bwd im Gespräch Peter Reischer, Vertriebsleiter für Österreich, Deutschland, Italien bei der Murexin AG - Zahlenmensch mit Bauchgefühl"> bwd im Gespräch Peter Reischer, Vertriebsleiter für Österreich, Deutschland, Italien bei der Murexin AG Zahlenmensch mit Bauchgefühl

Vor etwas über einem Jahr hat Prokurist Mag. (FH) Peter Reischer die Vertriebsverantwortung bei Murexin übernommen. Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen. Mit bwd sprach er über seinen doch etwas ungewöhnlichen Werdegang vom Controller zum Vertriebsleiter, über die Herausforderungen und seine Ziele beim österreichischen Hersteller.

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    Mag. (FH) Peter Reischer.

bwd Herr Reischer, Sie haben vor kurzem einen Doppelpreis von der Wohnunion für den besten Lieferanten und den besten Außendienst bekommen. Wie haben Sie das geschafft?

Reischer Das ist natürlich nicht mein Verdienst, da ich ja erst seit etwas über einem Jahr die Vertriebsverantwortung übernommen habe. Ich habe einen sehr guten Mitarbeiterstamm übernommen, der sich durch seine ausgezeichnete Arbeit mit diesem Preis belohnt hat. Wichtig für mich ist immer, dass wir ­unseren Kunden zuhören, wir ­ihre Bedürfnisse verstehen und daraus Lösungen entwickeln können.

bwd Sie sind seit elf Jahren im Unternehmen in den verschiedensten Positionen tätig. Bitte schildern Sie uns Ihren Werdegang.

Reischer Ich habe zuerst die Hochbau-HTL gemacht und habe dann die Fachhochschule für wirtschaftsberatende Berufe absolviert, bin also Techniker und Kaufmann. Bei Murexin habe ich 2003 als Produktionscontroller begonnen. Meine erste Aufgabe war es, die Abläufe in der Produktionsvorbereitung so zu optimieren, dass unsere Schnelldreher immer innerhalb von 24 Stunden verfügbar sind. Durch Produktstraffung, Logistik- und Lagermanagement ist es gelungen, auch nach vielen Jahren des Wachstums von über 40 Prozent noch immer mit derselben Lagerfläche auszukommen. Danach war ich im Controlling tätig und habe 2007 zusätzlich die Gesamtverantwortung für die Buchhaltung übernommen. Als ich vom Vorstand im Vorjahr das Angebot bekam, den Vertrieb zu übernehmen, habe ich nicht lange gezögert und mich dieser Herausforderung gerne gestellt.

bwd Vom Innendienst in den Außendienst, noch dazu mit der Führungsverantwortung zu wechseln, ist doch sehr ungewöhnlich und sicher nicht einfach gewesen. Was war für Sie die größte Schwierigkeit?

Reischer Sicher ist eine solche Umstellung nicht ganz einfach, doch wie meistens im Leben eine Frage der Einstellung. Ich liebe den Umgang mit Menschen und habe mir gleich zu Beginn viel Zeit für mein Team genommen und mit allen Mitarbeitern ausführliche Gespräche geführt, vor allem bezüglich Ihrer Erwartungen und Marktfeedback. Damit konnte ich von Anfang an viel Vertrauen aufbauen und mir ein umfassendes Bild machen. Durch den guten Rückhalt im Unternehmen, der auch mit der Erteilung der Prokura einherging, und eben diesen Gesprächen konnte ich meinem Team diesen Rückhalt zurückgeben, sodass wir die doch etwas turbulente Übergangszeit bis auf wenige Einzelfälle sehr gut gemeistert haben. Natürlich hat sich hier auch meine Sichtweise verändert – standen in meinen vorherigen Positionen naturgemäß eher die Kosten im Vordergrund, ist es nun die Kundenorientierung und die effiziente Beratungsleistung meines Teams. Auch kleine Veränderungen und angepasste  Abläufe können viel Verbesserungswirkung bringen. So etwas fällt auf und wird honoriert.

bwd Haben Sie intern umstrukturiert?

