Laminat-Fußboden in Mietwohnungen Wer hat den Boden ruiniert?

Fugenspalten bei einem verlegten Laminatboden zwischen 2 mm und 15 mm riefen im vorliegenden Fall die Gutachter auf den Plan. Wärend der Vermieter den Mietern Vandalismus vorwirft, kommt die Gutachter-Expertise allerdings zu einem ganz anderen Schluss.Eine Erbengemeinschaft beabsichtigt die Modernisierung von Mietwohnungen in einem Dreifamilienhaus, das Anfang der 70er Jahre errichtet wurde. Die Bauleistungen der Ausbaugewerke werden dabei nach Angeboten von Handwerkern beauftragt, einen Architekten oder Fachbauleiter gibt es nicht. Als Bodenbelag für die Wohn- und Schlafräume entschließt man sich für Laminat – hier hat man preiswerte Restposten und Unterlagsmaterialien erworben. Es wird ein Bodenleger beauftragt, den neuen Oberboden zu verlegen. Dieser habe zunächst den alten Teppichboden ausgebaut und auf dem Estrich verbliebene Kleberreste durch Abschleifen entfernt. Lokal und/oder partiell seien Unebenheiten auch durch Auftrag einer Spachtelmasse überarbeitet worden. Sodann sei auf einer PE-Folie und einer trittschalldämmenden Unterlage der Laminatboden verlegt worden. Kurze Zeit nach dem Einzug der Mieter habe sich gezeigt, dass sich die Übergangsleisten zwischen den einzelnen Räumlichkeiten in der Folge der Nutzung und Frequentierung gelockert hatten. Durch den Vermieter seien daher diese Übergangsleisten nach Herauslösen der alten Befestigungsmittel durch neue Verschraubung (größere Löcher, andere Dübel) wiederum befestigt worden. Jedoch habe sich auch diese Nachbesserung nicht erfolgreich gezeigt – die Übergangsleisten seien vielfach wieder gelockert vorzufinden. Die Mieter beobachteten, dass sich bereits kurze Zeit nach der Nutzung an einzelnen Stellen in bestimmten Räumlichkeiten das Laminat durchgedrückt habe, d.h. nach Belastung einer Person mit dem Standbein habe sich ein deutlicher Eindruck und ein Versatz im Bereich von Kopffugen gebildet. Weiterhin hätte sich ein dreiviertel Jahr nach dem Einzug beim Begehen das Verschieben einzelner Paneele und die breite Öffnung von Kopffugen über millimetergroße Spalten ergeben. Auf Grund des Verschiebens der einzelnen Paneele und Öffnen der Kopffugen ist durch den Auftraggeber/Vermieter auch ein Verkleben einzelner Elemente im Schlafzimmer erfolgt, aber auch diese Nachbesserung sei wieder schadhaft geworden. Vom Vermieter wurde eingewendet, dass solche Schäden nur auf überproportionale Beanspruchung des Mieters oder (mutwillige) mechanische Beschädigungen des Fußbodens (Vandalismus) habe resultieren können. Nach Auffassung des Vermieters sei das Laminat einwandfrei und fachgerecht verlegt worden und die Mieter die Verursacher der Schäden. Hiergegen wenden sich die Mieter und mindern die Miete. Zur Klärung des Schadens und der Verursacherfrage wurde das iba-INSTITUT beauftragt. Schadensbild In den Räumlichkeiten der Wohnungen war eine Bodenbelagebene aus Laminat-Fußbodenelementen mit einem als Fotodruck nachgebildetem Holzdekor zu konstatieren. Umlaufend um die Wände waren Fußleisten aus Holz vorzufinden. Im Bereich der Türdurchgänge waren Übergangsschienen vorhanden. Bereits aus aufrecht stehender Betrachtungsweise war zu konstatieren, dass die Befestigungsmittel der Übergangsschienen (Schrauben) teilweise uneinheitlich befestigt vorzufinden waren, d.h. einige Millimeter oberhalb der Leiste überstanden. Ebenso war festzustellen, dass in einzelnen Räumen sichtbare Fugen zwischen den Elementen des Laminatfußbodens an den Kopfenden vorlagen. Die nähere Überprüfung ergab folgende Befunde im Flur, Küche, Wohn- und Schlafzimmer der Wohnungen: einzelne klaffende Fugenspalten bzw. offene Kopffugen (> 3 mm bis < 12 mm) zwischen einzelnen Laminat-Fußbodenelementen,es wurde durch Begehen und/oder mechanische Krafteinleitung durch das Standbein auf die einzelnen Paneele ermittelt, wie das Öffnen und Verschieben einzelner Paneele entstehen kann,die vorgenannten Fugenspalten waren hauptsächlich im Bereich der Laufzonen zu konstatieren.Zur Ursachenforschung wurde die Bodenbelagebene aus gebückter Haltung und/oder an Prüfstellen mit direkter Betrachtung an der Oberfläche makroskopisch wie mikroskopisch inspiziert. Dabei war zu konstatieren, dass Fugen bereits so weit geöffnet vorzufinden waren, dass die trittschalldämmende Unterlage erkannt werden konnte . In einzelnen Bereichen zeigte sich auch eine Beschädigung der Feder der Laminat-Fußbodenelemente im Bereich der Kopffugen (u.a. Abschürfungen, Rissbildungen). An einzelnen Kopffugen konnte durch Begehen und Auflagerung des Gewichts einer Person der Nachweis erbracht werden, dass die hier aneinander angrenzenden Paneele bei Auflast absinken und sich ein mehrere Millimeter breiter Höhenversatz bildet. Es erfolgten Probenentnahmen