Prüfen, prüfen und nochmals prüfen Wasserschaden mit Spätfolgen

Nach einem Wasserschaden ist Vorsicht geboten. Sich auf Angaben von Trocknungsunternehmen zu verlassen, kann teuer werden, selbst bei einem Laminatfußboden.Wasserschaden mit Spätfolgen Auftraggeber und Auftragnehmer stritten sich, denn es ging nicht so sehr um den Laminatboden, sondern um viel Geld. Der Kunde war Besitzer einer bemerkenswerten Sammlung von wertvollem Meissener Porzellan, das er in zahlreichen kleinen Vitrinenschränken in seinem Wohnzimmer zur Schau stellte. Allein das Ein- und Auspacken würde Tage dauern. Schadensbild Bereits nach einigen Wochen zeigten sich in dem Laminatboden leichte flächige Aufwölbungen und in Teilbereichen in den Kantenbereichen regelmäßige Verformungen. Zwischen Laminat und Estrich lag eine hauchdünne PE-Folie, und darüber eine 2 mm dicke Schaumunterlage. Dass von unten Feuchtigkeit kommen konnte, schien ausgeschlossen. Der Verleger war sich keiner Schuld bewusst. Er ordnete den Schaden einer zu feuchten Pflege zu, die für die Verformungen und Stippnähte verantwortlich sein sollte. Der Streit sollte im Wege eines Schiedsgutachtens aus dem Wege geräumt werden. Der eingeschaltete Sachverständige bereitete also einen Vertrag vor, den beide Parteien unterschrieben und sich damit seinen späteren, schriftlich niederzulegenden Ausführungen unterwarfen. Dann begann die detaillierte Beweisaufnahme. Schadensanalyse Schnell stellte sich heraus, dass die Angelegenheit eine Vorgeschichte hatte. Es hatte in der Vergangenheit einen Wasserschaden gegeben. Der Hausherr erklärte dem Gutachter, dass ein seit vielen Jahren einzeln im Randbereich unter dem Estrich verlaufendes wasserführendes Rohr in unmittelbarer Nähe eines Heizungkörpers einen feinen Haar-Riss an einer Knickstelle aufgewiesen hatte, der über die Jahre dazu führte, dass sich ganz allmählich die Dämmung, der Estrich und der darüberliegende Teppichboden auffeuchtete. Irgendwann wurde der Schaden gemeldet, die Ursache ergründet und von der Versicherung getragen. Der Belag war dann herausgerissen, der Estrich von einer Fachfirma aufgebohrt und ausgetrocknet worden. Der Gutachter wurde hellhörig. "Wurde der Estrich vor der Neuverlegung auf noch vorhandene Restfeuchte geprüft?“, hakte er nach. "Selbstverständlich", antwortete der Verleger, "ich habe sogar noch eine Kopie des Protokolls." Diese legte er vor. Der Gutachter stutzte: "Das Protokoll stammt ja nicht von Ihnen, sondern von dem Trocknungsunternehmen!" Außerdem schien lediglich eine Prüfung mit einem elektronischen Feuchtemessgerät stattgefunden zu haben. Die Bemerkung "Estrich trocken" hatte also dem Bodenleger ausgereicht, davon auszugehen, dass das auch so wäre bzw. zu meinen, er wäre seiner Prüfungspflicht damit ausreichend nachgekommen. "Außerdm", befand der Bodenleger, "haben wir zur Sicherheit noch eine PE-Folie auf dem Estrich verlegt, was soll da denn noch geschehen?" Der Gutachter nahm in einem Randbereich die Fußleisten ab und führte eine Messsonde ein, um die Luftfeuchte in diesem Bereich zu prüfen. Tatsächlich, da war noch reichlich Feuchtigkeit vorhanden. Anschließend nahm er ein Element des Klicklaminats auf, um den Estrich mit einer CM-Messung zu prüfen. Der Druck, der sich in dem Prüfgerät rasch aufbaute, bestätigte ihm unzweifelhaft, dass der Estrich durchfeuchtet war. Die Ursache der Erscheinungsbilder im Laminatboden war damit klar. Schadensbeseitigung Die Trockenbaufirma hatte zwar den Estrich ausgetrocknet und anschließend mit ihren zur Verfügung stehenden Mitteln geprüft, belegreif war er allerdings noch lange nicht. Der Verleger versuchte, den Gutachter dazu zu bringen, den Trockenbauer mit ins Boot zu holen. Er hätte seine Leistung nicht fachgerecht abgeliefert und der Bodenleger sei damit der Leidtragende. Aber darauf ließ sich der Sachverständige nicht ein. Er schrieb sein Gutachten und machte die nicht eingehaltene Prüfungspflicht für den Schaden verantwortlich, der übrigens schon auf den ersten Blick auf einen Feuchteeinfluss von der Unterseite und nicht aufgrund einer zu nassen Pflege auf das Laminat schließen ließ. Derjenige, der einen Boden verlegt, hat auch den Boden auf Feuchtigkeit zu prüfen, und zwar so, dass die Messwerte aussagekräftig sind. Sich hier auf die Angaben des Vorgewerks zu verlassen, wäre zu wenig, gerade bei einem Wasserschaden, der das zusätzliche Risiko von irgendwelchen, schwer austrocknenden Feuchtenestern bergen würde. Die Angelegenheit wurde teuer. Denn der Hausherr musste die Vitrinen ausräumen und alles komplett einlagern. Platz war im Sammlerhaushalt wenig vorhanden. Der Boden wurde aufgenommen, die Estrichtrocknung wiederholt, dann seitens des Trockenunternehmens eine CM-Prüfung vorgenommen, die wiederum von dem Sachverständigen kontrolliert wurde. Der nahm sogar eine Probe für eine gravimetrische Prüfung vor, alles zu Lasten des Handwerkers, der beim nächsten Mal sicherlich nicht mit solch blindem Vertrauen auf das Vorgewerk seine eigene Leistung ausführen dürfte.