Mapei Mehr Marketing- und Promotionaktionen „Wir stehen früh auf und kämpfen“

Die Ära Albreit ist vorbei, die Ära Meier hat begonnen. Auf den Pressetagen stellten Mapei-Chef Dr. Giorgio Squinzi und Geschäftsführer Meier klar, dass der Wechsel an der Spitze kein Rückschlag, sondern ein Aufbruch ist. Mapei Deutschland will wachsen und hat sich hohe Ziele gesteckt.„Wir stehen früh auf und kämpfen“ Er ist die Ruhe selbst. Dr. Giorgio Squinzi, Firmenpatriarch des mailändischen Bauchemieherstellers Mapei, verzieht keine Miene. Ob er nicht die Konkurrenz des ehemaligen Geschäftsführers fürchte, der nun beim Wettbewerber Kerakol arbeitet, fragt ein Journalist. Squinzis Antwort kommt schnell und klar: „Wir sind nicht besonders besorgt.“ Dr. Giorgio Squinzi und Adriana Spazzoli, Marketing & PR Director der Mapei S.p.A., haben es sich nicht nehmen lassen, eigens zur Pressekonferenz nach Frankfurt zu kommen. Der deutsche Markt ist ihnen wichtig. Dem einstigen Geschäftsführer scheinen die Mailänder in der Tat keine Träne nachzuweinen. Squinzi: „Wir haben in Deutschland nun keine Handbremse mehr.“ Die Steigerung in den letzten vier bis fünf Monaten übertreffe die der letzten zwei Jahre deutlich. Im Übrigen spiele man in einer anderen Liga als Kerakol, dessen Geschäftsführer Albreit nun ist. „In diesem Jahr werden wir die Marke von zwei Millionen Tonnen verkauftem Fliesenkleber weltweit überschreiten. Das ist eine ganz andere Dimension“, betont Squinzi. Der Mapei-Konzern wächst in der Tat deutlich: 19 Prozent Wachstum im Vergleich zu 2005, allein in den USA baut das Unternehmen drei neue Werke und der voraussichtliche Jahresumsatz 2006 liegt über einer Milliarde Euro. Dagegen lieferte Mapei Deutschland in den vergangenen Jahren wenig überzeugende Zahlen. „In den vergangenen sechs Jahren hatten wir mit schwierigen Bedingungen im deutschen Markt zu kämpfen“, fasst Meier zusammen. Er zeichnet die Entwicklung noch einmal nach. Projekt Vision 2010 Der Fliesenverbrauch ist zwischen 1997 und 2006 um fast 60 Millionen Quadratmeter zurückgegangen. Der Eigenheimbau hat sich halbiert, das Bauvolumen ist vor allem in Ostdeutschland dramatisch zurückgegangen. In der Fußbodentechnik waren die Absätze in den Jahren 2000 bis 2002 rückläufig, seit 2003 habe man den Umsatz in diesem Segment gesteigert, für 2006 erwarte man fast acht Millionen Euro. 2005 waren es immerhin schon 6,8 Millionen Euro. Andere Wettbewerber hätten im deutschen Markt einen Vorsprung von bis zu 15 Jahren. „Der Markt entwickelt sich nicht sehr dynamisch, aber wir gehen frischen Mutes voran“, sagte Meier. Doch Mut allein ist Mapei nicht genug. Mit dem Projekt Vision 2010 hat sich der Konzern ein klares Ziel gesteckt: einen konsolidierten Umsatz von zwei Milliarden Euro. Mapei Deutschland soll 2010 einen Umsatz von 50 Millionen Euro erreichen. 2005 lag er bei 32 Millionen Euro. Meier: „Da müssen wir schon früh aufstehen und kämpfen.“ Der Deutschland-Chef weiß auch wie. Mit einer gestrafften Organisation und neuen Zuordnung der Verantwortlichkeiten etwa. Meier will das Image ausbauen und „überall präsent sein“. Dazu zähle auch, dass man die Objekte in Zukunft deutlich mehr zeige. Sein Sortiment möchte Mapei noch stärker auf die deutschen Kundenbedürfnisse ausrichten, sein Kernsortiment forcieren und das Handelsgeschäft ausbauen. „Das bedeutet natürlich eine Disziplinierungsmaßnahme für das ganze Unternehmen“, resümiert Meier. Auch im Außendienst soll sich einiges ändern. Mapei will künftig stärker mit Marketinginstrumenten spielen und vermehrt mit Promotion-Aktionen um die Kunden werben. So sollen bestimmte Produkte in bestimmten Abständen in den Fokus gerückt werden. Mit Zugabeaktionen wie dem Fässchen Bier zur Fußballweltmeisterschaft habe man deutliche Umsatzschübe ausgelöst. „Eine Kaufentscheidung ist eben immer auch eine Bauchsache“, weiß Meier. Zusätzlich sollen Mitarbeiter im Außendienst stärker technisch geschult werden und den Kunden vor Ort Lösungen bieten. Das ist das Schlagwort für den Leiter der Anwendungstechnik, Diplom-Ingenieur Walter Mauer. Er betonte die besondere Kundennähe, die seine Abteilung bieten wolle. „Wir verstehen uns als Serviceabteilung des Verkaufs“, sagte er. Die 18 Mitarbeiter bearbeiten Reklamationen und beraten Kunden bei kritischen Produktanwendungen auf der Baustelle. Ein bis zwei Mitarbeiter betreuen den Telefondienst und beantworten Fragen im Normalfall binnen eines Tages. Maximal vergehen 48 Stunden, bis der Kunde mündlich oder schriftlich Antwort erhält. Die einzelnen Mitarbeiter sind auf ihre Segmente spezialisiert und „adäquate und kompetene Ansprechpartner“, wie Mauer betont. Die Anwendungstechnik engagiert sich unter anderem in Projekten des Verbands Deutsches Fliesengewerbe – derzeit eine Studie über Schimmelpilzbefall in Schwimmbädern –, veranstaltet Fachseminare und Kolloquien und ist in verschiedenen Arbeitskreisen aktiv. Rebecca Eisert rebecca.eisert@holzmannverlag.de