33. TKB-Fachtagung Fußbodentechnik Was taugt die HM-Box?

Feuchtemessung, Verklebung von Massivholzdielen, Fertigteilestriche, silanmodifizierte Klebstoffe und die rechtliche Einordnung von Normen bildeten den Themenstrauß der diesjährigen TKB-Veranstaltung, die Mitte März in Köln stattfand.Dr. Norbert Arnold führte erstmals durch das jährliche Treffen von Sachverständigen, Anwendungstechnikern, Handwerkern und vielen Vertretern der produzierenden Industrie. Arnold, Nachfolger von Dr. Frank Gahlmann, der im vergangenen Jahr nach acht Jahren seinen Posten als Kommissionsvorsitzender abgegeben hatte, konnte mit 190 Teilnehmern einen guten Zuspruch verbuchen. Unter seiner souveränen und sicheren Leitung gab es hochinteressante Beiträge, aber auch solche, von denen man im Vorhinein sich mehr als die Vermittlung von Basiswissen erhofft hatte. Und wie immer drehte sich Vieles um die Messung der Feuchte im Estrich. Arnold berichtete, dass die Untersuchungsreihe über die KRL-Methode an der Technischen Universität in Harburg noch nicht abgeschlossen sei und der nächste Schritt in Richtung Absicherung und Anerkennung dieser international bereits seit vielen Jahren gängigen Feuchteprüfung noch auf sich warten ließe. Im Vorfeld der Veranstaltung wurde eine Messkampagne mit anerkannten Sachverständigen beschlossen, mit der die TKB ihrem Anspruch, weitere Erkenntnisse zur KRL-Methode zu liefern, bis Ende des Jahres näherkommen wolle. HM-Methode gleichwertigPassend dazu stellte Alfred Puchegger, Geschäftsführer eines namhaften Wiener Parkettlegebetriebes, die HM-Box vor. Die HM- Box wurde zur hygrometrischen Materialklimamessung entwickelt und ermittelt die Durchschnittsfeuchtigkeit über den Estrichquerschnitt. In einer umfangreichen Versuchsreihe wurden die CM-Messung und die Darrtrocknung mit der HM-Methode verglichen, mit dem Ergebnis, dass man für die beiden Ersteren die Werte der jeweiligen Sorptionsisotherme der eingesetzten Estriche kennen müsse, um die Belegreife zu bestimmen. Die seien aber in der Praxis nicht der Fall und im Zweifel erst innerhalb eines halben Jahres zu ermitteln, so dass die ohne Isothermen auskommende HM-Methode bessere Ergebnisse liefern würde, sagte Puchegger, der für unbeheizte Estriche Grenzwerte von 65 Prozent und von 60 Prozent für beheizte Estriche nannte. In Österreich sei die HM-Messung mittlerweile der CM-Methode gleichwertig. In der anschließenden Diskussion ging es vor allem um den Zeitpunkt des Ablesens der HM-Box bei beheizten Fußbodenkonstruktionen, weil der zwangsläufige Anstieg der Feuchte bei nicht ausgeheizten Estrichen die Ergebnisse der HM-Box beeinflussen würde. Alexander Drüsedau, Geschäftsführer des gleichnamigen Massivdielenherstellers aus Mittelhessen, übernahm zusammen mit Hartmuth Urbath, Anwendungstechniker der PCI Augsburg, den Part „Massivdielen“ und berichtete insbesondere über die Herstellung und die heute gängige Verlegung auf Estrichen. Diese Methode sei zwar vergleichsweise neu, werde aber immer mehr angewandt, nachdem bis vor 20 Jahren auf hölzernen Unterkonstruktionen lediglich geschraubt oder genagelt wurde. Drüsedau bedauerte, dass die Massivdielen heute fast zur Massenware verkommen wären und berichtete über typische Probleme wie Verdrehungen, Schüsselungen, Breitendifferenzen und Überzähnigkeiten, die auch durch fehlerhafte Fertigung zustande kommen können. Urbath stellte Besonderheiten der Verklebung der großformatigen Elemente, deren Verarbeitung er der DIN 18356 Parkettarbeiten zuordnete, in den Vordergrund und sprach über die Problematik vermehrter Hohlstellen, das richtige, länger zu bemessende Beschweren, die hohen Anforderungen an die Ebenheit oder den erheblichen Klebstoffverbrauch im fachgerechten Umgang mit diesen Großformaten. Insbesondere der gelegentlich anzutreffenden punktuellen Klebung „im Batzenverfahren“ als Alternative zur vollflächigen Verklebung mit grober Dielenzahnung erteilte der Klebstoffexperte eine deutliche Abfuhr genauso wie der Eignung von Fertigteilestrichen unter den geklebten Massivdielen. Nicht sicher messbarUzin-Anwendungstechniker Ulrich Weng nahm diesen Ball mit der Verlegung von Parkett und Bodenbelägen auf Systemböden auf. Insbesondere der im Vergleich zu mineralischen Estrichen anderen Untergrundprüfung galt sein Augenmerk, zumal Trockenestriche wie Span- oder OSB-Platten mit