Leitfähige Beläge richtig verlegen Wenn‘s funkt, wird‘s teuer

Leitfähige Bodenbeläge kommen in der Regel in hochsensiblen Räumlichkeiten zum Einsatz. Für ihr zuverlässiges Funktionieren trägt der Bodenleger ein hohes Maß an Verantwortung. Nachfolgender Beitrag benennt die häufigsten Fehlerquellen.Bodenleger schlüpfen ja bekanntlich gern in die Doppelrolle als Planer und Ausführender. Diese Vorgehensweise könnte bei der Planung und Ausführung von leitfähigen Fußbodenkonstruktionen nur durch den Bodenleger sehr gefährlich werden. Die Planung einer leitfähigen Fußbodenkonstruktion sollte stets von einem Fachplaner erfolgen. Er muss die Anforderungen an die erforderlichen Leitfähigeiten der Fußbodenkonstruktion kennen und die aktuellen Normen und Vorschriften beachten. Der Bodenleger sollte peinlich genau das realisieren, was von der Planungsseite vorgegeben wird. Denn eines sollte ihm klar sein: Besonders in hochsensiblen Bereichen, wie beispielsweise in Operationsräumen, in Lagerräumen für Explosivstoffe sowie Produktionsstätten für elektrische Bauteile und Mikrochips werden die geforderten Leitfähigkeitswerte aus der Planung von einen Prüfinstitut in der Regel überprüft. Reklamationen sind hier besonders unangenehm und teuer, denn fehlende elektrische Leitfähigkeit kann nicht nachgebessert werden. Das Fehlen elektrischer Eigenschaften, wenn diese für die Nutzung der Produktionsstätten und Räume zwingend erforderlich sind, führt zwangsläufig zum Austausch der Bodenbeläge, in der Regel verbunden mit der Erneuerung der Verlegewerkstoffe. Ableitfähige VerlegesystemeDie wichtigste Komponente einer ableitfähigen Fußbodenkonstruktion stellt der entsprechend ausgerüstete Bodenbelag dar. Tufting- und Webteppichboden, Nadelvlies-, Linoleum-, Gummi- und PVC-Beläge werden in ableitfähiger Einstellung angeboten. Bei der Produktauswahl muss der Verleger darauf achten, dass der Belag nicht nur als "antistatisch“, sondern auch als "ableitfähig“ gekennzeichnet ist. Übrigens lassen sich Parkett- und Laminatböden nicht ableitfähig einstellen. Ein leitfähiger Belag allein ist nicht ausreichend, um die auftretenden elektrischen Ladungen sicher über den Fußboden abzuführen. Es müssen entsprechende Verlegewerkstoffe eingesetzt werden. Für ableitfähige elastische und textile Bodenbeläge werden in der Regel leitfähige Dispersionsklebstoffe verwendet. Man unterscheidet zwischen dunklen, ruß- bzw. graphitgefüllten und hellen, fasergefüllten Klebstoffen. Weiterhin werden leitfähige Reaktionsharzklebstoffe auf Polyurethanbasis oder Epoxidharzbasis eingesetzt. Wichtig sind auch die leitfähigen Grundierungen, die unter den Klebstoffen eingesetzt werden. Leitfähige Spachtelmassen gehören eher zu den Exoten. Zwei VerlegevariantenGrundsätzlich stehen zwei Verlegevarianten zur Verfügung, die Verklebung auf einer leitfähigen Grundierung oder auf einem Kupferband. Leitfähige Grundierung als auch das Kupferband bilden die sogenannte Querleitschicht, auf die der leitfähige Bodenbelag mit dem jeweils geeigneten Klebstoff geklebt wird. Die Querleitschicht sorgt dafür, dass die elektrischen Ladungen zu den Potenzialanschlüssen abgeleitet werden, die durch das Klebstoffbett und den Belag dringen. Die am häufigsten verwendete Methode ist die leitfähige Verlegung auf einer leitfähigen Grundierung. Hier wird der verlegereife Untergrund