Verlegen von Bodenbelägen auf Holzwerkstoffplatten (Teil I) Was Bodenleger darüber wissen müssen und was nicht - Wer gepfuscht hat, ist zweitrangig"> Verlegen von Bodenbelägen auf Holzwerkstoffplatten (Teil I) Was Bodenleger darüber wissen müssen und was nicht Wer gepfuscht hat, ist zweitrangig

Besonders strittig sind bei der Verlegung auf Holzwerkstoffplatten die Prüf- und Hinweispflichten. Gerichtliche Auseinandersetzungen im Schadensfall offenbaren: Hier ist vieles unklar und noch mehr ist reine Auslegungssache.Nur auf den ersten Blick ohne Risiko. Die Verlegung auf Holzwerkstoffplatten.Trockenestrichkonstruktionen, die gips- und zementgebunden hergestellt werden, sowie OSB- und Spanplatten dürften auf den zweiten Platz im deutschen Estrichmarkt hinter den mineralischen Estrichen liegen. Trockenestrichkonstruktionen haben ohne Zweifel ihre Vorteile, schon allein durch die Tatsache, dass sie keine zusätzliche Feuchte in das Bauwerk eintragen. Der auf den ersten Blick problemlose und leicht zu realisierende Fußbodenaufbau hat aber auch seine Tücken. Fehler beim Einbau von Trockenestrichkonstruktionen machen sich in erster Linie im Oberbelag bzw. Parkett bemerkbar. Das bedeutet, bei Reklamationen ist zuerst der Parkett- und Bodenleger im betreffenden Objekt gefragt und muss Rede und Antwort stehen. Dass Fehler beim Einbau der Trockenestrichkonstruktionen gemacht wurden, ist erstmal zweitrangig. Strittig sind in einem solchen Fall besonders die Prüf- und Hinweispflichten der Parkett- und Bodenleger. Kommt ein Streit um die Schadensursache und die Verantwortlichkeit für den Schaden vor Gericht, heißt es nicht selten, Parkett- und Bodenleger, dass hätten sie prüfen und wissen müssen. Deshalb soll in den folgenden Ausführungen der Frage nachgegangen werden, was müssen Parkett- und Bodenleger über Span- und OSB-Platten und deren Verlegung wissen, um ihren Prüf- und Hinweispflichten nachkommen zu können. Der neuste Stand der Technik ist im TKB-Merkblatt 10 „Holzwerkstoffplatten als Verlegeuntergrund“ Stand September 2009 zusammengefasst. Den Inhalt dieses Merkblatts muss jeder Parkett- und Bodenleger kennen, wenn er auf Holzwerkstoffplatten seine Arbeiten ausführt. In der Baupraxis hat sich herausgestellt, dass es durchaus sinnvoll ist, wenn Parkett- und Bodenleger auch die Hinweise und Erläuterungen der Hersteller der Holzwerkstoffplatten kennen und natürlich beachten. Bei Streitigkeiten vor Gericht sind diese Kenntnisse für den Parkett- und Bodenleger äußerst hilfreich. In einem Fall hatte sich beispielsweise herausgestellt, dass die Verarbeiter, die die Span- oder OSB-Platten eingebaut hatten, diese Hinweise des Plattenherstellers nicht kannten und deshalb die Fehler gemacht haben, die zum Fußbodenschaden führten. Aber auch Planer/Architekten gehen teilweise leger und oberflächlich mit diesen Hinweisen und Angaben der Plattenhersteller um und sind dann plötzlich ganz überrascht, wenn auch sie Schuld an der Reklamation tragen. Prüf-GrauzoneSpanplatten, oft auch als Flachpressplatten bezeichnet, bestehen aus unterschiedlich großen beleimten Holzspänen, die mittels Wärme und Druck hergestellt werden. Die Einteilung der Spanplatten entsprechend ihrer Festigkeit und Feuchtebeständigkeit erfolgt nach DIN EN 312-1 und DIN EN 13986 (früher V 20, V 100 und V 100 G). Werden Bodenbelag- und Parkettarbeiten auf Spanplatten ausgeführt, müssen die Spanplatten den Festigkeitsklassen P4 bis P7 entsprechen. Spanplatten der Festigkeitsklasse P6 und P7 sind besonders hochbelastbar. OSB-Platten werden aus langen, schlanken Spänen („strands“) hergestellt, die der