Was haben Sie vor, Herr Bux?

Geschäftsführer der Bundesfachschule Estrich + Belag e. V. in Feuchtwangen.Was haben Sie vor, Herr Bux? bwd Die Zahl der Azubis ist in den letzten zehn Jahren um die Hälfte geschrumpft. Was tut die Bundesfachschule Estrich und Belag dagegen? Bux Wir werben kontinuierlich bei regionalen und lokalen Lehrstellenbörsen, beim „Bayerischen Lehrertag“ und beim „Tag der Ausbildung“ im Rahmen der EPF für den Beruf des Estrichlegers. Darüber hinaus unterstützt die Bundesfachschule ausbildungswillige Betriebe sowohl bei der Organisation rund um den Ausbildungsplatz als auch mit Präsentations- und Werbematerial. Als Anreiz für bereits in Ausbildung stehende Estrichleger lobt die Bundesfachschule Estrich + Belag e. V. jährlich einen Förderpreis aus, der den ersten drei Gewinnern des Bundesleistungswettbewerbs mit 1.250,00 €, 750,00 € und 500,00 € zukommt. Die Zukunft des Estrichlegerhandwerks hängt allerdings auch davon ab, inwieweit Fachbetriebe des Fußbodenbaus bereit sind auszubilden. Hier sind wir mit den Fachfirmen in direktem Gespräch - denn die Auszubildenden von heute sind die Gesellen und Meister von morgen und damit die Zukunft der Branche. bwd Wieso sind die Unterschiede zwischen den Bundesländern, was die Zahl der Auszubildenden betrifft, so stark und wie lässt sich das ändern? Bux Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen sind die einwohnerstärksten Bundesländer mit einem hohen Prozentsatz 15 bis 19jähriger, die als Zielgruppe für eine Ausbildung im Handwerk in Frage kommen. Das spiegelt sich auch in den aktuellen Zahlen der Statistik des Deutschen Handwerkskammertages wider. Sie weisen Bayern mit 29, NRW mit 27 und Baden-Württemberg mit 23 Estrichleger-Lehrlingen als ausbildungsstärkste Bundesländer aus. Wir haben also erst einmal einen demografischen Faktor, der sich aufgrund des Geburtenrückgangs in den kommenden Jahren noch einmal verstärken wird. Hinzu kommt, dass Ausbauberufe bei der Berufswahl weder bei Schulabgängern, noch bei Eltern, Lehrern und Berufsberatern die „Nummer 1“ sind. Das Handwerk hat in der öffentlichen Meinung schon lange keinen „goldenen Boden“ mehr, das Büro scheint attraktiver. Entsprechend haben wir in den Neuen Ländern 2011 nur 15 Estrichleger-Auszubildende und in den Alten Ländern 118. Davon kommen alleine 79 aus den bereits erwähnten drei Bundesländern. Niedersachsen stellt zwölf, Hessen acht, das Saarland sieben und Berlin und Schleswig-Holstein jeweils einen Auszubildenden im Estrichlegerhandwerk. Ein weiterer Punkt ist, dass die niedrige Zahl der Auszubildenden auch an der geringen Ausbildungsbereitschaft der Betriebe liegt. Der Wegfall des Meisterzwangs schürt die Angst, sich die eigene Konkurrenz großzuziehen. Aufgrund des demografischen Wandels wird sich die Situation noch weiter zuspitzen, da bereits heute so gut wie jeder Schulabgänger einen Ausbildungsplatz bekommt. Deshalb müssen die Betriebe zusammen mit uns aktiv auf den Nachwuchs zugehen und in die Schulen gehen, um über die Handwerksausbildung zu informieren. Das Fach AWT (Arbeit/ Wirtschaft/ Technik) mit dem praktischen Zweig Technik an Bayerischen Haupt- und Mittelschulen zum Beispiel lässt mit den damit eingeschlossenen praktischen Projektprüfungen viel Raum, Schülern unser Handwerk näherzubringen und sie für eine Ausbildung als Estrichleger zu gewinnen. bwd Sollte das Werben um Azubis stärker mit den anderen Gewerken Boden und Parkett umgesetzt werden? Bux Wir sitzen als Ausbaugewerke alle in einem Boot. Den Boden- und Parkettlegern geht es, was die Ausbildungszahlen betrifft, ja fast noch schlechter als uns. Da würden sich in der Tat konzertierte Aktionen anbieten. Engagement und Ideenreichtum von allen Beteiligten sind gefragt - denn die Wahrscheinlichkeit, dass der Traumlehrling von selber kommt, ist gering. Der potentielle Auszubildende muss in seiner Umgebung abgeholt werden, um ihn für den Beruf zu interessieren. Das bedeutet Besuche in Schulen, Praktikumsangebote und Nutzung der sozialen Netzwerke wie Facebook oder Youtube. Die neue Dachkampagne des Handwerks geht diesen Weg schon. Jetzt muss der Fußboden nachziehen. Wir müssen herausstellen, dass es sich bei den Gewerken des Fußbodenbaus um anspruchsvolle Arbeiten handelt.bwd Wie lässt sich Jugendlichen vermitteln, stolz auf ihren Beruf zu sein?Bux Dazu gehört eine Wertschätzung des Handwerks insgesamt, die leider – bei dem einen Beruf mehr, beim anderen weniger – in der Öffentlichkeit zu wünschen übrig lässt. Die Bundesfachschule Estrich + Belag e. V. versucht durch Kontakte zu den Berufsschulen und in unseren bundesweit vier überbetrieblichen Ausbildungszentren darauf hinzuwirken, die Auszubildenden zu Leistung und Verantwortung zu motivieren und ihnen so etwas Unternehmenskultur mitzugeben. Dazu gehört auch, dass die Lehrlinge sauber gekleidet auf der Baustelle bzw. zu der praktischen Unterweisung erscheinen, dass die Baustelle ordentlich und sauber geführt wird und dass das Endprodukt „der Fußboden“ die wichtigste raumumschließende Fläche eines Gebäudes ist. bwd Was kann der einzelne Estrichunternehmer tun? Bux Zuallererst sollte er ausbilden. Dazu muss er bereit sein, den ersten Schritt zu tun und geeignete Lehrlinge aktiv in der Haupt- und Mittelschule „akquirieren“. Qualifiziertes, im eigenen Haus ausgebildetes Personal ist ein Aushängeschild, mit dem man sich gegenüber dem Wettbewerb abgrenzen und in einem Qualitätssegment positionieren kann. Wenn der Unternehmer die Ausbildung ernst nimmt und sich um deren Inhalte kümmert, kann er so einen guten Mitarbeiter heranziehen, der die Firmenphilosophie lebt und mit Begeisterung bei seiner Arbeit ist. Unterstützung kann jeder Betrieb über die meisten örtlichen Innungen oder die Landesverbände erhalten. Diese führen regionale Infoveranstaltungen in den verschiedenen überbetrieblichen Ausbildungsstätten zum Thema Ausbildung durch.