Restfugen durch Stauchung Langzeituntersuchung bestätigt Erfahrungen Wichtig: Zeitpunkt der Verlegung

Wie groß sind die Restfugen im Parkettboden nach mehreren Klimawechseln? Wie unterschiedlich reagieren die Holzarten Buche und Eiche auf Klimawechsel? Welchen Einfluss hat die Oberflächenbehandlung oder die Art der Verklebung? Dipl.-Ing. Wilhelm Schmidt stellte auf dem Sachverständigenseminar in Kassel umfangreiche Versuchsergebnisse vor.Wichtig: Zeitpunkt der Verlegung Nach einem Gutachten, in dem es um die Ursache nicht erklärlicher Fugenbildungen ging, beschloss Wilhelm Schmidt das in Fachkreisen bekannte Phänomen der verbleibenden Restfugen nach mehreren Klimawechseln mit einer Langzeituntersuchung zu analysieren. In seinen Tests, die er mit viel Aufwand und weitmöglichem Praxisbezug auf einen Zeitraum von acht Monaten komprimierte, ging es um folgende Ziele: 1. Welche Änderungen der Holzfeuchte im Parkettfußboden zeigen sich im Verlauf von drei Jahren 2. Welche Restfugen verbleiben im Parkettfußboden nach Klimawechseln (Sommer/ Winter) und Wiedererreichen der Ausgangsfeuchte? 3. Wie unterschiedlich groß ist die Fugenbildung im Parkettfußboden? a)bei Verlegung des Parketts im Frühjahr und im Spätherbst? b)bei Verlegung des Parketts in den Holzarten Eiche und Buche? c)bei versiegelter und geölter Oberfläche? d)bei vollflächiger/guter und punktweiser/ schlechter Verklebung des Parketts? e)bei Verklebung des Parketts mit hartplastischen und elastischen Klebstoffen? Um den unerklärlichen Fugenbildungen auf die Spur zu kommen, fertigte Schmidt 16 Prüfkörper (siehe Grafiken) mit 64 Prüfreihen (je 32 Prüfflächen in Eiche und Buche) an, die dann in eine selbst erbaute „Klim kammer“ (2,00 u 0,90 u 0,70 Meter) kamen. Diese bestand aus Spanplatten, mit zwei Lüftern zur ständigen Belüftung der Kammerstapel und einer Einrichtung zum Be- und Entfeuchten der Kammerluft. Messgeräte zur Messung der Temperatur und Luftfeuchtigkeit waren angeschlossen. Zur Entfeuchtung diente Calciumchlorid, die Befeuchtung erfolgte mit in die Kammer gestellten Wasserbehältern, die zur Beschleunigung des Luftfeuchteanstiegs mit Ultraschallnebelgeräten unterstützt wurden. Auf diese Weise ließen sich problemlos relative Luftfeuchten zwischen 18 und 90 Prozent einstellen. Während der gesamten Versuchsdauer über 30 Wochen wurde regelmäßig und in kurzen Zeitabständen die Holzfeuchte und die jeweilige Fugenbreite gemessen. Bei der Holzfeuchtemessung nach der Darrmethode wurden an 128 Parkettstäben (jeweils vier pro Prüffläche) parallel dazu im Vergleich drei verschiedene elektrische Messgeräte eingesetzt. Letztendlich wurde das zerstörungsfrei funktionierende Feuchtemessgerät Merlin HM8 WS5/HD herangezogen, da es durchweg nahezu identische Werte zu den Ergebnissen der Darrprobe erbrachte und wegen der einfachen Handhabung ebenfalls von Vorteil war. Die Fugenbreiten wurden mit einer Fühllehre von 0 bis 1 Millimeter im Abstand von jeweils 0,05 Millimeter Dicke gemessen, die sich im Vergleich mit Messlupen bzw. Messmikroskopen als am praktikabelsten erwies und zehntelmillimetergenaue Messwerte erbrachte. Insgesamt waren wöchentlich 16 Prüfkörper à 20 Kilogramm zu bewegen, 256 Feuchtemessungen vorzunehmen, die Breite von 1024 Fugen zu messen und alles sorgfältig zu dokumentieren und auszuwerten. Täglich wurde das Kammerklima mehrmals kontrolliert, gegebenenfalls korrigiert und wiederum alles dokumentiert. Zusammenfassung der Messergebnisse 1. Welche Änderungen der Holzfeuchte im Parkettfußboden zeigen sich im Verlauf von drei Jahren? Grundlage für die Übersicht ist die durchschnittliche Holzfeuchte der acht unterschiedlichen Prüfflächen-Varianten: Eiche geölt und versiegelt, Buche geölt und versiegelt – jeweils im Frühjahr und im Spätherbst verlegt. Im Verlauf dieser Untersuchung haben sich folgende Holzfeuchtewerte eingestellt: ◊Ausgangsfeuchte im Durchschnitt 8,5 Prozent, Streubereich: 7,9 bis 8,9 