OSB-Platte ihr charakteristisches Aussehen verleihen. Die Einteilung der OSB-Platten entsprechend ihrer Festigkeit und Feuchtebeständigkeit erfolgt nach DIN EN 300 und DIN EN 13986. Bei der Verlegung von Bodenbelägen und Parkett sind ausschließlich OSB/2 bis OSB/4 zu verwenden. OSB/2 sind allerdings seit 2014 nicht mehr im Verkauf. Die OSB/3-Platten sind für tragende Zwecke im Feuchtebereich geeignet, die OSB/4-Platten sind hochbelastbare Platten für tragende Zwecke im Feuchtebereich vorgesehen. Muss der Parkett- und Bodenleger wissen und prüfen, welche Holzwerkstoffplatten tatsächlich auf der Baustelle eingebaut wurden? Nur wenn er das weiß, kann er auch beurteilen, ob er auf diese Platten schadensfrei seine Oberbeläge verlegen kann. Wegen dieser „Prüf-Grauzone“ hat es schon viel Streit gegeben. Deshalb sollte sicherheitshalber vom Parkett- und Bodenleger beim Verarbeiter der Holzwerkstoffplatten nachgefragt werden, welche Platten tatsächlich eingebaut wurden. Ein Vermerk über die Antwort des Plattenverlegers ins Bautagebuch kann auf keinen Fall schaden. In diesem Zusammenhang sollte dem Plattenleger gleich noch eine zweite Frage gestellt werden. In welcher Verlegeart wurden die Holzwerkstoffplatten eingebaut? In der Regel werden Holzwerkstoffplatten in drei verschiedenen Verlegearten eingebaut: Verlegung direkt auf Dielenböden (vor allem direkt auf alte Dielenböden),schwimmende Verlegung,Verlegung auf Lagerhölzern.Die Verlegeart bestimmt ganz entscheidend die Prüf- und Hinweispflichten. Auch bei Holzwerkstoffplatten gilt, der Auftragnehmer für Parkett- und Bodenbelagarbeiten hat mit der im Verkehr üblichen Sorgfalt unter Beachtung der allgemein anerkannten Regeln des Faches, des Standes der Technik und unter Berücksichtigung der DIN 18365 „Bodenbelagarbeiten“ sowie DIN 18356 „Parkettarbeiten“ den Untergrund auf Verlegereife zu überprüfen. 1 Größere Unebenheiten Bei der Bewertung der Oberflächenbeschaffenheit von Untergründen, auf die Bodenbeläge zu verlegen sind, geht es vor allem um Maßtoleranzen und Ebenheiten. Die Ebenheit des Untergrundes wird in der Regel durch eine Sichtprüfung in aufrecht stehender Haltung beurteilt. Lediglich bei auffälligen Stellen sind stichprobenweise Messungen im Hinblick auf die Einhaltung von Maßtoleranzen durchzuführen. Zu Streitigkeiten kommt es meistens dann, wenn die Maßtoleranzen in grober Weise nicht eingehalten werden und optische Beeinträchtigungen auftreten, beispielsweise Oberflächenunterschiede im Streiflicht sichtbar werden, also wenn sich die Verlegewerkstoffplatten im Bodenbelag abzeichnen. Da es hier sehr oft zu Auseinandersetzungen kommt, haben sich die zuständigen Fachleute und Sachverständige sehr eindeutig in den einschlägigen technischen Unterlagen geäußert. So heißt es beispielsweise im Merkblatt-Toleranzen im Hochbau nach DIN 18201 und DIN 18202 Stand August 2000 Herausgeber ZDB +Dt Bauindustrie: „Bauteile, deren Maßabweichungen die technische Funktion oder die optische Gestaltung des Bauwerkes nicht beeinträchtigen, sollen kein Anlass für Auseinandersetzungen sein, nur weil die Genauigkeit nicht ganz der Norm entspricht:“ Bei Unregelmäßigkeiten in der Ebenheit geht es meistens um optische Beeinträchtigungen. Über optische Beeinträchtigungen lässt sich immer trefflich streiten. Wann ist das optische Erscheinungsbild des verlegten Bodenbelages völlig mangelfrei, das ist im wahrsten Sinne des Wortes manchmal reinste Ansichtssache. In der BSR-Richtlinie „Betrachtungsweise zur gutachtlichen Beurteilung des Erscheinungsbildes von Fußbodenoberflächen“ heißt es unter anderem: „… Grundsätzlich wird das