Der interessante Schadensfall: Klickbelag ausgerastet Was drunter liegt, ist wichtig

Oftmals ist es nicht nur ein Fehler, der zur Beanstandung einer handwerklichen Leistung führt. Speziell bei der schwimmenden Verlegung klickprofilierter Beläge mit dünnen Kunststofffedern muss die Unterlage kompatibel sein, wie dieser Schadensfall zeigt.Was drunter liegt, ist wichtig„Wenn man über den Boden geht, ertönt ein nicht zu überhörendes Klick oder ein Klick-Klack. Tagsüber stört es kaum, aber wenn man nachts durch die Wohnung geht, ist es unerträglich.“ Mit diesen Worten wurde der Privatgutachter zu einem Termin gerufen. Das verlegende Unternehmen mit dem vielversprechenden Namen "Hau rein" ließ sich wegen der seiner Meinung nach bestehenden Geringfügigkeit nicht einmal zu einer Ortsbesichtigung in der westdeutschen Kleinstadt blicken. Schadensbild Man ging zunächst gemeinsam den gesamten Boden in Wohn-, Schlafzimmer und Flurbereich ab, um die Fehler ausfindig zu machen. Zunächst schien der flächensteife, über Nut und Feder verbundene Boden scheinbar tadellos verlegt zu sein. Bei näherem Hinsehen fielen jedoch einige erhebliche Überzähne auf, die schon mit bloßem Auge von etwa einem Millimeter Höhendifferenz im Kopfstoßbereich zu erkennen waren. Beim Begehen senkte sich der Boden in einigen Teilbereichen merklich ab. Die Ebenheit, die beim bloßen Auflegen einer Richtlatte vorlag, war damit nicht mehr gegeben. Der Bauherr wies den Gutachter auf einige Stellen hin, an denen beim Belasten Klickgeräusche zu hören waren. Die Erscheinungen wurden immer mehr eingekreist, um dann genau an den Kopfverbindungen zwischen den einzelnen Verlegeelementen das eigentliche Problem zu entdecken. Beim Betreten dieser Stelle senkte sich ein Element ab, während das kopfseitig damit verbundene Paneel sich nicht bewegte. Einige der auf diese Weise heruntergetretenen Dielen verharrten abgesenkt mit dem entstandenen Überzahn in dieser Position, das Gros rastete jedoch mit einem deutlich hörbaren Geräusch ein und lag dann wieder flächenbündig vor. Jetzt wurde der Boden geöffnet. Es zeigten sich sieben Millimeter dicke Laminatelemente, die über feine und kurze kopfseitige Kunststofffedern miteinander verbunden waren. Die Feder war derart ausgebildet, dass sie sich durch eine spezielle Formgebung beim Absenken der Nachbardiele in den dazugehörigen Nutgrund zurückziehen konnte, um dann in die gegenüberliegende Nut einzurasten und dort für einen vertikalen und horizontalen Verschluss zu sorgen. Unter dem Laminatboden befand sich eine weiche, drei Millimeter dicke alukaschierte Unterlage, die in einigen Randbereichen sogar doppelt ausgelegt war, scheinbar um Unebenheiten auszugleichen. Der darunter befindliche Zementestrich lag ungespachtelt vor. Teilweise stand darüber hinaus der Laminatboden randfugenlos an der Wand an, was sich nach Aufnehmen der Fußleisten offenbarte. Der Bauherr verfügte noch über ein unverlegtes Paket aus der gleichen Lieferung, das er dem Gutachter für die Beurteilung übergab. Der besorgte sich verschiedene Unterlagen in zwei bis drei Millimetern Dicke, aber auch in verschiedenen Qualitäten hinsichtlich der Weichheit. Die Auswahl traf er nach eigenem Ermessen. Damit ausgestattet, machte er auf einem planebenen Unterboden eigene Begehversuche. Dabei stellte er fest, dass sich das gleiche Bild, das er auf der Baustelle vorgefunden hatte, selbst bei einem ebenen Unterboden einstellte. Eine weiche Unterlage in dreie Millimetern Dicke sorgte dafür, dass die feine Klickverbindung speziell bei einseitiger Belastung immer wieder ausrastete und nicht in der Lage war, den Krafteintrag zu überbrücken und an das nächste Element weiterzugeben. Schadensanalyse Jetzt hatte der Gutachter genügend Informationen gesammelt. Gerade ein lediglich 7 mm dickes Laminatelement mit einer nur sehr fein ausgebildeten Kunststofffeder im Kopfbereich benötigt einen ausgesprochen ebenen Untergrund, damit die Verbindung überhaupt funktioniert, schrieb er. Das erfordert auf einem Zementestrich, der nach DIN 18202 hergestellt ist, immer noch eine weitere Egalisierung, um die erhöhten Anforderungen dieser Norm zu erreichen bzw. die vom Hersteller des Laminats in seiner Verlegeanleitung geforderten Werte. Weiterhin ist insbesondere die Weichheit der Unterlage in diesem System keineswegs mit dem dünnen Laminatbodenelement kompatibel. Durch die zu hohe Nachgiebigkeit kam es im Bereich der Stöße zu einem von Klickgeräuschen begleiteten Entrasten der Nut-Feder-Verbindung. Einige Elemente verharrten dann in dieser Position, während andere mit einem weiteren Klackgeräusch wieder in ihre Ausgangslage zurücksprangen. Doppelt ausgeführte Dämmschichtlagen im Randbereich zur Egalisierung des Unterbodens sind ein nicht zu tolerierendes Manko, ganz zu schweigen von in einigen Bereichen fehlenden Randdehnungsfugen. Schadensbeseitigung Aus "Hau rein" wurde kurzer Hand "Hau raus". Der Laminatboden wurde aufgenommen, der Unterboden gespachtelt, eine 2 mm dicke Unterlage eingebracht und ein neuer Laminatboden verlegt. Da es sich lediglich um eine kleine Wohnung handelte, hielt sich der Schaden in Grenzen.