bwd im Gespräch Robert Löcker, Geschäftsführer des ÖTI über die Erschließung neuer Märkte - Wir schätzen auch die „Kleinen“"> bwd im Gespräch Robert Löcker, Geschäftsführer des ÖTI über die Erschließung neuer Märkte Wir schätzen auch die „Kleinen“

Im April 2013 wurde das ÖTI von der Testex aus der Schweiz übernommen. Im Interview erzählt Geschäftsführer Robert Löcker, welche Änderungen sich daraus ergeben haben und welche Zukunftspläne er hat.Als vor zwei Jahren das traditionelle Prüfinstitut ÖTI von der Schweizer Testex übernommen wurde, war klar, dass sich einiges ändern wird. Im Dezember 2013 wurde mit Ingenieur Robert Löcker ein neuer Geschäftsführer installiert, der sich gemeinsam mit dem neuen Eigentümer ein ambitioniertes Expansionskonzept vorgenommen hat. Wie dies genau ablaufen soll und was sich in den vergangenen Monaten bereits verändert hat, hat bwd den neuen Geschäftsführer am ÖTI-Firmensitz in der Wiener Spengergasse gefragt. bwd Herr Löcker, warum haben Sie sich für den Job als Geschäftsführer beworben und warum wurden Sie unter den vielen Bewerbern ausgewählt? Löcker Ich habe sicher mit meiner umfangreichen internationalen Projekterfahrung und von meiner Tätigkeit als Manager im Zertifizierungsbereich punkten können. Für mich war das Konzept der Expansion ins Ausland, das Serge Rolle als neuer Eigentümervertreter aufgestellt hat, sehr spannend und eine interessante Herausforderung. bwd Warum müssen Sie ins Ausland expandieren, sind Ihnen der österreichische und deutsche Markt nicht groß genug? Löcker Wir sind in unseren Kernmärkten gut aufgestellt, aber da die Industrie in den beiden Ländern nicht expandiert, sondern stagniert, sind Zuwächse hier sehr schwer zu erreichen. Wir haben daher neue Zielmärkte in Südosteuropa bis Nordafrika definiert, wo wir als akkreditiertes Prüfinstitut unsere Dienstleistungen anbieten werden. Diese Märkte sind nicht nur sehr expansiv und bisher gibt es kaum eine Marktabdeckung durch Mitbewerber. Wir haben vor einigen Monaten eine eigene Niederlassung in Istanbul gegründet. Ein Verkaufsmitarbeiter, der bereits einen Großkunden für uns gewonnen hat, wird uns den Markt dort erschließen. bwd Wie kann man sich den Markt in der Türkei vorstellen? Löcker Es gibt dort einige Produzenten, die Millionen Quadratmeter Teppichböden oder Laminat produzieren, die dann in die ganze Welt, aber auch nach Europa geliefert werden. Die Produktionen sind dabei eine Mischung aus Hightech und Museum. Die Produktqualität ist hoch, es herrscht aber ein großer Wissensmangel über die Zertifizierungen, die man auf den einzelnen Märkten braucht. Genau hier setzen wir an und liefern unseren Kunden die notwendigen Prüfzeugnisse, die ihnen den Marktzugang erst ermöglichen. bwd Welche Synergien haben sich durch die Übernahme durch die Testex ergeben? Löcker Wir profitieren sicher beide davon. Die Testex hat mit der Übernahme des ÖTI nicht nur Zugang auf interessante Märkte, sondern auch weitere Labor- und Prüfungskapazitäten bekommen. Wir haben dafür nicht nur modernste Hard- und Software von der Mutter, sondern dazu noch ein Investitionsprogramm von mehr als 500.000 Euro bekommen und profitieren durch den starken Hintergrund unseres neuen Eigentümers. Dadurch ist unsere Mitarbeiterzahl von 29 auf 32 gestiegen. bwd Hat sich durch die Übernahme auch die Firmenkultur geändert? Löcker Wir sind sicher viel fokussierter geworden und haben einen genauen Fünf-Jahres-Plan, den wir nun Punkt für Punkt umsetzten. Ich habe zwar schon einige Erfahrungen bei Übernahmen sammeln können, aber so professionell und akribisch vorbereitet wird ein solcher Schritt selten. Ich habe bei meinem Dienstantritt eine 500 Seiten starke Dokumentation der internen Abläufe bekommen, samt einem genauen Fünf-Jahres-Plan, in dem alle Ziele und die dafür notwendigen Ressourcen definiert waren. Ich habe jetzt die spannende Aufgabe, diese Ziele mit meinen Mitarbeitern umzusetzen. Das Wie bleibt uns vor Ort überlassen, was uns schöne Gestaltungsmöglichkeiten gibt. Das motiviert unser ganzes Team und so haben wir in nur einem Jahr schon sehr schöne Erfolge und Fortschritte erzielt. Für mich ist es besonders schön zu sehen, dass unser Eigentümer mit seiner 168-jährigen Geschichte extrem langfristig denkt und die Mitarbeiter zu ihrem vollen Potential entwickelt. Dafür gibt es eine extreme Loyalität zum Unternehmen und viele Mitarbeiter sind seit zehn oder 20 Jahren im Unternehmen, was für mich ein gutes Zeichen von Kontinuität ist. bwd Sie haben ja traditionell ein breites Kundenportfolio. Wie hoch ist eigentlich der Anteil der Fußbodentechnik am Gesamtumsatz? Löcker Wir machen an die 20 Prozent unseres Umsatzes mit diesem Bereich, er ist damit für uns sehr wichtig. Mit der Ausweitung unserer Verkaufsmitarbeiter vor Ort in den neuen Märkten wollen wir diesen Anteil noch weiter steigern. bwd Wo möchten Sie in fünf Jahren stehen? Löcker Wir haben uns als Ziel einen Umsatzzuwachs von rund 80 Prozent in den nächsten fünf Jahren gesetzt. Unsere Mitarbeiter sind aufgrund der Auslastung durch den neuen Eigentümer gut abgesichert. Wir wollen aber durch die Umsatzausweitung im Ausland selbst einen Beitrag dazu leisten. Das spornt uns alle gemeinsam an und wir arbeiten ständig daran, unsere Prozesse im Haus weiter zu optimieren. bwd Sie haben ja in Österreich traditionell viele Bodenleger und Objekteure als Kunden, wenn ein Streit um das Material oder dessen Verarbeitung entsteht. Ändert sich für dieses Segment etwas in Zukunft? Löcker Wir sind sehr froh über unsere breite Kundenstreuung und schätzen auch unsere „kleineren“ Kunden, die uns nur sporadisch brauchen. Das ÖTI gilt ja nicht umsonst als „Hüter der Norm“ und mit unserem Ing. Hannes Vittek haben wir einen der besten Experten und Sachverständigen für diese schwierigen Aufgaben im Haus. Wir haben allerdings unsere Prozesse intern überprüft und mussten feststellen, dass viele Anfragen zwar unsere Ressourcen stark binden, aber nur wenig oder gar keinen Ertrag bringen. Weil wir nach dem Eigentümerwechsel auch keine Subventionen zum Beispiel von der Bundesinnung der Bodenleger mehr bekommen, müssen wir uns beim Verrechnungssystem unserer Beratungsleistungen, die oft nur telefonisch funktionieren, mittelfristig etwas überlegen. bwd Wir danken für das Gespräch. Mit Robert Löcker sprach Thomas Mayrhofer am Firmensitz in Wien.