Firmenporträt Raumausstattung Seeber aus Südtirol - Wandeln oder sterben"> Firmenporträt Raumausstattung Seeber aus Südtirol Wandeln oder sterben

Wenn ein Betrieb schon mehr als 50 Jahre alt ist und in zweiter Generation geführt wird, dann hat sich in Laufe der ­Jahrzehnte einiges geändert. Nie jedoch war die Veränderungsgeschwindigkeit so hoch wie in der letzten Dekade. Warum das notwendig ist, erklärt Unternehmer Andreas Seeber aus Gais in Südtirol.

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    Nach der Übernahme expandierten die Brüder Andreas und Eduard Seeber. Das geräumige Betriebsgebäude steht in Grain, Südtirol.
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    Tischlerei, Raumausstattung und Bodenverlegung: Die Firma Seeber bietet ein breites Spektrum an Produkten und Dienstleistungen für die Innenraumgestaltung.

„Ich war erst 23 Jahre alt, mein Bruder 20, als wir 1989 aus dem ­väterlichen Betrieb eine OHG gegründet haben. Die beiden Zweige wurden dann später wieder vereinigt.“ Während das Unternehmensduo Andreas und Eduard Seeber in den 90er Jahren noch selbst die Stiegen und Massivholzdielen fertigte, wurde die Eigenproduktion im Laufe der Jahre zu teuer. Deshalb konzentrierte sich das Unternehmen auf den Handel und die Montage. Von der Produktion übrig geblieben ist nur noch die Tischlerei mit einer Trocknungsanlage, die heute bei Montage und Lohntrocknung noch gute Dienste leistet.

Bodenbau und Komplettanbieter

Böden machen bei der Firma Seeber mehr als 70 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Die Entwicklung hin zum Komplettanbieter in der Raumgestaltung ist aber nicht zu übersehen. So werden nicht nur für die Gastronomie schlüsselfertige Konzepte für Neubau oder Umgestaltung angeboten, sondern auch immer mehr Private erkennen die Vorteile und greifen auf einen Komplettanbieter wie Seeber zurück. Dort finden sie nur einen Ansprechpartner, der alles abwickelt und auch für alles verantwortlich ist.

Während der immer wichtiger werdende Sonnenschutz selbst mit der Marke Tendacor abgewickelt wird, arbeitet Seeber auch bei den anderen Innenausbaugewerken mit verlässlichen Partnerfirmen zusammen.

Mehr Aufträge für lokale Firmen

Die Baukonjunktur in Südtirol ist gut. Das ist Sonderabschreibungen für Firmeninvestitionen zu verdanken. Die öffentliche Hand schaut bei Ausschreibungen, die nicht an Generalunternehmer vergeben werden, dass die einzelnen Gewerke gesplittet werden und so heimische Firmen leichter zum Zug kommen können. Dies ist zwar für die Gemeinden ein organisatorischer Mehraufwand, für die lokale Wirtschaft aber ein Segen.

Geschäftsführer Andreas Seeber stellt fest, dass der Preiskampf immer noch hart ist und jeder Unternehmer seine Kosten im Griff haben muss, um zu überleben. Dies hängt auch mit den Zahlungszielen von bis zu sechs Monaten zusammen. Durch diesen langen Zeitraum steigen der Zwischenfinanzierungsbedarf, die Zinskosten und das Ausfall­risiko. Weil sich die Geschäftstätigkeit und die Schwerpunkte in den letzten Jahren so drastisch geändert haben, wurde auch der Mitarbeiterstand von 25 auf heute neun zurückgefahren. „Wir arbeiten jetzt mit verschiedenen Montagepartnern. Das gibt uns die Flexibilität für größere Aufträge in Spitzenzeiten. Wir müssen außerdem keine Stehzeiten finanzieren, was heute einfach nicht mehr drin ist“, erklärt der Firmenchef. Seeber macht zwar immer noch die Hälfte des Umsatzes mit Objekten, aber durch das Konzept des Abhollagers werden auch die Privatkunden und Selbermacher mit einem umfangreichen Service samt Lagerhaltung angesprochen.

Auch die Mitgliedschaft bei Besko, die sich bei einem Listungsgespräch als Lieferant vor über 17 Jahren ergeben hatte, bringt Einkaufsvorteile und den Austausch mit Kollegen.

Südtirol hat einen Sonderstatus

In Italien ist die politische Gesamtsituation ungewiss. Das hat zur Folge, dass die öffentliche Hand weniger in Bauvorhaben investiert. Südtirol allerdings profitiert vom eigenen Autonomie-Statut, das eine gewisse Unabhängigkeit bringt. Das kann aber auch ein Nachteil sein. Die  Baustellenaufsicht ist durch die Finanzpolizei strenger als in Deutschland und der Schweiz und kleinste Verstöße werden sofort teuer geahndet. Weil Bargeldzahlungen über 1.000 Euro verboten sind und jeder Staatsbürger lebenslänglich eine eigene Steuernummer hat, die auf jeder Rechnung ab 1.000 Euro vermerkt sein muss, gibt es kaum mehr Möglichkeiten zur Steuerunehrlichkeit. Jedes Unternehmen muss seine Kunden- und Lieferantenlisten an das Finanzamt senden, das alles leicht nachvollziehen und kontrollieren kann. Dazu gehören auch Kontrollen des Firmenautos. Werden im Fahrzeug nicht nur Angestellte, sondern auch die ­eigene Frau oder die Kinder mitgenommen, kann das Finanzamt bei einer Kontrolle das Fahrzeug sofort beschlagnahmen.

Der Vater von vier Kindern verbringt seine Freizeit im Kreise der Familie oder entspannt beim Kochen oder Jagen. Trotz der nicht immer leichten Umstände ist Seeber vorsichtig optimistisch: „Wer gut organisiert ist, die Finanzen und vor allem die Kosten im Griff hat, der kann seine Visionen verfolgen und wird  erfolgreich sein. Wenn wir schon nicht vom Staat unterstützt werden, dann würde es uns schon reichen, wenn uns weniger Prügel zwischen die Füße geworfen werden. Schließlich kann man die Kuh nur melken, wenn man sie füttert.“