mit der leitfähigen Grundierung vorgestrichen, in die eine ca. 1,5 m lange Kupferbandfahne mit dem leitfähigen Klebstoff eingeklebt wird. Diese Kupferbandfahne wird bis zu den Potenzialausgleichs-Anschlüssen verlegt, wo sie von einem Elektriker angeschlossen wird. Das Kupferbandnetz besteht aus 10 mm breiten und 0,1 mm dicken Kupferbändern, die in der Regel mittig unter jede Belagsbahn bzw. unter jeder Fliesenreihe anzuordnen sind. Die Kupferbänder werden auf den verlegereifen Untergrund mit dem leitfähigen Klebstoff aufgeklebt, die Kupferbänder sind aber auch in selbstklebender Ausführung erhältlich. Das Kupferbandnetz wird durch eine umlaufende Ringleitung geschlossen. Diese wird zum Potenzialausgleich geführt. Jede Querleitschicht muss mit dem Erdableitanschluss verbunden werden. Der Anschluss an den Potenzialausgleich erfolgt ca. alle 30 bis 40 m2 mit Kupferbandfahnen, die unter dem leitfähigen Belag rund 1 m in die Fläche hineinragen oder mit dem Kupferbandnetz Kontakt haben. Der Erdableitanschluss muss grundsätzlich von einem Elektriker ausgeführt werden. Leitfähige SpachtelmasseBeim Einsatz einer leitfähigen Spachtelmasse übernimmt die leitfähig eingestellte zementgebundene Spachtelmasse die Funktion des Kupferbandes. Nach Durchhärtung und Austrocknung der Spachtelmasse werden die leitfähigen Bodenbeläge mit dem jeweils geeigneten leitfähigen Klebstoff direkt auf die leitfähige Spachtelmasse geklebt. Alle ca. 30 bis 40 m2 wird eine Kupferbandfahne als Erdableitanschluss auf die leitfähige Spachtelmasse mit dem leitfähigen Klebstoff geklebt und vom Elektriker am Erdpotenzialausgleich angeschlossen. Leitfähige Kautschukbeläge erfordern keine Querleitschicht in Form eines leitfähigen Vorstriches. Die Kombination aus leitfähigem Kautschukbelag und entsprechendem leitfähigen Klebstoff reicht aus, um den geforderten Erdableitwiderstand zu erreichen. Allerdings muss bei der leitfähigen Verlegung von Kautschukfliesen längs unter jede Fliesenreihe ein Kupferband mit dem leitfähigen Klebstoff auf den verlegereifen Untergrund aufgeklebt und im Kopfbereich quer verbunden werden. Bei Kautschukbahnenware muss etwa alle 40 m2 eine ein Meter lange Kupferfahne für den Anschluss an das Erdpotenzial eingeklebt werden. Auf dem Bodenbelagmarkt werden elastische Bodenbeläge mit einer hoch leitfähigen Rückseite angeboten, beispielsweise Kautschukbeläge. Diese Beläge können mit einem nicht leitfähigen Klebstoff geklebt werden, wobei nur in den Kopfbereichen der Bahnen leitfähiger Klebstoff verwendet und ein Kupferband als Querverbindung mit eingebettet werden muss. Dieses Kupferband wird als Anschluss an das Erdpotenzial verwendet. 1. Verarbeitungsrichtlinien Grundsätzlich ist vom Verarbeiter darauf zu achten, dass die Verarbeitungsrichtlinien der einzelnen Hersteller genau berücksichtigt werden. Weiterhin sind die Lieferpapiere des Lieferanten sorgfältig zu prüfen. Der Bodenleger muss prüfen, ob tatsächlich die erforderlichen leitfähigen Bodenbeläge und Verlegewerkstoffe geliefert wurden. Wird beispielsweise ein nicht permanent antistatischer textiler Bodenbelag verlegt, wird dieser Belag nach einer mehrmonatigen Nutzung seine antistatischen Eigenschaften verlieren. Ein triftiger Reklamationsgrund für den Bauherrn. Oder werden bei der Verlegung die vorgeschriebenen Anforderungen gemäß VDE 0100 nicht erfüllt, können durch die auftretenden Spannungen elektronische Bauteile schon während der Fertigung Schaden nehmen. 