Schüsselung bei massiven Eichendielen auf Trockenunterboden Was für ein Klima!

Warum die massiven Eichendielen, die auf einer Rahmenkonstruktion mit Kiesschüttung verlegt worden waren, bereits kurz nach dem Einbau Schüsselungen zeigten, war zunächst ein Rätsel.Der Bauherr war bestrebt, bei seinem Neubau möglichst ökologisch vorzugehen. Für seinen Fußboden fiel die Wahl auf einen Oberboden aus massiven Eichendielen. Eine Verklebung der Dielen kam für ihn nicht in Frage, da damit „kiloweise Chemie“ ins Haus getragen würde. Da die Befestigung damit zwangsläufig mechanisch, also mit Nägeln oder Schrauben, erfolgen musste, fiel der Unterboden in Gestalt eines mineralischen Estrichs aus. Trotzdem sollte die Fußbodenkonstruktion beheizt ausgelegt werden. Ein Naturbaumarkt bot hier eine passende Lösung an. Die Konstruktion sah vor, die Eichendielen auf einer Rahmenkonstruktion verdeckt zu schrauben und die Rahmenhölzer auf eine Kiesschüttung zu legen, die für den Ausgleich der Rohbetondecke sorgen sollte. Die Rahmenfächer sollten mit einer Weichfaserplatte gedämmt werden. Auf dieser Weichfaserplatte liegen Formelemente, in denen die Heizrohre geführt werden können, die als Wärmespeicher dienen. Dieses baubiologisch überzeugende Konzept entsprach genau den Vorstellungen des Bauherren und so wurde von ihm der Auftrag an den Naturbaumarkt erteilt, der die Verlegung durch einen freien Mitarbeiter durchführen ließ. Die Verlegung verlief professionell und wurde beanstandungsfrei fertig gestellt. Die weiteren Innenausbauarbeiten liefen noch mehrere Wochen weiter und der Dielenboden wurde mit Malervlies abgedeckt und geschützt. Schadensbild Beim Abnehmen der Abdeckung bot sich ein Anblick, der dem Bauherren so nicht gefiel und er bestellte den Geschäftsführer des Biobaumarktes zu einem Ortstermin ein. Dieser war ebenfalls vom Ausmaß der Schüsselung seiner Eichendielen überrascht, konnte sich die Ursache aber auch nicht erklären. Daher entschloss er sich, einen Sachverständigen hinzuzuziehen. Beim Ortsermin ließ sich der Sachverständige zunächst den Aufbau erklären und bat dann um eine Möglichkeit für eine Prüföffnung. Weil eine Stelle ohne Heizrohre ausgeführt war, konnte man sich dort ein Bild von der Konstruktion machen. Außerdem konnte der Sachverständige dort eine Messung der relativen Luftfeuchte unterhalb der Faserplatte vornehmen. Bei gleichzeitiger Messung der relativen Luftfeuchte auf der Abdeckung ergab sich der notwendige Hinweis auf die Ursache: Während der Wert über der Abdeckung ein winterlich trockenes Raumklima signalisierte, zeigte der Wert unter der Abdeckung einen Klimazustand, der eher als sommerlich schwül zu werten war. Eine Kontrollmessung der Holzfeuchte der eingelegten Kanthölzer bestätigte diesen Zustand, da sich ein Holzfeuchtewert von circa 13 Prozent messen ließ. Für die massiven Eichendielen war also unten Sommer und oben Winter! Von unten wurde die Diele mit Feuchte versorgt und nach oben lieferte sie Feuchte an die Raumluft. Daher war die Unterseite leicht gequollen und die Oberseite geschwunden, was die konkave Schüsselung verursachte. Da sie aber nicht im vollen Querschnitt heruntergetrocknet waren, kam es zu keiner relevanten Fugenbildung. Damit war der Mechanismus der Schüsselung geklärt. Woher genau die schädliche Feuchte aus der Unterkonstruktion stammte, galt es jedoch noch zu klären. Schadensanalyse Daher wollte der Sachverständige vom Verleger wissen, welche Schüttung er verwendet habe. Der Verleger versicherte, beim Kieswerk einen Kies gekauft zu haben, der ihm als „getrocknet“ angepriesen worden war. Auf die Frage, ob er eine Angabe zur Restfeuchte der Kiesschüttung erhalten habe oder ob er eine eigene Messung vorgenommen habe, konnte der Verleger nur mit den Schultern zucken. Für den Sachverständigen war damit auch die Quelle für die Feuchtebelastung im Unterboden geklärt. Im normalen Baustoffhandel wird ein Baumaterial, wie beispielsweise Kies dann als „trocken“ bewertet, wenn er für die übliche Verwendung trocken genug ist. Das wäre also beim Einsatz als Zuschlagstoff zum Beispiel für Beton anders zu verstehen als beim Einsatz als Trockenschüttung. Beim Einsatz als Trockenschüttung sollte also ein Feuchtegehalt von etwa 0,2 % bei der Bestellung festgelegt werden. Eine Kontrolle des Feuchtegehalts bei Anlieferung und die entsprechende Dokumentation sollte ebenfalls durchgeführt werden. Da der Verleger diese Sorgfalt nicht aufgewendet hat, hatte er auf Glück gesetzt und dabei verloren. Schadensbeseitigung In diesem Fall mussten die massiven Eichendielen demontiert und eine neue Schüttung vorgenommen werden. Zur Sanierung des geschüsselten Dielenbodens wurde vollflächiges Abschleifen empfohlen. Der Sachverständige riet außerdem dazu, abzuwarten, bis sich die unterschiedlichen Feuchten an der Ober- und Unterseite der Dielen ausgeglichen hätten.Dieter Humm So machen Sie nicht die gleichen FehlerDer Bodenleger sollte nicht nur die Normen seiner Oberbeläge bezüglich der Feuchte beachten, sondern auch seine Hilfsstoffe beim Einbau von Unterböden auf die zu erwartenden Ausgleichsfeuchten abstimmen.Für die Verwendung im Innenbereich eines Wohngebäudes − insbesondere in Verbindung mit einer Fußbodenheizung − ist ein anderer Feuchtegehalt notwendig als zum Beispiel für Dachschalungen aus Holz oder Terrassendielen.Beim Einsatz von Kies als Trockenschüttung sollte ein Feuchtegehalt von ungefähr 0,2 % bereits bei der Bestellung festgelegt werden.