Schadensbild aufrecht stehend betrachtet. Die Beurteilung ist bei üblicher Möblierung vorzunehmen …Werden Unebenheiten/Unregelmäßigkeiten aus einer Blickrichtung sichtbar, müssen diese zwecks Verifizierung der Beanstandungswürdigkeit aus einer weiteren, veränderten Blickrichtung gleicherma-ßen erkennbar sein … Ein Fußboden ist kein Möbelstück; er ist ein Gebrauchsgegenstand, der in aller Regel täglich beansprucht und belastet wird. Anforderungen an die Oberfläche, wie solche an ein Möbelstück gestellt werden, scheiden daher aus. Die Beurteilung der Oberfläche des Fußbodens geschieht in aufrechtstehender Haltung. Beobachtungen oder Abfühlen der Fußbodenoberfläche in kniender oder gebückter Haltung scheiden für die Beurteilung aus. Auch Schräglicht-Beleuchtungen und Lichtbrechungseffekte dürfen für eine Beurteilung nicht herangezogen werden, da diese Methoden der Zweckbestimmung eines Fußbodens völlig widersprechen.“ In der Veröffentlichung von Oswald/Abel über „Hinzunehmende Unregelmäßigkeiten bei Gebäuden“ des Aachener Institutes für Bauschadensforschung und angewandte Bauphysik ist u.a. Folgendes ausgeführt: „Bei optischen Beeinträchtigungen geht es um die Frage, welche Störwirkungen Farbabweichungen, Verschmutzungen, Unebenheiten, kleinere Beschädigungen usw. auf einen Betrachter haben. Es gilt als Grundsatz, dass derartige Beeinträchtigungen unter gebrauchsüblichen Bedingungen zu beurteilen sind, d.h. die Beurteilung erfolgt aus einem Betrachtungszustand und z.B. unter Beleuchtungsbedingungen, die bei späterer Nutzung üblich sind. Unebenheiten eines Fußbodens oder einer Wandfläche sind nur dann bei Streiflicht zu beurteilen, wenn eine derartige Beleuchtungssituation gebrauchsüblich ist. Es ist also z.B. abzulehnen, die Unebenheiten durch Streiflicht eines Scheinwerfers bei der Beurteilung hervorzuheben, wenn eine solche Beleuchtung völlig ungewöhnlich ist und bei tatsächlichem Gebrauch nicht vorkommt.“ Die Einhaltung der Toleranzen nach DIN 18202 „Toleranzen im Hochbau“ ist Grundvoraussetzung für die fachgerechte Ausführung der Bodenbelag- und Parkettarbeiten. Optische Beeinträchtigungen führen erfahrungsgemäß immer zu Reklamationen. Wenn Bodenbeläge direkt auf Holzwerkstoffplatten verlegt werden, muss dieser Verlegeuntergrund geschliffen werden, um die Spanplattenüberstände zu beseitigen, die sich ansonsten im Oberbelag bei einer Direktverklebung abzeichnen werden. Geeignete Spachtelungen bieten auf Holzwerkstoffen im Hinblick auf eine topfebene Oberfläche, wie sie beispielsweise bei der Verlegung von PVC-Designbelägen gefordert wird, die größte Sicherheit. Auf OSB-Platten bieten Reaktionsharzgrundierungen die größte Sicherheit. Der Einsatz von Dispersionsspachtelmassen sollte mit dem Verlegewerkstoffhersteller abgestimmt werden. 2 Risse im Untergrund Risse in einem Untergrund aus Holzwerkstoffplatten werden kaum auftreten. Die Stoßfugen zwischen den einzelnen Holzwerkstoffplatten könnte man im weitesten Sinne als Risse einordnen. Diese Fugen müssen auf alle Fälle geschlossen werden, da sie sich sonst im Oberbelag abzeichnen können. Diesen optischen Mangel wird kein Bauherr akzeptieren. Wenn diese Fugen nicht geschlossen werden, können Dispersionsvorstriche, Spachtelmassen und Dispersionskleber in diese Fugen gelangen und die Holzwerkstoffplatten zum Quellen bringen. Dadurch können sich die Platten aufwölben bzw. schüsseln und sich einzeln im Belag abzeichnen. Diesen Mangel wird ebenfalls kein Bauherr akzeptieren. 