Der interesssante Schadensfall aus Österreich Verlegereife eines Zementestrichs auf einer elektrischen Fußbodenheizung Wie Folgeschäden vermeidbar sind

In einem Kindergarten sollte auf einem neu verlegten schwimmenden Zementestrich mit Fußbodenheizung ein PVC-Belag verlegt werden. Doch der Verleger reklamierte Mängel am Untergrund. Daraufhin bestellte die Bauleitung einen Gutachter.Wie Folgeschäden vermeidbar sind Der Sachverständige stellte in den betroffenen Räumen des Kindergartens folgenden Fußbodenaufbau fest: e Unterlagsbeton, e Dämmschicht, e Abdeckfolie und e Zementestrich auf elektrischer Fußbodenheizung (Dicke laut Aussage vier bis sieben Zentimeter). Den Zustand des Zementheizestrichs bestimmte er mittels einer Gitterritzprobe. Alle Estrichoberflächen wurden mit einem Stahlnagel in einem Abstand von einem Zentimeter gitterförmig eingeritzt. Dabei entstanden Einkerbungen und Vertiefungen von zirka ein bis zwei Millimetern. An den Schnittpunkten brach der Estrich an allen Stellen aus. Um die Estrichfeuchtigkeit zu ermitteln, entnahm der Sachverständige in einem Gruppenraum zehn Zentimeter von der Rückwand eines Mauervorsprungs und 15 Zentimeter von der Fensterwand entfernt mit dem CM-Gerät eine Stemmprobe von der Estrichunterseite. Das Ergebnis: e Einwaage: 20 Gramm, e Manometerdruck: 0,70, e Feuchtigkeitswert laut Umrechnungstabelle 3,5 Prozent (Masse). Bei den Ecken und Türstöcken war der Estrich im 45-Grad-Winkel zur Mitte zirka 60 bis 80 Zentimeter eingeschnitten. In vier Räumen stellte der Gutachter Risse in der Estrichplatte fest. Die Randdämmstreifen waren aus vier Millimeter dicken Polysterolschaum senkrecht stehend eingebaut worden und bereits bündig mit der Estrichoberkante abgeschnitten. Bewertungskriterien Um den Sachverhalt in seiner Gesamtheit zu beurteilen, zog der Gutachter folgende Kriterien heran e Vertragsbedingungen, e Angaben der Hersteller, e Regeln der Technik und e einschlägige Önormen. Die Angaben der Hersteller, die Regeln der Technik und die einschlägigen Önormen decken sich bei diesem Sachverhalt. Die Önorm B 2236 Klebearbeiten sagt aus: Untergrund e 2.3.1. Bauseitige Voraussetzungen für die Ausführung: 2.3.1.1. Es ist sicherzustellen, dass die Oberflächentemperatur des Untergrundes zum Zeitpunkt der Verlegung und bis 24 Stunden danach nicht geringer als 15 °C und nicht höher als 28 °C ist und dass die relative Luftfeuchtigkeit im Raum nicht über 70 Prozent liegt, es sei denn, Kleber- und Belaghersteller schreiben eine andere Temperatur und/oder Luftfeuchtigkeit vor. 2.3.1.2. Bauseits muss bei Gefahr nachschiebender Feuchtigkeit eine Feuchtigkeitsabdichtung, bei Gefahr schädlicher Dampfdiffusion eine Dampfsperre eingebaut sein. 2.3.1.3. Die Trennung von anderen Bauteilen gemäß Önorm B 2232:1989-06, Abschnitt 2.3.7.1. muss sichergestellt sein. e 2.3.2. Anforderungen an den Untergrund: 2.3.2.1. Die Oberfläche des Untergrundes muss besenrein, frei von Öl-, Fett-, Wachs-, Farb- und Lackrückständen sowie frei von Gips- und Mörtelresten und schädlichen Chemikalien sein. Sie muss voll ausgeglättet und geschlossen sein und darf keinesfalls abkreiden oder unter leichtem Fußgängerverkehr absanden. Ihre Festigkeit muss für den vorgesehenen Verwendungszweck (Bodenbelag) ausreichend sein (siehe 2.6.2.). Risse und Schwindfugen müssen kraftschlüssig mit Kunstharz verschlossen sein und eine anschließend mit Quarzsand im Überschuss abgestreute, griffige Oberfläche zeigen. 2.3.2.2. Die jeweils erforderliche Saugfähigkeit muss auf der gesamten Fläche gleichmäßig gegeben sein. 2.3.2.7. Der Feuchtigkeitsgehalt bei Estrich als Untergrund darf die Werte der Calcium-Carbid-Methode (CM) der Tabelle 1 nicht überschreiten. 