Der interessante Schadensfall Fugenbildung und Überstände Wenn die Treppe den Parkettboden festhält

Die schwimmende Verlegung ist eine fachlich einwandfreie Methode, um einen Parkettboden einzubauen. Wenn das Parkett nachträglich die Möglichkeit verliert, sich ungehindert auszudehnen, kann es allerdings Probleme geben.Hinter der Treppe zeigte sich eine erhebliche AbrissfugeWenn die Treppe den Parkettboden festhält Als der Verleger den Raum verließ, war alles in Ordnung. Er hatte einen Buchenfertigparkettboden im Wohnzimmer eines rund 20 Jahre alten Hauses auf einem Zementestrich verlegt. Die Verlegung war schwimmend vorgenommen worden, als Unterlage hatte er einen 2-Millimeter-PE-Schaum verarbeitet, die Dielen gut verleimt und auch die geforderten Randabstände eingehalten. Lediglich im Eingangsbereich hatte der Handwerker am Fliesenanschluss auf Wunsch des Bauherren direkt und ohne Dehnungsfugen angelegt und die Dielen sehr sauber unter die Türzargen geschoben. Dafür war auf der gegenüberliegenden Raumseite eine entsprechende Randfuge belassen worden, um dem Boden das nötige „Arbeitspotential“ zu gewähren. Da die Raumbreite lediglich 4,50 Meter betrug, schien das auch kein Risiko zu sein. Lange Zeit war Ruhe. Irgendwann im Winter klingelte das Telefon beim Handwerker, der längst den Kleinauftrag vergessen hatte, obwohl die Gewährleistungsfrist, die er mit dem Bauherren vereinbart hatte, noch nicht abgelaufen war. Der Boden würde sich spannen, bekäme Fugen und wäre nicht fachgerecht verlegt. Der Parkettleger konnte es nicht glauben. Er sah sich den Boden an. Ihm fiel bei der Besichtigung natürlich sofort auf, dass mittlerweile eine Treppe das Wohnzimmer zierte, die in ein darüber liegendes Geschoss führte. Der Bauherr berichtete, dass er kurz entschlossen eine Ausbaumaßnahme vorgenommen hatte, um noch einen weiteren Wohnraum zu gewinnen. Er hatte einen Zimmermeister beauftragt, eine Treppe zu bauen, um direkt aus dem Wohnbereich in den neu geschaffenen Raum gelangen zu können. Für den Verleger war der Fall klar, denn die Treppe war direkt auf den schwimmend verlegten Boden gestellt worden. Die Fußbodenplatte konnte sich nicht frei bewegen und verlor dadurch ihre fachgerechte Funktionsfähigkeit. Das versuchte er dem Bauherren klarzumachen, was natürlich nicht klappte. Alle Jahre wieder Aber die beschriebenen Erscheinungen waren noch nicht so gravierend, dass man unbedingt etwas tun musste. Man einigte sich zunächst friedlich und vereinbarte, die Sache zu beobachten. Das wurde auch schriftlich festgehalten. Der Verleger hatte die Angelegenheit unterschätzt. Im nächsten Jahr gab’s das gleiche Theater, diesmal war sogar der Lieferant des Parketts dabei. Der sagte, mein Material ist in Ordnung, ansonsten ist alles nicht so schlimm. Man solle vielleicht im nächsten Jahr noch einmal schauen. Schreiben hin und her, nach dem nächsten Winter stand man wieder auf dem Boden, der allerdings mittlerweile ganz schön in Mitleidenschaft gezogen war. Einige erhebliche Fugenbildungen in der einen Hälfte des Raumes und Bewegung zwischen den Elementen verbunden mit Überständen, die dafür gesorgt hatten, dass das Buchenholz im Randbereich schon dunkel wurde, im Bereich zwischen Treppe und Fliesenanschlag. Jetzt rächte es sich, dass der Verleger nicht gleich definitiv erklärt hatte, dass die nachträgliche Einarbeitung der Treppe sein Gewerk negativ beeinflusst hatte. Die Angelegenheit endete schließlich vor Gericht, das dem beauftragten Gutachter die Frage stellte, ob der Parkettboden mangelhaft verlegt worden sei und welche Sanierungsmöglichkeiten es gäbe. Im Bereich zwischen Anschlag an Fliesen und Treppe lag eine feste Einspannung vor. Die hatte dafür gesorgt, dass die Elemente in den Monaten erhöhter Luftfeuchtigkeiten sich leicht aufwölbten, durch ihre Lage im Eingangsbereich aber ständig betreten wurden. Das hatte im Laufe der Zeit zu einer Überlastung der Nut-Feder-Konstruktion geführt, verbunden mit Überständen, Fugen und dunklen Stößen im Längs- und Kopfbereich. Hinter der Treppe war eine etwa 1,5 Millimeter breite Abrissfuge entstanden. Das war zwar eine Folge des etwas trockenen Raumklimas, das im Holz für genau die Werte gesorgt hatte, die sich in derart beheizten Zimmern einstellen. Auch diese Erscheinung führte der Sachverständige auf die aufgesetzte Treppe zurück. Der unter Trockenspannungen stehende Parkettboden hatte sich die schwächste Stelle gesucht, die bei handwerklich verleimten Elementen immer vorliegen, und war hier in entsprechender Breite abgerissen. Eine mangelhafte Verleimung in diesem Bereich konnte der Sachverständige nicht ausmachen. Wer letztendlich den Schaden zu tragen hatte, ist nicht bekannt. Der Verleger war’s jedenfalls nicht. Der Schaden war aber nicht unerheblich, denn der Boden musste raus. Eine Teilauswechslung bis zu den geschädigten Fugenbereichen schien wegen der farblichen Unterschiede nicht opportun, zumal die Fläche vor der Treppe nicht mehr fachgerecht nutzbar war.