Der interessante Schadensfall: Lamellenabzeichnungen durch fehlerhafte Wärmedämmung Wenn’s dem Boden zu kalt wird

Hohe Luftfeuchte direkt am kalten Boden hatte für unschöne Abzeichnungen der Trägerlamellen eines Zweischichtparketts gesorgt. Die fehlerhafte Wärmedämmung war der Auslöser.Wenn’s dem Boden zu kalt wird Die auf einem Gußasphaltestrich verklebten Fliesen waren aus dem Wohnzimmer des Hauses aus den 50er Jahren entfernt und durch ein zweischichtiges Parkett ersetzt worden. Zunächst hatte der Parkettleger den vorhandenen Estrich vorgestrichen und gespachtelt und dann ein Entkopplungsvlies verklebt. Daraufhin erfolgte die direkte Verklebung des Parketts. Schadensbild Das Parkett lag zunächst tadellos. Nach und nach fiel dem Bauherrn eine leichte Streifenbildung in den Parkettstäben auf, wenn er sie im Gegenlicht betrachtete. Das Bild verstärkte sich. Der herbeigerufene Verleger wusste sich keinen Rat. „Das ist wahrscheinlich durch die Malerarbeiten entstanden, die unmittelbar nach der Fertigstellung meiner Fußbodenleistung ausgeführt wurden. Das bringt viel Feuchtigkeit, die sich jetzt im Holz befindet und für das Erscheinungsbild sorgt. Warten Sie ab, das geht vorüber.“ Der Verleger konnte sich noch erinnern, dass damals die Terminplanung etwas durcheinandergebracht wurde, weil der Maler nicht rechtzeitig verfügbar war. Die Parkettarbeiten waren vorgezogen worden, der Boden wurde für die Maßnahmen des Folgegewerkes vollflächig abgedeckt. Die Streifen verschwanden allerdings nicht, sondern schienen sich sogar noch zu verstärken. Esgab zunächst ein Hin- und Her ob der Verantwortung, was schließlich darin endete, dass einSachverständiger den Streit schlichten sollte, indem er seine Meinung zu der Sache zu Papier brachte. Dem fiel natürlich auch die nicht gerade unerhebliche Mittellagenabzeichnung des Zweischichtparketts ins Auge. Er ließ sich einen noch verpackten Zweischichtstab aus einem Restpaket geben. Der zeigte bei 10 mm Dicke eine exakt 3,5 mm dicke Nutzschicht und eine Fichtenträgerschicht, die sich nach seinen Erfahrungen im Falle der vorgefundenen Erscheinungen günstiger verhält als eine untere Hartholzlage. Die halbstehenden bis zum Teil auch liegenden Jahresringe bei einem unregelmäßigen Lamellenabstand von 1 bis 1,5 Millimeter ließen nicht unbedingt darauf schließen, dass die verformungsfreien Parkettstäbe fehlerhaft waren, zumal die Holzfeuchte sich relativ exakt bei 8 % HF messen ließ. Die Holzfeuchte am Boden ermittelte er jedoch mit 12,4 bis ca. 13 %. In einem offenen Randbereich hatte er die Möglichkeit, den Aufbau nachzuvollziehen. Das Entkopplungsvlies war sichtbar, der Aufbau war so wie der Verleger angegeben hatte. Verformungen der Elemente waren nicht erkennbar, wenn dann allenfalls leicht konvexe. Ein Feuchteeinfluss von der Unterseite war eigentlich nicht denkbar, zumal ein Gußasphaltestrich vorlag. Die Randdehnungsfugen waren an stichprobenartig geöffneten Stellen noch nicht verschlossen, schienen aber deutlich minimiert. Schadensanalyse Die relative Luftfeuchte betrug zu diesem Zeitpunkt 53 %, die Raumtemperatur etwa 22 °C. Hätten diese Bedingungen längere Zeit auf das Holz eingewirkt, hätte sich eine Holzfeuchte von etwa 9,5 % im Holz eingestellt. Jetzt wurde die Oberflächentemperatur des Holzes mit einem geeigneten Messfühler gemessen. Sie betrug 17,5 °C. Das waren immerhin 4,5 °C weniger als die der Raumluft. Eine Unterkellerung gab es nicht. Die Sache schien klar, aber der Gutachter wies zunächst darauf hin, dass er mit diesen Werten rechnen müsse, um zu einer Aussage in seiner Expertise zu gelangen. Er wusste, dass analog zu den Bedingungen bei Parkett auf Fußbodenheizung, wo sich in unmittelbarer Nähe des Holzes sehr niedrige Luftfeuchten einstellen und für Fugen im Parkettboden sorgen, sich bei einem kalten Boden höhere Luftfeuchten gegenüber der Raumtemperatur im direkten Kontakt ergeben würden. Diese beeinflussen das darauf hygroskopisch reagierende Holz. Daraus würde zwangsläufig im Eichenholz eine höhere Holzfeuchte entstehen. Die Folge ist eine Quellung, die sich hier vornehmlich in Trägerlamellenabzeichnungen ausdrückte. Leichte Spitznähte an den Kopfstößen verstärkten diese Vermutung. Um auf der sicheren Seite zu sein, bediente sich der eingeschaltete Sachverständige des Fußbodenheizungsrechners von Prof. Dr. Andreas Rapp, der die Abhängigkeiten zwischen relativen Luftfeuchten und den Temperaturen an Holzoberfläche und im Raum sehr anschaulich darstellt und daraus die resultierenden Holzfeuchten ermittelt und einordnet. Es ergab sich eine nahezu exakte Übereinstimmung seiner auf der Baustelle gemessenen Werte mit denen in Rapps Fußbodenheizungsrechner. Circa 13,0 % Holzfeuchte würden sich demnach im Eichenparkett einstellen. Diese Zahlen und Daten wurden mit weiteren Rechnungen untermauert. Aus der Oberflächentemperatur ergibt sich durch Division der Wasserdampfteildrücke die relative Luftfeuchte: Die entsprechenden Wasserdampfsättigungsdrücke sind in der DIN 4108, Teil 5, in einer Tabelle aufgeführt. Daraus ergibt sich bei Sättigungsdrücken von 1.400 Pa als tabellarisch ermittelte Werte aus dem Partialdruck bei 22 °C (2.645 Ps) und 53 %, bzw. 2.001 Pa bei 17,5 °C als Quotient aus diesen beiden Zahlen eine relative Luftfeuchte von etwa 70 %. Diese wiederum führt zu einer Holzfeuchte von ca. 13 Prozent. Schadensursache Die Tatsache, dass die Oberfläche des Parketts offenporig geölt war, bekräftigte die Vermutung, dass die hohe Holzfeuchte durch den Niederschlag des Wasserdampfes im kalten Holz entstanden war. Das hatte die Trägerlamellenabzeichnungen bewirkt, wobei die Ursache für die niedrige Holztemperatur in einer fehlerhaften Wärmedämmung unter dem Parkett bzw. dem Estrich vermutet wurde. So führte der Sachverständige es in seinem Gutachten aus und sandte es an die auftraggebenden Parteien.