bwd im Gespräch mit Thorsten Mehlin, Osmo Wir machen kein Direktgeschäft

Osmo gilt als einer der Pioniere auf dem Gebiet der alternativen Oberflächenbehandlungen von Holz . Thorsten Mehlin, Geschäftsleiter Vertrieb, gab bwd-Redakteur Walter Pitt einen Einblick in die Aktivitäten des Unternehmens.Thorsten Mehlin.bwd Herr Mehlin , wie ist das zu Ende gehende Jahr für Osmo gelaufen? Mehlin Wir sind mit dem Erreichten sehr zufrieden. Osmo hat seine Position als Spezialanbieter für den Bereich Holz und Farbe weiter stärken können. Der Gesamtumsatz ist in einem moderaten Rahmen gestiegen, so dass wir erstmals die 100-Millionen-Euro-Grenze erreichen konnten. bwd Können Sie genauer aufschlüsseln, welche Bereiche besonders und welche weniger erfolgreich waren? Mehlin Die Aufteilung unseres Geschäftes in die Bereiche Garten, Farbe beziehungsweise Holzanstriche und Holz hat bei Osmo ja fast schon Tradition. Während wir im Gartenbereich auf stabilen Niveau geblieben sind, sind die Bereiche Holz und Farbe überproportional gewachsen. In Prozenten ausgedrückt sieht das wie folgt aus: 55 Prozent entfallen auf Farbe, 30 Prozent auf Garten und 15 Prozent auf Holz. Bei den Zielgruppen unterscheiden wir nach Endverbraucher, Handel, Handwerk und Industrie. Hier bedienen wir weltweit Unternehmen der Parkett- und Möbelindustrie. bwd Wie ist das Verhältnis von Inlands- zu Auslandsgeschäft? Mehlin Osmo ist mit dem Bereich Farbe sehr stark im Ausland aktiv. Der Umsatzanteil liegt hier mittlerweile bei ungefähr 50 Prozent des Gesamtumsatzes in dem Bereich. Wir liefern unsere Produkte in etwa 60 Länder. Zu den absoluten Wachstumsmärkten zählen dabei nach wie vor China, Russland und Japan, aber auch in Skandinavien, Italien und Benelux haben wir große Teile des Marktes für uns gewinnen können. Besonders über die Entwicklung in Frankreich freuen wir uns. Wir setzen in unserem Nachbarland seit einigen Jahren auf eigene Mitarbeiter. Diese Strategie macht sich positiv bemerkbar und hat die letzten Jahre für vermehrten Umsatz gesorgt. bwd Und wie sieht es mit den unterschiedlichen Kanälen wie Holzhandel, Bodenbelaghandel, DIY oder Direktgeschäft mit Objekteuren aus? Mehlin Osmo ist seit jeher handelstreu. Wir vertreiben unsere Produkte ausschließlich über den Holz- und Baustoff-Fachhandel, den Malergroßhandel und an den DIY-Bereich. Wir machen keine Direktgeschäfte mit Objekteuren und dem Handwerk. bwd Wie stehen Sie zum immer wichtiger werdenden Onlinehandel? Mehlin Das ist für uns überhaupt kein Thema. Wir wollen unsere Partner weiter stärken und bleiben dem Vertriebsweg treu. Unsere Partner sind hier allerdings aktiver. Dort wird bereits ein hoher Anteil im Bereich Farbe online umgesetzt. bwd Wie entwickelte sich die Lage bei den Fußbodendielen, indoor bzw. outdoor? Mehlin Osmo ist ja einer der wenigen Hersteller, die im Bereich Massivholzdielen ein Vollsortiment anbieten. Die Entwicklung ist hier nach wie vor sehr konstant. Bei den Terrassendielen verzeichnen wir aufgrund der hohen Produktvielfalt ein stetiges Wachstum. bwd Auf das Segment der Holzöle legt Osmo seit eh und je besonderen Fokus. Wie sind die geschäftlichen Entwicklungen in diesem Sektor? Mehlin Wir sind sehr zufrieden. Als 1986 im Osmo Farbenwerk das Hartwachs-Öl Original 3032 präsentiert wurde, schaute doch die gesamte Expertenwelt nach Münster. Auf Basis natürlicher Öle und Wachse bot es einen widerstandsfähigen Schutz für Holzfußböden und Möbel. Diese Idee revolutionierte die Oberflächenbehandlung von Holz auf der ganzen Welt. bwd Apropos Hartwachs-Öle – ein Bereich, in dem Osmo besonders erfolgreich ist. Sie werden von Fußbodenexperten oft in die Nähe der alten Ölkunstharzlacke gerückt. Wie reagieren Sie darauf? Mehlin Bis Anfang der 1980er-Jahre galt doch die Meinung, dass nur Lack Holz zuverlässig vor Schmutz und Abnutzung schützen kann. Lacke haben jedoch entscheidende Nachteile: Sie rauben dem Holz seine natürlichen Eigenschaften und lassen es nicht mehr „atmen“. Außerdem dringt Feuchtigkeit durch feinste Risse unter die Lackschicht und führt dazu, dass sie hässlich abblättert. Man suchte nach einer Lösung und arbeitete an einer Idee auf der Grundlage natürlicher Öle und Wachse. Das Öl sollte ins Holz eindringen und es von innen schützen; das Wachs einen stabilen, abriebfesten Schutz auf der Holzoberfläche bilden. Erste Schritte gelangen mit der Erfindung von Klarwachs und Dekorwachs. 