Eindruckstellen auf Escheparkett

Eichenholz dominiert den Parkettsektor noch weit mehr als Bayern München die Bundesliga. Dass es von der reinen Performance her durchaus Alternativen beim Kampf um die Fußbodenmeisterschaft gibt, zeigt diese Auseinandersetzung um zwei Holzarten.Für einen neuen Auftrag hatte der Parkettleger zwar einen Einheitspreis für die geforderte Eiche eingesetzt, im Hinterkopf allerdings einen Posten der Holzart Esche präsent, der in seinem Lager schon seit Jahren sein Dasein fristete. Die 170 Quadratmeter waren seinerzeit von einem Großauftrag übriggeblieben und bisher hatte sich keine Gelegenheit ergeben, das hochwertige Material in der Kundschaft unterzubringen. Die Abmessungen der Lagerware passten zum ausgeschriebenen Projekt, also machte er sich nach Auftragserteilung auf den Weg, den Hausherrn einer alten Jugendstilvilla von der Gleichwertigkeit der Esche zu überzeugen. Das fiel ihm auch nicht schwer, denn das eigens angefertigte Muster sagte dem Auftraggeber optisch unmittelbar zu, zumal dieser sich darauf verließ, dass die Esche technisch qualitativ keineswegs geringer als die Eiche einzustufen sei. Der Verleger freute sich, keine Neuware einkaufen zu müssen, und veranlasste alles Weitere. Schadenshergang Die Arbeiten, eine diagonale Würfelverlegung in den großzügigen Wohnräumen einer Villa an einem mecklenburgischen See, wurden zur Zufriedenheit des Kunden ausgeführt. Der Boden, prachtvoll eingerahmt von massiven Fußleisten als handwerkliche Einzelfertigung in der Holzart Esche, erstrahlte genau in dem Glanz, den sich der Bauherr vorgestellt hatte. "Noch schöner als Eiche“, sagte er stolz bei einem Glas Sekt anlässlich der Abnahme. Der ehemalige Zahnarzt war hochzufrieden. Doch Mitglieder dieser Berufssparte stehen in dem Ruf, genauer hinzuschauen und durchaus ihre Rechte zu vertreten, vor allem, wenn es um das liebe Geld geht. Der Boden fand zwar weiterhin Gefallen, aber dem Dentisten fielen zunehmend einige Punkte ins Auge, die seiner Meinung nach Anlass zu Beanstandungen boten . In Teilflächen des Holzfußbodens, besonders im Einflussbereich der Sitzgruppen, hatten sich Eindruckstellen und "tiefe Furchen“ ergeben, die dem Bauherrn zunehmend missfielen, zumal sie genau dort auftauchten, wo sie das Gegenlicht beim Eintreten in den gut durchleuchteten Empfangsraum deutlich sichtbar machte. Das verlegte Parkett schien minderwertig und die Esche der Eiche keineswegs ebenbürtig, dachte er sich und ließ den Handwerker antreten. Der warf ihm vor, schwere Gegenstände, wahrscheinlich die vorhandenen Möbelstücke, auf dem Boden herumgeschoben zu haben. Diesen auf den Punkt aufgebrachten Druck könne kein Holz aushalten, selbst kein Pockholz oder Merbau, dozierte er. Darüber hinaus wiederholte er seine Ausführungen aus dem Angebotsgespräch, die Härte beider Holzarten wäre sehr ähnlich. Er stieß mit seinen Argumenten allerdings auf wenig Verständnis beim sich betrogen fühlenden Auftraggeber. "Hätte ich mich nur nicht auf ihre Erklärungen eingelassen“, bedauerte er. Da sich beide Streithähne im Recht fühlten, sollte die Angelegenheit neutral geklärt werden. Man einigte sich auf einen anerkannten und öffentlich bestellten Sachverständigen des Parkettlegerhandwerks, dessen mündlichem Urteil man sich anschließen wollte . Schadensanalyse Der wiederum merkte beim gemeinsamen Ortstermin sehr schnell, dass Moderation in diesem Fall mehr gefragt war als die knallharte Aneinanderreihung von Fakten. Er ging die Sache zwar zunächst rein technisch an, indem er Rohdichte, differentielles Schwindmaß, Feuchtewechselzeit, Brinellhärte und Formstabilität beider Holzarten miteinander verglich und die nur geringfügigen Unterschiede aufzeigte, genau wie er auch die optische Wirkung des Farb- und Strukturbildes beider Holzarten als in angemessenen Grenzen ähnlich bezeichnete. Er ging insbesondere auf die Druckfestigkeit ein, die wegen der Konzentration der Belastung auf eine geringe Fläche bei beiden Holzarten überbeansprucht werden könne, ohne seine offensichtliche Vermutung, dass die Eindruckstellen beim Möbelrücken entstanden sein könnten, besonders zu betonen. Er hatte auf seinem Smartphone Vergleichsbilder aus analogen Fällen parat und konzentrierte seine Ausführungen auf die Ähnlichkeiten beider Holzarten . Schadensbeseitigung Seine fachlichen Ausführungen leuchteten ein und brachten den Zahnarzt und den Handwerksmeister wieder ins Gleichgewicht. Schlussendlich waren beide Parteien zufrieden: Der Parkettleger, weil der Gutachter seine Argumentation bestätigt hatte, der Bauherr, weil der Gutachter nicht auf die Entstehung der Druckstellen reflektierte.