Sanierung des Holzfußbodens war nicht mehr möglich Wenn Risse zur Gefahr werden

Risse in Holzfußböden sind niemals ganz zu vermeiden. Wenn sie allerdings in großem Umfang auftreten und zudem noch in einem Mehrzweckraum, in dem Kinder spielen, dann ist Vorsicht geboten.Wenn Risse zur Gefahr werden In einer Kindertagesstätte war in einem Gymnastikraum ein dreischichtiger Fertigparkettboden verklebt worden. Die Verlegung erfolgte ab isolierter Rohdecke auf einer ca. 20 mm dicken Schüttung, einem darüber befindlichen etwa 40 mm starken Dämmstoff und einer 20 mm-Weichfaserplatte. Dieser nachgiebige, schwingende Aufbau diente den Kindern als Mehrzweckboden zum Spielen, Tanzen, Sporttreiben und den Kleinsten von ihnen auch zum Krabbeln. Schadensbild Moniert wurden von den Betreibern bereits nach wenigen Wochen Fugen in Breiten von 0,50 bis 0,70 mm, allesamt an den Längsstößen der Elemente. Weiterhin waren im Parkettholz eine Vielzahl von Rissen entstanden. Ein Sachverständiger wurde eingeschaltet, der vermitteln sollte. Der staunte nicht schlecht, denn der Hickoryhartholzboden zeigte schon beim Betreten mit bloßem Auge erkennbar etwa 40 solcher Stellen bei einer Fläche von 55 Quadratmetern. Diese waren zum Teil aufgeplatzt und präsentierten sich zumeist als gerade verlaufende Rissbildungen. Nachdem der Sachverständige sein Auge für dieses Erscheinungsbild geschärft hatte, ging die Zahl noch einmal sprunghaft nach oben, denn noch nicht aufklaffende, feine Oberflächenrisse kamen hinzu. Der Großteil war nicht mehr als seicht zu bezeichnen, sondern erstreckte sich zum Teil über einen Millimeter tief in die ca. 3,5 mm dicken Decklage hinein mit gelegentlichen Längen von über 80 mm. Das Parkett war mit der Sortierungsklasse "p" gekennzeichnet, so ging es jedenfalls aus der Rechnung hervor, eine Sortierung also, die eigentlich keine Risse zuließ. Der Verleger erklärte, er hätte die Risse bei seiner Arbeit nicht gesehen, sie wären erst im Nachhinein entstanden, weiterhin eine Folge der nachgiebig gewählten Konstruktion und auch des trockenen Raumklimas. Außerdem handele es sich um ein Naturmaterial, bei dem bis zu einem bestimmten Umfange solche Erscheinungen durchaus charakteristisch seien. Schadensanalyse Die klimatischen Verhältnisse wurden zum Zeitpunkt der Besichtigung im März des Jahres bei ca. 35 % relativer Luftfeuchte und 22 Grad Raumtemperatur ermittelt. Daraus hatte sich eine zunächst elektrisch ermittelte Holzfeuchte von etwa 7,0 bis 7,5 % ergeben, Werte also, die dem natürlichen Ausgleichsbestreben des Holzes mit der umgebenden Raumluft sehr gut entsprachen. Der Gutachter machte die Oberflächenrisse, die bei so schweren Hölzern wie Hickory immer wieder auftreten und manchmal als sehr feine Risse nicht unmittelbar erkennbar sind, als Fehler aus, die durch eine unangemessen schnelle Trocknung vor der Fertigung, zum Teil wohl auch schon im Zuge der Rohholzbearbeitung entstanden waren. Nicht nachvollziehen konnte er die Entschuldigung des Verlegers, diese Risse bei der Verlegung wenige Wochen zuvor nicht gesehen zu haben. Die raumklimatischen Bedingungen in dem Fitnessraum waren nicht so ungünstig, dass das Holz ein solches Erscheinungsbild hätte zeigen können. Die Bedingungen hätten aber bereits vorhandene Risse weiter geöffnet, führte der Gutachter aus. Eindeutig war das Material damit fehlerhaft und entsprach keinesfalls der angebotenen Sortierung. Schadensbeseitigung Der Gutachter sollte neben der Beurteilung des Erscheinungsbildes auch einen Sanierungsvorschlag unterbreiten. Er war sich klar, dass das Vorhandensein der Risse in diesem Umfang und zum Teil auch in der vorgefundenen Größe keinesfalls tolerabel war. Das galt darüber hinaus für die Nutzung des Parketts als Sportboden und mehr noch für den Anwendungsbereich Mehrzweckraum in einer Kindertagesstätte. Eigentlich ein Wunder, dass noch nichts Schlimmeres passiert war, dachte der Gutachter. Der Boden musste komplett raus, zumal die Rissbildungen recht einheitlich in der Fläche verteilt waren. So einen Boden abzuschleifen und neu zu versiegeln hätte das Problem nicht gelöst. Zwar sei bei einem Naturmaterial niemals die Gewähr gegeben, dass Rissbildungen 100-prozentig zu vermeiden seien und in Abhängigkeit vom Umfang sei es durchaus möglich, einzelne Risse nachhaltig zu sanieren, aber das gelte nicht für diesen extremen Fall, erläuterte er. Das Thema der Fugen stellte sich nicht. Der Gutachter befand sie als hinnehmbar, speziell bei einem nachgiebigen Sportboden, der das Erscheinungsbild zusätzlich unterstützt. Der langjährige Lieferant des Verlegers war großzügig. Dessen beim Ortstermin mitanwesender Außendienst monierte zwar, dass der Verleger nicht ganz unschuldig sei, weil er den Hersteller nicht rechtzeitig informiert hätte. Aber man zeigte sich entgegenkommend, tauschte das Material umgehend aus und schrieb dem Verleger einen Teilbetrag der Verlegekosten auf seinen nächsten Auftrag gut. Der kam umgehend, auch deshalb, weil der Hersteller den Handwerker nicht im Regen stehen ließ.