2.3.2.9 Der Untergrund ist dem Auftragnehmer in dem in 2.3.2.1 bis 2.3.2.8 beschriebenen Zustand zu übergeben. e 2.3.3 Prüfung des Untergrundes: 2.3.3.1 Prüfpflicht: Die Prüfung bezüglich erkennbarer Mängel hat mit branchenüblichen, einfachen Methoden (zum Beispiel Augenschein, Ritzen, Messen) zu erfolgen. Zu prüfen sind: (1) Verunreinigungen, (2) kraftschlüssiger Verbund von Rissen und Schwindfugen; Plattenstöße, (3) ausreichende Oberflächenfestigkeit, Stuhlrolleneignung, (4) erforderliche Glätte und mechanische Beschädigung, (5) Saugfähigkeit und deren Gleichmäßigkeit, (6) Ebenheit, (7) Höhenlage, zum Beispiel in Bezug auf die Bodenbelagoberkante, (8) Feuchtigkeit, ausgenommen Untergründe nach 2.1.4 (2) sowie Verbundestriche, (9) Trennung von anderen Bauteilen. Tabelle 1: Estrich – maximal zulässiger Feuchtigkeitsgehalt: Fußbodenheizung, Zementestrich: 1,8 Masse-Prozent. Die Önorm B 2232 sagt aus, dass Winkelranddämmstreifen nur noch für eine einwandfreie Trennung aller aufgehenden Bauteile verlegt werden dürfen. Die Önorm B2242 Fußbodenheizung schreibt nach der Abbindezeit des Zementestrichs von 28 Tagen folgenden Ausheizvorgang vor: Beginnend mit der niedersten Vorlauftemperatur ist diese alle 24 Stunden um 5 °C zu erhöhen, bis die volle Heizleistung erreicht ist. Dann wird die Temperatur alle 24 Stunden um 10 °C abgesenkt. Das System sollte zwölf Tage in Betrieb sein. e 4.2. Hinweispflicht: 4.2.1. Wenn der Untergrund den Anforderungen nicht entspricht, hat der Auftragnehmer vorgefundene Mängel dem Auftraggeber schriftlich zur Kenntnis zu bringen. Fazit des Gutachters Wie die Gitterritzprobe auf der Estrichoberfläche zeigte, wies die obere Estrichrandzone eine zirka zwei bis drei Millimeter dicke minderfeste Schicht auf. Bei einer Fußbodenheizung wird die Oberfläche des Estrichs durch die unterschiedliche Ausdehnung der einzelnen Materialien in der Bodenkonstruktion besonders beansprucht. Daher darf bei der Gitterritzprobe keine Vertiefung und Ausbruchstelle vorhanden sein. Sonst wird dort, wo eine stärkere mechanische Belastung auftritt, ein Kohäsionsbruch in der oberen Estrichrandzone auftreten. Eine mangelhafte Festigkeit in der oberen Estrichrandzone führt wahrscheinlich zu einem Loslösen des Belages mit der oberen Estrichrandzone. Dadurch käme es zu Blasen und Beulen im Belag und in der Folge zur Zerstörung des Belages. Um das zu verhindern, empfahl der Gutachter die weiche Schicht der oberen Estrichrandzone mit der Einscheibenmaschine abzuschleifen. Nach Entfernung des Staubes mittels Industriesauger muss mit einem Tiefengrund die obere Estrichrandzone verfestigt werden. Da der Estrich durch das Abschleifen rau und uneben ist, muss der Estrich vor dem Spachteln mit einer zementgebundenen Nivelliermasse ausgeglichen werden. Anschließend ist Grün in Grün oder mit einem Vorstrich zwischen den beiden Schichten die notwendige Ebenheit und Glätte herzustellen. Nach Meinung des Sachverständigen war der Wasser-Zementfaktor bei der Herstellung des Estrichmörtels zu hoch, also der Estrich beim Einbau zu feucht. Für diesen wesentlichen, behebbaren Mangel der minderfesten oberen Estrichrandzone ist der Estrichleger verantwortlich. Bei einer überhöhten Feuchtigkeit im Untergrund wirkt der Belag als Dampfbremse. Dadurch kommt es unter dem Belag zu einer Kondensation von Wasser; durch die Alkalität des Zements wird der Klebstoff verseift. Er verliert sein adhäsives und kohäsives Verhalten und wird schmierig, ohne mehr zu kleben. Die Folge sind Blasen und Beulen und die Zerstörung des Belages. Um eine Austrocknung zu beschleunigen, kann die Oberfläche sofort geschliffen werden. Der Vorstrich und die Spachtelung darf erst nach dem Erreichen der maximal zulässigen Feuchtigkeit von 1,8 Masse-Prozent CM aufgebracht werden. Die Feuchtigkeit im Zementestrich ist von vielen Faktoren wie Feuchtigkeit im Sand, Sandzusammensetzung, Estrichdicke, raumklimatische Bedingungen usw. abhängig. Für diesen noch vorhandenen Mangel ist weder der Estrichleger noch der Verleger verantwortlich. Scheinfugen sind kein Mangel. Das Verschließen von Scheinfugen ist in der Regel eine eigene Position in der Ausschreibung oder muss in dieser als Teil der Estrichausführung angegeben sein. Grundsätzlich müssen vorhandene Scheinfugen und Risse vor der Verlegung von Bodenbelägen verschlossen werden. Vorhanden Risse sind ein wesentlicher, behebbarer Mangel, der vom Estrichleger zu vertreten ist. Laut Önorm B 2232 Estricharbeiten und den Ausschreibungsbedingungen sollten Winkelranddämmstreifen verwendet werden. Da aber unter der Fußbodenkonstruktion keine Räume sind, sind etwaige Schallbrücken ohne Bedeutung. Dieser Mangel ist unwesentlich und unbehebbar. Laut Gutachter sei bei Beachtung der genannten Richtlinien mit einer schadensfreien Verlegung zu rechnen.