2. Richtig anrühren Der leitfähige Klebstoff ist vor der Verarbeitung homogen aufzurühren, damit sich alle leitfähigen Partikel gleichmäßig verteilen. Die Einlegezeiten sind zu beachten, da eine mangelhafte Benetzung der Belagrückseite die spätere Funktionstüchtigkeit beeinträchtigt. Eine ungenügende Benetzung wird außerdem durch die falsche Spachtelzahnung verursacht, vor allem dann, wenn zu wenig Klebstoff aufgetragen wurde. Eine Überschreitung der Einlegezeiten und zu wenig Klebstoffeinsatz führen zwangsläufig nicht zur gewünschten Leitfähigkeit des Fußbodens, außerdem entstehen dadurch Blasen und Beulen im Bodenbelag. 3. Zahnleiste entscheidend Bei leitfähigen Klebstoffen wird in der Regel die richtige Zahnleiste mitgeliefert, sie befindet sich meist auf dem Deckel des Gebindes. Fehlt die Zahnleiste, muss beim Klebstoffhersteller nachgefragt werden, welche Zahnleiste zu verwenden ist. Auf keinen Fall darf irgendeine beliebige Zahnleiste eingesetzt werden. Helle, fasergefüllte Dispersionsklebstoffe dürfen nur mit vom Hersteller freigegebenen „Spitzzahnungen“ aufgetragen werden. Bei der Verwendung herkömmlicher Zahnleisten werden die leitfähigen Fasern ausgekämmt und ungleichmäßig im Klebstoffbett verteilt. Nur bei einer gleichmäßigen Verteilung dieser Fasern im Klebstoff ist eine in allen Flächenbereichen gleichmäßige Leitfähigkeit zu erzielen. 4. Erdpotenzialanschluss Schadensfälle bei leitfähig verlegten Bodenbelägen können durch mangelhaft ausgeführte Erdpotenzialanschlüsse an Heizungsrohren, Schutzleitern usw. verursacht werden. Leitfähige Fußbodenkonstruktionen benötigen funktionierende Erdungsanschlüsse, um die Ladungsteilchen kontinuierlich abführen zu können. Die Ausgestaltung der Erdableit-Anschlüsse muss in Absprache mit einem Elektriker erfolgen, der dann selbst die Anschlüsse ausführt. Diese Anschlüsse müssen in ausreichender Anzahl vorhanden sein. Bei der Verlegung der leitfähigen Bodenbeläge ist unbedingt darauf zu achten, dass die Potenzialanschlüsse und Kupferbänder nicht durchtrennt werden. 5. Pflegemittelschichten Reinigungs- und Pflegemittelschichten können unter Umständen auf der Oberfläche des Bodenbelages eine isolierende Wirkung erzeugen, die die Ableitfähigkeit erheblich negativ beeinflusst. Um die Ableitfähigkeit des Bodenbelages zu erhalten, dürfen beispielsweise keine schichtaufbauenden Mittel wie Polymerdispersionen oder wachshaltige Wischpflegeprodukte verwendet werden. Reinigungs- und Pflegemittel können bei falscher Anwendung zur Reduzierung der Leitfähigkeit führen. Bei der Einpflege elastischer leitfähiger Beläge ist es sinnvoll, sich vom Belag- als auch vom Reinigungsmittel-Hersteller eine Freigabe für die einzusetzenden Produkte sowie die Arbeitsweise einzuholen. Die aktuellen Reinigungs- und Pflegehinweise sind grundsätzlich an den Bauherrn und Nutzer zu übergeben. Zusätzlich zu den Reinigungs- und Pflegemitteln geben zahlreiche Belag- und Reinigungsmittel-Hersteller nützliche Tipps und Hinweise zu den Produkten und den Arbeitsweisen, die beachtenswert sind. Häufig sind dabei auch Hinweise auf das Raumklima enthalten. 