Reischer Ja, wir haben von den Regionalleitern, die für alle unseren vier Sparten verantwortlich waren, auf Spartenleiter umgestellt, die als Spezialisten mit dem Produktmanagement und dem Marketing einfach schlagkräftiger mit den Kunden agieren können. Das bringt uns Schnelligkeit am Markt durch bessere Umsetzung der Kundenwünsche.

bwd Wie kommen Sie zu den Kundenwünschen und wie setzen Sie diese dann um?

Reischer Wir hören unseren Kunden einfach aufmerksam zu und haben auch eine Umfrage gemacht, was Sie vom Murexin-Außendienst erwarten. Herausgekommen ist, dass der regel­ mäßige Besuch weniger wichtig ist, als einen kompetenten Ansprechpartner für maßgeschneiderte Lösungen auf der Baustelle zu haben, der genau dann mit Rat und Tat zur Stelle ist, wenn es herausfordernd wird. Durch diese Anforderungen sind schon viele Produktideen entstanden, die wir dann als Problemlöser einsetzen konnten. Bei den Innovationen geht es immer mehr in Richtung Anwendungserleichterung, Arbeits- und Umweltschutz sowie Nachhaltigkeit in allen ­Belangen. Mit dieser Einstellung wollen wir uns vom doch harten Preiswettbewerb durch Mehrleistung absetzen. Schließlich wollen wir ja, dass der Kunde unsere Produkte kauft. Das wird er nur machen, wenn er den deutlichen Mehrwert sieht.

bwd Wie ist die geschäftliche Entwicklung im Inland und in den Auslandsmärkten derzeit und was sind Ihre ­Ziele?

Reischer Wir hatten in den ersten vier Monaten heuer eine deutliche Steigerung, natürlich basierend auf einem niedrigen Niveau durch den strengen Winter im Vorjahr. Nachdem wir im Vorjahr gegen die allgemein rückläufige Marktentwicklung in Österreich unsere Umsätze halten konnten, planen wir für heuer ein Plus im einstelligen Prozentbereich in Österreich und eine etwas deutlichere Steigerung in unseren Auslandsmärkten. Dort läuft es ziemlich unterschiedlich. Während wir es in Polen derzeit nicht leicht haben, kommen wir in Ungarn seit unserer Produktionseröffnung vor sechs Jahren sehr gut voran und das mit gleicher Produktqualität, was keine Selbstverständlichkeit ist. Auch in Deutschland läuft es sehr gut für uns, dort sind genau wie in Italien noch gute Zuwächse für uns möglich.

bwd Wo wollen Sie in drei bis fünf Jahren stehen und wie wollen Sie Ihre Ziele erreichen?

Reischer Ich will unsere Struktur im Vertrieb weiter stärken und auch unsere Innovationen gemeinsam mit unseren Kunden weiter vorantreiben. Wir wollen in unseren bereits bestehenden Märkten weiter kontrolliert wachsen und werden in den kommenden Jahren punktuell neue Märkte erschließen.

bwd Wie entspannt sich ein vielbeschäftigter Manager, der wie Sie dauernd unterwegs ist?

Reischer Ich suche den Ausgleich im Sport und fahre besonders gerne mit dem Montainbike durch die Natur. Weil ich das „Abschalten“ aber im wahrsten Sinne des Wortes praktiziere, bemühe ich mich, auch das Smartphone immer wieder bewusst auf die Seite zu legen oder auch am Tagesrand manchmal ganz auszuschalten. Ich motiviere auch meine Mitarbeiter dazu, weil schließlich jeder eine Auszeit zum Regenerieren braucht, um dann wieder leistungsfähig und motiviert zu sein. Es ist meiner Meinung nach ein Irrglaube, sich unersetzlich zu machen, indem man ständig zu jeder Tages- und Nachtzeit und auch im Urlaub erreichbar ist. Das ist auf Dauer kontraproduktiv. Hier liegt es auch an uns Führungskräften, Strukturen zu schaffen die ein bewusstes Abschalten ermöglichen und eine sinnvolle Balance zwischen Arbeits- und Privatleben zulassen.

bwd Herr Reischer, wir danken für das Gespräch und wünschen alles Gute für die Umsetzung Ihrer Pläne.

Mit Peter Reischer sprach Redakteur Thomas Mayrhofer.