Was haben Sie vor, Frau Hebbeln-Röttjer?

Regina Hebbeln-Röttjer ist Geschäfts­führerin der Decor-Union Einkauf und ­Service GmbH. - © Decor-Union

bwd Frau Hebbeln-Röttjer, die Decor-Union zählt mit zu den Initiatoren von „Mit einer Stimme“. Worum geht es dabei eigentlich?

Hebbeln-Röttjer Aufgrund seiner Nacherfüllungspflicht aus dem Werkvertrag haftet der Handwerksbetrieb gegenüber dem Verbraucher in voller Höhe für den Aus- und Wiedereinbau, wenn sich im Nachhinein herausstellt, dass das eingebaute Material mangelhaft ist. Gegenüber seinem Lieferanten kann er zwar aufgrund des Nacherfüllungsanspruchs aus dem Kaufvertrag neues Material beanspruchen; einen darüber hinausgehenden Kostenersatz aber nur, wenn er einen Schadensersatzanspruch hat. Ein Schadensersatzanspruch besteht wiederum nur dann, wenn den Lieferanten ein Verschulden treffen würde. Also eine äußerst unglückliche Konstellation für den Handwerker: Ihn trifft kein Verschulden – aber er muss die Suppe auslöffeln!

bwd Warum ist dieses Engagement für die Decor-Union wichtig?

Hebbeln-Röttjer Für unsere Objekteure und Verarbeiter ist es ein permanentes Risiko. Aber auch viele unserer Mitglieder aus dem Handelsbereich bieten ihren Endkunden Verlege-Dienstleistungen an. Als Decor-Union vertreten wir die Interessen unserer Mitglieder und für diese ist Rechtssicherheit bei unverschuldeten Gewährleistungsansprüchen ein hohes Gut.

bwd Bis jetzt haben Handwerker, die infolge von unverschuldeten Produktmängeln in die Insolvenz gegangen sind, noch keine großen Schlagzeilen gemacht. Wird hier ein Problem künstlich aufgebauscht?

Hebbeln-Röttjer Nein, keineswegs – und es muss ja auch nicht gleich um Insolvenz gehen, auch wenn solche Fälle durchaus denkbar sind. In der Regel wird vor dem Hintergrund langjähriger Zusammenarbeit eine Vergleichsvereinbarung mit dem jeweiligen Hersteller des fehlerhaften Produktes auf Kulanzbasis geschlossen. Das verringert für den Handwerksbetrieb zwar die Folgeschäden, führt aber je nach Größenordnung doch zu erheblichen finanziellen Belastungen. Es entspricht unserem Verständnis von Verantwortung für unsere Mitglieder, nicht erst große Schadensfälle mit möglicherweise existenzbedrohenden Folgen abzuwarten, sondern zu handeln, wenn wir ein Problem und Risiko erkannt haben.

bwd „Mit einer Stimme“ versteht sich als gewerkeübergreifende Initiative.  Ist das bodenlegende Handwerk für sich alleine zu unbedeutend, um etwas zu bewirken?

Hebbeln-Röttjer Über unsere Dachorganisation, den Mittelstandsverbund ZGV, weiß ich, dass auch viele andere Gewerke betroffen sind – bis hin zu den Zahntechnikern. Und über die Plattform www.miteinerstimme.org schildern uns viele Unterstützer aus anderen Gewerken beispielhaft ihre Fälle. Es macht also Sinn, wenn das Handwerk insgesamt angesprochen wird und sich engagiert.