3 Nicht genügend trockener Untergrund Der Feuchtegehalt der Spanplatten sollte beim Einbau 9 Masse-% +/- 4 Masse-% betragen. Im Kommentar zur DIN 18365 „Bodenbelagarbeiten“ Ausgabe April 2010 /4/ heißt es zur Feuchtemessung an Spanplatten und Fertigteilestrichen: „Andere Untergründe, z.B. Spanplatten, einige Fertigteilestriche usw. sind mit gewerkeüblichen Methoden nicht prüfbar und erfordern evtl. weitere bauseitig zu veranlassende Prüfungen.“ Eine Feuchteprüfung nach der CM-Methode ist also nicht möglich. Das bedeutet, wegen der fehlenden Möglichkeit einer vor Ort handwerklich durchzuführenden Feuchtemessung von Spanplatten, OSB-Platten, Fertigteilestrichen usw. wird empfohlen, im Zweifel stets eine Überprüfung nach der Darrmethode vornehmen zu lassen. Diese Messung kann und braucht der Bodenleger nicht durchzuführen, da diese Messungen keine handwerksüblichen Messungen darstellen. Diese Messungen müssen von Gutachtern/Sachverständigen oder dafür autorisierten Einrichtungen ausgeführt werden und vom Auftraggeber extra in Auftrag gegeben und bezahlt werden. Bei der Feuchteproblematik von Holzwerkstoffplatten bleibt für den Parkett- und Bo-denleger immer ein gewisses Restrisiko, besonders dann, wenn die Platten nicht durch eine Abdeckung geschützt wurden und lange offen lagen. Das fordern übrigens alle Hersteller von Holzwerkstoffplatten, entweder die Platten sind unmittelbar nach der Verlegung abzudecken oder sofort mit einem Oberbelag zu belegen. Falls der Verarbeiter keine Abdeckung feststellt, sollte er sofort Bedenken anmelden. Das trifft besonders dann zu, wenn wochenlang der gesamte Baustellenverkehr über den nicht abgedeckten Holzwerkstoffplatten stattgefunden hat. 4 Nicht genügend fester, zu poröser Untergrund Der Parkett- und Bodenleger muss nur die Oberfläche des Verlegeuntergrundes aus Holzwerkstoffplatten prüfen. Deshalb genügt eine „Sichtprüfung“. Ist das wirklich so? Es gibt Gerichtsurteile, da sehen die Richter das etwas anders. Auf alle Fälle ist die Oberfläche von Holzwerkstoffplatten in der Regel fest, nicht porös und auch nicht zu rau. Trotzdem hat die Oberfläche von Holzwerkstoffplatten ihre Tücken, besonders die OSB-Platten, die mit der sogenannten Contiface-Oberfläche beschichtet sind. Contiface ist die Bezeichnung für einen Film aus Trennmittel, der auf das Pressblech aufgebracht wird, um ein Verkleben der OSB-Strands mit dem Pressblech zu vermeiden. Der Plattenhersteller sagt weiter zu dieser Contiface-Oberfläche: Durch die natürliche Unebenheit einer OSB-Platte eignet sich diese nur bedingt bis gar nicht zum beschichten. Falls die Oberfläche beschichtet werden soll, empfehlen wir die geschliffene Variante zu verwenden. Aus diesen Aussagen könnte man schlussfolgern, dass Parkett- und Bodenbelagarbeiten nur auf geschliffenen Platten ausgeführt werden sollen. Dazu macht der OSB-Plattenhersteller keine konkrete Aussage. Wie soll der Parkett- und Bodenleger erkennen, ob geschliffene Platten eingebaut wurden? Er kann nur auf Nummer sicher gehen und die OSB-Platten intensiv abschleifen. In der Baupraxis wissen häufig die Plattenleger, Bauleiter oder auch die Architekten nicht, ob geschliffene Platten oder Platten mit einer Contiface-Beschichtung eingebaut wurden. Aber der Parkett- und Bodenleger muss es wissen! Grundsätzlich müssen für elastische und textile Bodenbeläge geschliffene Holzwerkstoffplatten mit glatter und fester Oberfläche eingesetzt werden. Für dicke Beläge wie Parkett, Laminat und keramische Fliesen dürfen ungeschliffene Platten mit rauer und strukturierter Oberfläche eingebaut sein, vorausgesetzt, sie besitzen keine Contiface-Beschichtung. Den 2. Teil „Verlegen von Bodenbelägen auf Holzwerkstoffplatten“ lesen Sie in der Aprilausgabe.