Prozent. ◊Feuchte im ersten Winter im Durchschnitt 7 Prozent: Streubereich 6,8 Prozent Buche geölt bis 7,2 Prozent Eiche versiegelt. ◊Feuchte im ersten Sommer im Durchschnitt 10,2 Prozent: 9,1 Prozent Eiche versiegelt bis 11,5 Prozent Buche geölt. ◊Feuchte im zweiten Winter im Durchschnitt 7,0 Prozent: 6,8 Prozent Buche geölt bis 7,2 Prozent Eiche versiegelt. ◊Feuchte im zweiten Sommer im Durchschnitt 11,0 Prozent: 9,9 Prozent Eiche versiegelt bis 12,3 Prozent Buche geölt. ◊Feuchte im dritten Winter im Durchschnitt 7,2 Prozent: 6,9 % Buche geölt bis 7,4 Prozent Eiche versiegelt. ◊Endfeuchte im Durchschnitt 8,4 Prozent: 8,1 Prozent Eiche versiegelt bis 8,7 Prozent Eiche geölt. Auffällig ist, dass die unterschiedlichen Holzfeuchtewerte beim Ansteigen im Sommer weit voneinander abweichen und beim Absinken im Winter sehr eng zusammenrücken (siehe Grafik „Verlauf der Holzfeuchte während der Untersuchungsdauer“). 2. Welche Restfugen verbleiben im Parkettfußboden nach vielen Klimawechseln (Sommer/Winter) und Wiedererreichen der Ausgangsholzfeuchte? In dieser Untersuchung verblieben nach drei Jahren Restfugen bei der Holzart Eiche mit einer durchschnittlichen Breite von zirka 1/10 Millimeter (annähernd gleich bei geölter und versiegelter Oberfläche). Buche mit durchschnittlicher Breite ◊zirka 4/10 Millimeter (geölte Oberfläche), ◊zirka 3/10 Millimeter (versiegelte Oberfläche). 3. Wie unterschiedlich groß ist die Fugenbildung im Parkettfußboden bei Verlegung des Parketts im Frühjahr und im Spätherbst? In dieser Untersuchung zeigte das Parkett im ersten Winter in der Holzart ◊Eiche geölt um zirka 60 Prozent breitere Fugen, ◊Buche geölt um zirka 66 Prozent breitere Fugen, ◊Buche versiegelt um zirka 25 Prozent breitere Fugen gegenüber Parkett vom Spätherbst. Diese Unterschiede wurden im zweiten Winter geringer und waren im dritten Winter sehr klein/ vernachlässigbar (siehe Grafik „Unterschiede bei Verlegung im Frühjahr und Herbst“). 4. Wie unterschiedlich groß ist die Fugenbildung bei Verlegung des Parketts in den Holzarten Eiche und Buche? In dieser Untersuchung zeigte das Parkett in der Holzart Buche in der Ausführung ◊„Oberfläche geölt“ um zirka 100 Prozent breitere Fugen, ◊„Oberfläche versiegelt“ um zirka 120 Prozent breitere Fugen gegenüber dem Parkett in der Holzart Eiche. 5. Wie unterschiedlich groß ist die Fugenbildung im Parkettfußboden bei versiegelter und geölter Oberfläche? In dieser Untersuchung zeigte das Parkett mit geölter Oberfläche in der Holzart ◊Eiche um zirka 45 Prozent breitere Fugen, ◊Buche um zirka 35 Prozent breitere Fugen gegenüber dem Parkett mit versiegelter Oberfläche. 6. Wie unterschiedlich groß ist die Fugenbildung im Parkettfußboden bei vollflächiger/ guter und punktweiser/schlechter Verklebung des Parketts? In dieser Untersuchung zeigte das Parkett mit geölter Oberfläche praktisch keinen Unterschied im Ausmaß der Fugenbildung bei unterschiedlich fester Verklebung, ◊weder bei Parkett in der Holzart Eiche ◊noch bei Parkett in der Holzart Buche. Das ist ein sehr wichtiges Ergebnis dieser Untersuchung! Mit diesen Erkenntnissen werden einige Aussagen von Sachverständigen erheblich in Zweifel gezogen. 7. Wie unterschiedlich groß ist die Fugenbildung im Parkettfußboden bei Verklebung des Parketts mit hartplastischen und elastischen Klebstoffen? In dieser Untersuchung zeigte das hartplastisch geklebte Parkett praktisch keinen Unterschied im Ausmaß der Fugenbildung zum elastisch geklebten Parkett, ◊weder in der Holzart Eiche ◊noch bei der Holzart Buche. Eine gesonderte Untersuchung hierzu würde aussagefähigere Ergebnisse bringen. Auffällig war, dass sich durch die ständigen Quell- und Schwindbewegungen ein großer Teil der hartplastisch-punktuell geklebten Parkettstäbe gelöst hatte, ◊sowohl bei Parkett in der Holzart Eiche ◊als auch bei Parkett in der Holzart Buche. Weichelastisch-punktuell geklebte Parkettstäbe blieben fest. Walter Pitt walter.pitt@t-online.de