handwerklichen Methoden nicht sicher messbar seien. Randfugen, Randabstände, Stoßversätze, Verschraubungen, Bewegungen und Ebenheiten seien jedoch Parameter, die der Handwerker prüfen könne. Weng bevorzugt die PU-Grundierung, um Feuchtigkeitsprobleme an der Kanten der Verlegplatten zu vermeiden, und warnte vor zu dicken Spachtelmassenschichten. Bei Doppelböden machten immer wieder zwischen die Platten gelaufene Klebstoff eProbleme, was mit geeigneten Maßnahmen, wie das vorherige Abkleben der Stöße, wirkungsvoll vermieden werden könne. Das neue Hinweisblatt des ZVPF (Zentralverband Parkett- und Fußbodentechnik) über Qualitätsanforderungen an die Ebenheit von Untergründen, das sich insbesondere an Planer und Architekten richtet, war Gegenstand des Beitrages von Manfred Weber, sachverständiger Parkettlegermeister und 2. Vorsitzender des bundesdeutschen Innungsverbandes. Gerade die Inkompatibilität optischer und auch technischer Ansprüche neuer, moderner Bodenbeläge mit den Ebenheitsanforderungen aus den gängigen Toleranzen der DIN 18202 hatte dazu geführt, dieses vor allem kaufmännisch zu nutzende Hinweisblatt zu entwickeln. Es ist für den Verbraucher einfach nachzuvollziehen und erlaubt dem Verleger, sich belagbezogen die handwerkliche Kompetenz in Mark und Pfennig zu beider Gunsten zielgerechter als bisher bezahlen zu lassen. Das Hinweisblatt unterscheidet die Anforderungen von vier Ebenheitsklassen und bezieht sie übersichtlich und leicht nachvollziehbar auf die unterschiedlichen Produktgattungen. Die Ebenheitsklassen 1–4 sind nichts Neues, sagt Weber, sondern lediglich die Zuordnung der Beläge, die darauf verlegt werden können. Im Malerhandwerk werden unterschiedliche Qualitätsklassen der zu bearbeitenden Oberflächen bereits seit längerem angeboten und vom Verbraucher verstanden bzw. auch belohnt und auch die Architekten haben mehr Planungssicherheit, verlautete es in der anschließenden Diskussion. Die Crux mit SilanklebernEin Thema, das die Branche schon seit einigen Jahren immer wieder bewegt, sind Schadensfälle, die im Zusammenhang mit Parkett und Silanklebstoffen entstehen. Dr. Thomas Brokamp, Vorstandsmitglied der TKB und Geschäftsführer des Klebstoffbereichs bei Bona, Malmö, bestätigte Erscheinungen gelegentlicher nachträglicher Verpulverung bzw. Plastifizierung und bezeichnete sie in Anlehnung an die Medizin als Symptom und nicht als Krankheit. Die seit 2008 vor allem in der Dachregion gehandelten Klebstoffe mit durchaus mehreren Silanen in ihren Rezepturen würden den dortigen Markt heute zu ca. 90 Prozent beherrschen und seien insgesamt weniger reklamationsanfällig als die Vorgängergenerationen. Oxidative Abbauprozesse, die sich im Rückgrat („Polymerbackbone“) von silanmodifizierten Klebstoffen, dem Polypropylenglycol (PPG), abspielten, seien hauptursächlich für die Schadensbilder. Es gäbe aber durchaus äußere Einflüsse, die bewirkten, dass nicht nur die Weichmacher, sondern überraschenderweise auch die Bindemittel in den Untergrund abwandern würden. Es wäre demnach gut, wenn der Untergrund wegen der feuchtebenötigenden Klebstoffe nicht zu „trocken“ und genügend Bindemittel aufgestrichen wäre, sagte Brokamp, der den härter eingestellten Varianten in diesem Zusammenhang den Vorzug gibt, auch weil sie mehr Bindemittel enthielten. Rechtsanwalt Martin Kuschel referierte im rechtlichen Teil über die Bedeutung von Normen. DIN-Normen seien keine Rechtsnormen, sondern private technische Regeln mit Empfehlungscharakter, die hinter den anerkannten Regeln der Technik zurückbleiben könnten. Technische Entwicklungen und wissenschaftliche Erkenntnisse würden ihnen manchmal voranschreiten. Die anerkannten Regeln der Technik gelten als theoretisch richtig, praktisch erprobt und von der Mehrheit der Fachleute im Fachgebiet anerkannt. Quasi zwischen den Technikstandards schweben würden die Herstellerrichtlinien. Die immer wieder geäußerte Behauptung, dass die DIN-Normen die anerkannten Regeln der Technik widerspiegeln würden, sprach Kuschel den Rang einer Vermutung zu und hielt sich offen: „Es kommt darauf an.“ Fragen wie „Sind die richtigen interessierten Kreise in den Normengremien vertreten?“ oder „Ist die Norm noch aktuell?“ wären zunächst zu beantworten. Gerade mit der letzteren Frage müsse sich der Sachverständige seinerseits allerdings immer sehr genau auseinandersetzen.