Vorsichtiger Optimismus

Das Jahr 2020 war auch für die Boden-Handwerker kein leichtes. bwd sprach mit Bundesinnungsmeister Ing. Georg Mayrhofer, wie er das schwierige Jahr erlebt hat und wie er die Aussichten für das Jahr 2021 sieht.

Bundesinnungsmeister Ing. Georg Mayrhofer. - © Mayrhofer

bwd Herr Bundesinnungsmeister, das Bodenleger-Handwerk ist im Gegensatz zum Gastgewerbe, zum Tourismus oder anderen sehr schwer betroffenen Branchen bis jetzt relativ gut durch die Krise gekommen. Sehen Sie das auch so?

Mayrhofer Wir sind im Gegensatz zu den genannten Branchen viel weniger betroffen, das ist richtig. Allerdings sehe ich spe­ziell für die Kollegen im Westen, die zum Großteil vom Tourismus und den damit zusammenhängenden Aufträgen abhängig sind, doch stärkere Probleme auf uns zukommen. Die Baugenehmigungen sind im Vorjahr durch den ersten Lockdown stark zurückgegangen, das werden wir zeitversetzt auch spüren.

bwd Wie haben Sie den Lockdown in Ihrem Unternehmen konkret erlebt?

Mayrhofer Es war für uns alle eine große Überraschung und hat zu sehr viel Unsicherheit bei allen Beteiligten geführt. Wir haben zum Glück fast nur Baustellen, auf denen unsere Mitarbeiter alleine arbeiten. Sie sind natürlich alleine im Auto zur Baustelle gefahren und haben dann mit Abstand, Masken und viel Desinfektionsmittel, das wir von unserem Lieferanten kostenlos beigestellt bekommen hatten, agiert. Es waren aber viele Einzelgespräche mit den Mitarbeitern notwendig, um alle Informa­tionen zu vermitteln und Ängste zu zerstreuen. Nach einem Monat konnten wir wieder zu einem halbwegs normalen Betrieb zurückfinden. Nur durch gute und direkte Informationen kann man so eine ernste Krise meistern. Auch die Kunden haben nach kurzer Zeit wieder ganz normal agiert, die Nachfrage kam bald wieder in Schwung. Wir hatten auch einige Gastro-Kunden, die die Zeit für Bodenrenovierungen genutzt haben.

bwd Woher haben Sie Ihre Informationen bekommen, um die Mitarbeiter zu beruhigen und auch rechtlich auf der sicheren Seite zu sein?

Mayrhofer Da muss ich der Wirtschaftskammer, im Besonderen der Sparte Handwerk und Gewerbe, ein großes Lob aussprechen, die mich immer zeitnah und praxisorientiert informiert haben. Zeitweise kam jeden Tag eine neue Information mit Listen und Vorgangsweisen. Das war sehr hilfreich, denn ich habe gesehen, dass jeder mit denselben Problemen kämpft, diese aber doch lösbar sind. Das war für mich ein wichtiges Feedback.

bwd Wie waren die weiteren Auswirkungen auf die Branche?

Mayrhofer Wir mussten leider alle Veranstaltungen und Kurse absagen, weil das Risiko einer Ansteckung zu hoch war. Besonders schade ist es um die Lehrlingscamps. Weil aber die Aus- und Weiterbildung nicht auf der Strecke bleiben darf, müssen wir für das neue Jahr sehen, was möglich ist. Wenn ein Betrieb Probleme hat, weil er zum Beispiel das Estrich-Modul für die überbetriebliche Ausbildung unbedingt braucht, soll der Inhaber sich bei seinem Landesinnungsmeister melden, damit wir gemeinsam Lösungen finden können. Persönlich tut es mir auch sehr leid, dass die EuroSkills in Graz erst von September auf Jänner und jetzt auf unbestimmte Zeit verschoben wurden. Leider müssen wir auch den Bundeslehrlingswettbewerb im Jänner in Innsbruck stornieren.

bwd Die Kammerumlage wurde den Mitgliedsbetrieben erst im Herbst vorgeschrieben. Hätte man diese zur Unterstützung der Unternehmen nicht streichen können?

Mayrhofer Das haben wir kurz erwogen, ist aber nicht nur aus rechtlicher Sicht unmöglich. Wir müssen unsere Aufgaben, wie die Aus- und Weiterbildung und andere Serviceleistungen, weiter erbringen und brauchen daher diese Mittel. Wenn ein Betrieb trotz der staatlichen Unterstützungen größere Probleme hat, soll der betroffene Unternehmer seinen Landesinnungsmeister kontaktieren, damit wir auch hier gemeinsam eine Lösung finden können.

bwd Die Impfung gegen das Virus steht angeblich vor der Tür, planen Sie für 2021 schon Veranstaltungen?

Mayrhofer Wir wollen die Bodenleger-Tage Ende Mai im Pichelmayergut wieder organisieren und hoffen, dass unser Plan aufgeht. Ich gehe davon aus, dass es in der zweiten Jahreshälfte wieder halbwegs normal läuft und wir die Krise ausgestanden haben. Die Auswirkungen werden die Wirtschaft allgemein aber noch viele Jahre beschäftigen, darauf müssen wir uns alle einstellen.

Ich danke meinen Mitarbeitern und Funktionären in der Innung für die extrem gute und enge Zusammenarbeit auch und besonders in diesen schwierigen Zeiten sowie den Mitgliedsbetrieben, die sich nicht unterkriegen lassen. Wir brauchen alle eine große Portion Optimismus für die Zukunft, denn nur so lassen sich die Probleme und Herausforderungen meistern. Jammern hilft uns leider nicht weiter, auch wenn die Situation noch so schwer erscheint. Danke an alle und alles Gute für das Jahr 2021!

Thomas Mayrhofer