1986 konnte Osmo ein Produkt präsentieren, das so strapazierfähig und gleichzeitig so pflegeleicht war, dass es alle Ansprüche an eine moderne Fußbodenbeschichtung erfüllt: Das Hartwachs-Öl Original 3032 seidenmatt verbreitete sich über die ganze Welt und gilt heute als Klassiker für den holzgerechten Schutz von Dielenböden. Im Laufe der Jahre gab es Weiterentwicklungen für die sich stets ändernden Ansprüche unserer Kunden. Im Gegensatz zu den alten Ölkunstharzlacken haben wir es hier mit einem natürlichen Produkt zu tun. Und – neben einer hohen Strapazierfähigkeit – ist die Fläche auch partiell renovierbar. bwd Neben den handwerklich aufzutragenden Ölen ist für Sie auch das Geschäft mit den Industrieölen speziell im Bereich der Parkettherstellung interessant. Gibt es denn Neuheiten, die wir im kommenden Jahr erwarten dürfen? Mehlin Ja, die wird es geben. Ich kann an dieser Stelle aber leider keine detaillierten Auskünfte geben, da wir viele Produkte ganz speziell auf die Wünsche unserer Partner ausrichten und mit den jeweiligen Unternehmen sogar gemeinsam entwickeln. Sobald die Themen „spruchreif“ sind, werden Sie sie in den Sortimenten der Hersteller finden. bwd In diesem Zusammenhang – der Anteil geölter Böden hat in den vergangenen zehn bis 15 Jahren deutlich zugenommen. Können Sie aus Ihrer Sicht in etwa einschätzen, wie sich die derzeitigen Verhältnisse geölter Böden gegenüber versiegelten Belägen darstellen? Mehlin Die Anteile dieser beiden Oberflächenvarianten waren im Holzfußbodenbereich in der Vergangenheit immer wieder einmal Schwankungen unterworfen, nachdem zunächst der Anteil versiegelter Flächen ganz eindeutig überwog. Aktuell dürfte das Verhältnis von geölten zu versiegelten Böden etwa mit 35 : 65 Prozent einzuschätzen sein, wobei die Massivdielen eindeutig bei den geölten Oberflächenbehandlungen die Nase vorn haben, Parkettböden hingegen überwiegend bei den versiegelten Ausführungen. Das gilt für alle von uns bedienten Kanäle in etwa gleichem Maße. Wir gehen davon aus, dass sich in näherer Zukunft an dieser Konstellation wenig ändern dürfte. bwd Sagen Sie uns bitte etwas zu den Planungen und Investitionen für 2017? Mehlin Wir freuen uns sehr darauf, unsere neue 12.500 Quadratmeter große Produktions- und Lagerhalle mit einer zusätzlichen Farbbehandlungsanlage in Warendorf einweihen zu können. Das große Stichwort heißt hier „Individualisierung von Oberflächen“. Dann steht auch unser neues Ausstellungs- und Schulungszentrum kurz vor der Fertigstellung. Die neue Dreiteilung gibt uns wesentlich mehr Möglichkeiten für Meetings, Präsentationen und für ein umfangreiches Schulungsprogramm. Wer mehr dazu wissen möchte, den lade ich gerne auf unseren Messestand auf die BAU nach München ein. Bei den Produkten gibt es einige Neuheiten. bwd Wo liegen für Sie die großen Herausforderungen für die Zukunft? Welche Themen will Osmo aufgreifen? Mehlin Osmo wird auch in Zukunft für Qualität, Erfahrung und Innovation stehen. Denn diese Werte sind langfristige Erfolgsfaktoren und zeichnen unser Unternehmen seit jeher aus. Wenn wir ein wenig tiefer blicken wollen, sehen wir das Thema Lagerlogistik – Stichwort Bausätze im Sichtblendenbereich – ganz oben auf der Agenda stehen. Außerdem wird uns in der Zukunft das Thema Digitalisierung von Daten sehr intensiv beschäftigen.