nach der Öffnung der Bodenbelagebene: die trittschalldämmende Unterlage zeigte eine Dicke von 5 mm und war an der Unterseite mit Rillen ausgestattet. Unter der Unterlage war eine PE-Folie auf dem gespachtelten Untergrund vorhanden. Schadensanalyse Eine fachgerechte Verlegung lässt bei üblicher Nutzung durch Begehen/Frequentieren derartiger Laminat-Fußbodenelemente das Verschieben einzelner Paneele und die dadurch bedingte Öffnung von Kopffugen auch durch Dreh-, Schub- und Walkbewegungen nicht zu. Dies ist weder bei verleimten Laminat-Fußbodenelementen, noch bei leimloser Verlegung mittels der Verbindung durch das sogenannte Klick-System möglich. Bei der Verlegung mittels dem Klick-System, also ohne Leimzugabe umlaufend um die Nut/Feder, kommt es zu einer mechanischen Verriegelung von Nut und Feder. Eine derartige mechanische Verriegelung läßt ein Auseinandergleiten der auf diese Art und Weise aneinandergefügten Paneele durch Begehen von Personen gar nicht zu. Verlegefehler für den Laminatboden als solchen waren zunächst vor Ort auch nicht festzustellen. Die Erscheinungsbilder in Form klaffender Fugenspalten bzw. offener Kopffugen (> 2 mm bis < 15 mm) und/oder das mögliche Verschieben einzelner Paneele bei mechanischer Belastung sowie das Einsinken von Paneelen im aneinandergrenzenden Bereich von Kopffugen durch Belastung mit dem Standbein einer Person können folgendem Fehler zugeordnet werden: Nach der Verlegeanleitung des Herstellers der Lamint-Fußbodenelemente ist bei der Auswahl von trittschalldämmenden Unterlagen darauf zu achten, dass die Dicke „(…) max. 3 mm (…)“ beträgt. Hiervon wurde im vorliegenden Fall deutlich abgewichen. Aus den Informationen des Herstellers der trittschalldämmenden Unterlage ist der Verlegeanleitung eine Dicke von „(…) 5 mm (…)“ zu entnehmen. Die Schichtdicke wurde vor Ort und im Labor an der Unterlage mit 5 mm ermittelt. Dabei handelt es sich um eine Unterlage für laminierte Paneele und Holzfußböden. Verlegt wird diese Unterlage nach Auslegen einer PE-Folie auf den Untergrund. Dabei soll nach Herstellerangaben die „(…) Isolierplatte auf ebenem und trockenem Untergrund mit den Rillen nach unten (…)“ liegen. Es handelt sich dem Grundsatz nach ausweislich der Verlegeanleitung um Material aus „(…) extrudierten Polystyrolbändern (XPS) und -matten (…)“. Diese Matten „(…) gleichen geringe Unebenheiten des Untergrundes aus (nivelliert Unebenheiten des Untergrundes bis 2 mm); gleicht größere (bis 4 mm) Unebenheiten aus, verfügt über eine extreme Beständigkeit gegen sämtliche Belastungen und macht den Fußboden leise (…)“. Über die Zusammendrückbarkeit bei mechanischer Belastung werden in der oben genannten Verlegeanleitung keine Angaben getätigt. Daher kann festgestellt und ausgesagt werden, dass offene Kopffugen und klaffende Fugenspalten aneinandergrenzender Paneele und/oder das Einsinken bei mechanischer Belastung mit dem Standbein einer Person im Bereich von Kopffugen auf eine zu dicke Unterlage (5 mm) gegenüber der geforderten Nenndicke von ≤ 3 mm des Herstellers für den Oberboden ausgelöst worden sind – bei möglicher Überlagerung einer zu geringen Zusammendrückbarkeit bzw. Steifigkeit dieser Unterlage. Mithin liegt also die Ursache der Schäden in der fehlerhaften Auswahl der trittschalldämmenden Unterlage (Planungsfehler) und auch der Verlegung dieser ungeeigneten Dämmunterlage unter dem Laminat als solchem begründet (Ausführungsfehler). Fazit Billig ist nicht immer richtig! Im vorliegenden Fall hätte der Bodenleger als Auftragnehmer die von der Erbengemeinschaft als Auftraggeber zur Verfügung gestellten Materialien auf die Eignung zur Verlegung und insbesondere die Verwendung der trittschalldämmenden Unterlage vor der Ausführung prüfen müssen. Die Mieter haben mit dem jeweiligen Nutzerverhalten nicht zum Ereignis beigetragen. Nun wird es teuer, statt ehemals billig: jetzt muss in allen Wohneinheiten der defekte Laminatboden mit der ungeeigneten Unterlage entfernt und erneuert werden!Die Unterlagen richtig auswählenDer Verband der Europäischen Laminatbodenhersteller e.V. (EPLF) hat Hinweise und Vorgaben zur Verarbeitung von Laminat schon im Merkblatt „(…) Verlegen von Laminatfußbodenelementen (…)“ erläutert (Stand 08/13). Spezielle Aussagen zu Unterlagen werden darüber hinaus dargelegt im Merkblatt über „(…) Unterlagsmaterialien unter Laminatfußbodenelementen – Prüfnormen und Kennzahlen (…)“, herausgegeben im August 2014. Eine lesefreundliche Zusammenfassung findet man als Kompakt-Flyer „(…) So findet Laminat die richtige Unterlage (…)“ . Tipp: Auch geeignet zur Weitergabe vom Handwerker an den Kunden mit dem Kostenangebot für die Bodenbelagarbeiten. So bietet sich eine Argumentationshilfe und zeigt sich die Beratungskompetenz des Bodenlegers!