue Holzfeuchten musste die Darrprobe bringen; verlegt war Eiche, in großem Umfang in geräucherter Form. Der Ammoniakgehalt des Holzes machte die bauseitige Messung unmöglich. Feuchtigkeit war jedenfalls am Werk gewesen doch wo kam sie her? Es handelte sich um einen Altbau, der Zementestrich lag über Jahre und war zum Zeitpunkt der Verlegung eindeutig trocken gewesen. Weißlich verfärbte Kopfstöße ließen auf ziemlichen Wassereintrag im Zuge der Pflege schließen. Damit beauftragt war in dem feudalen Privathaus in hervorragender Lage eines süddeutschen Städtchens ein Gebäudereinigungsunternehmen. Wie gesagt, das Ergebnis schien unbefriedigend. Das passte zu den schriftlichen Beanstandungen des Verlegers unmittelbar nach dem Ende seiner Arbeit. Denn just zu dem Zeitpunkt, als er sich den verdienten Lohn abholte, waren die Gebäudereiniger zugange. Weil die Handwerker gerade den Küchenboden mit recht viel Wasser reinigten, hielt der Parkettleger das Treiben mithilfe seiner Digitalkamera unauffällig im Bild fest. Natürlich zückte der Verarbeiter beim Gutachtertermin sogleich sein Foto als vermeintliches Beweismaterial. Denn die beschriebenen Probleme waren nicht ohne Folgen geblieben, so dass zwischen Auftragnehmer und Bauherr in der Frage des Schadensverursachers Uneinigkeit herrschte. Schadensanalyse Die Verlegung war wie erwähnt unter erheblichem Zeitdruck vorgenommen worden. Der Bauherr wollte schnell einziehen, da er kurzfristig sein vorheriges Haus hatte räumen müssen. Wie in solchen Fällen üblich, musste der Parkettleger die schon reichlich überzogene Renovierungszeit der anderen Gewerke abpuffern und Dinge zulassen, die für die Erstellung eines sauberen Gewerks hinderlich sind. So wurde in einigen Bereichen das fertige Parkett abgedeckt, um noch umfangreiche Putz- und Malerarbeiten vorzunehmen. Weil das im Frühjahr passierte, war im Umbau hohe Luftfeuchtigkeit zu verzeichnen. Gebt Gas, lautete immer wieder die Anweisung bei der Fertigstellung der Parkettarbeiten. Der Unterboden war teilweise zu spachteln; mitunter infolge von erheblichen Unebenheiten, wie in der Endabrechnung der Mehrverbrauch zeigte. Zur Anwendung kam eine gipsgebundene Spachtelmasse. Das Parkett, zweischichtiges Material auf Sperrholzträger und in manchen Bereichen Dreischichtparkett auf Stäbchenmittellage, war in allen Räumen mit MS-Parkettklebstoff verarbeitet worden. Wo die Fußbodenheizung eingebracht worden war und ein Birkenparkett lag, herrschte sehr trockenes Raumklima vor. Etwas mehr als 30 Prozent relativer Luftfeuchte hatte Holzfeuchten von um die sechs Prozent zur Folge gehabt. Leichte Fugenbildungen durften hier als materialtypisch gelten und waren daher zu tolerieren. Etwas anders war die Situation in den beiden großen Wohnküchen. Dort zeigte sich nicht nur ein deutliches Verformungsbild, das mit klar erkennbaren Stippnähten sogar in Längsrichtung und erheblichen Verfärbungen im Kopfbereich auf eine zu nasse Reinigung hindeutete. Hier hatte der Verleger seine Fotos geschossen. Für den Gutachter hatten die sichtbaren Auswirkungen auf das Holz allerdings noch größere Aussagekraft. In zwei anderen Bereichen lag dreischichtige Eiche, deren Feuchtegehalt zwischen neun und knapp zwölf Prozent betrug. Die Verformungen waren durchaus zu bemängeln, mit geringfügigen Stippnähten an der Seite. Die Stäbchenmittellage zeichnete sich deutlich ab. Vor allem in den Flächen, die aufgrund von erheblichen Unebenheiten gespachtelt hatten werden müssen. Das ließ darauf schließen, dass in den Bereichen die Spachtelmasse noch eine zu hohe Feuchtigkeit aufgewiesen hatte, als verlegt wurde. Gipsbasierte Spachtelmassen trocknen zwar relativ spannungsfrei bei größeren Schichtdicken, geben aber nur langsam Wasser ab, zumal in den Räumen bei der Verlegung anscheinend eine hohe Luftfeuchtigkeit herrschte. Ansonsten gab es große Flächenbereiche, die geringfügige Verformungen und Fugenbilder, gelegentlich bei Gegenlicht erkennbare Stäbchenabzeichnungen des Trägers und dezente Verfärbungen im Kopfstoßbereich aufwiesen. Für den Gutachter waren dies aber im Großen und Ganzen tolerierbare Erscheinungsbilder von natürlichem Holz. Ergebnis Der Sachverständige, der im Auftrag der Architekten moderierend auf die zwei Parteien einwirken sollte, empfahl, den Boden in den verschiedenen Bereichen zunächst unberührt liegen zu lassen. Raumklimatische Bedingungen würden in Monaten höherer Luftfeuchte die Verformungen in allen Bereichen reduzieren. Lediglich für die Küche empfahl er einen Abschliff und eine Neuversiegelung zum gegebenen Zeitpunkt. Ein gezielter Hinweis auf das Raumklima sowie vor allem fachgerechte Reinigung und Pflege schlossen die Empfehlung ab.-