6. Klima Die Leitfähigkeit einer Fußbodenkonstruktion ist auch vom Raumklima abhängig. Eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit unterstützt die elektrische Leitung. Elektrostatische Aufladungen kann man durch die Erhöhung der relativen Luftfeuchte auf über 50 % bekämpfen. PVC-Beläge sollte man öfter feucht wischen, Teppichböden mit Antistatikspray besprühen oder entsprechende Mittel bei der Grundreinigung beigeben. Eine relativ geringe Luftfeuchtigkeit wirkt sich immer nachteilig aus, Personenentladungen treten dann häufiger auf. Eine Luftfeuchtigkeit von kleiner gleich 40 %, wie sie in den Wintermonaten oft über einen längeren Zeitraum auftritt, verschlechtert die elektrischen Eigenschaften der leitfähigen Fußbodenkonstruktion. Dieser Effekt wird durch isolierendes Schuhwerk, synthetische Bekleidung, Bezügen von Sitzmöbeln und isolierenden Stuhlrollen verstärkt. Elektrostatische Aufladungen sind eine der wenigen Reklamationen, die sich durch Abwarten erledigen können, und zwar dann, wenn der Winter vorbei ist, es wärmer wird und die Luftfeuchtigkeit wieder ansteigt. Ideal sind deshalb Klimaanlagen, die für ein entsprechendes Raumklima sorgen.Diese Begriffe sollten Sie kennen Nichtleitend: Von nichtleitenden Fußböden spricht man, wenn Bodenbelag und Klebstoff so isolieren, dass elektrostatische Aufladungen nicht abfließen können. Antistatisch: Antistatische Bodenbeläge dürfen bei der Prüfung nach EN 1815 – für elastische Bodenbeläge – oder – ISO 6356 – für textile Bodenbeläge – bei 23 °C und 25 % relativer Luftfeuchte keine Aufladungsspannungen von größer 2 kV erzeugen. Bei antistatischen Bodenbelägen können sich aufgrund ihrer „eingebauten“ Querleitfähigkeit die elektrostatischen Aufladungen über die gesamte Fläche des Bodenbelages verteilen. Elektrostatische Spannungen werden hier also nicht abgeleitet, sondern nur über die Fläche des Belages verteilt und sogenannte Spannungsspitzen abgebaut. Zu diesem Zweck werden elastische und textile Beläge mit leitfähigen Zusätzen ausgerüstet. Die eingesetzten nichtleitfähigen Klebstoffe unter den Belägen wirken isolierend. Bei antistatischen Bodenbelägen werden spürbare Personenaufladungen bzw. Entladungen nicht auftreten. Die Prüfung erfolgt durch einen sogenannten „Begehversuch“ bei dem eine Versuchsperson mit genormten Schuhen über den Belag läuft. „Antistatische“ Bodenbeläge erkennt man an einem Piktogramm in Form eines Blitzes entweder im Produktdatenblatt oder im ETG-Teppichsiegel. Leitfähig: Leitfähige Bodenbeläge müssen einen Durchgangswiderstand von kleiner gleich 10 hoch 6 Ohm haben, wenn sie nach EN 1081 – elastische – oder ISO 10965 – textile – gemessen werden. Ableitfähig: Bodenbeläge, die elektrostatische Aufladungen ableiten, müssen einen Durchgangswiderstand von kleiner gleich 10 hoch 9 Ohm haben, wenn sie nach EN 1081 – elastische oder ISO 10965 – textile – gemessen werden. Zusätzlich zur antistatischen Eigenschaft hat die Leitfähigkeit des Bodenbelages den Sinn, auch elektrostatische Ladungen von Menschen abzuleiten, die nicht vom Begehen des Bodens herrühren. Durchgangswiderstand: Widerstand zwischen Ober- und Unterseite des Belages. Erdableitwiderstand: Widerstand zwischen Oberseite des verlegten Belages und der Erdung. Oberflächenwiderstand: Widerstand der Belagoberfläche zwischen zwei Messstellen mit 10 cm Abstand. Bei leitfähig geklebten Bodenbelägen wird hier im Wesentlichen der Widerstand der Klebstoffschicht gemessen.