Forum Handwerk Von Profis für Profis

Das Forum Handwerk lieferte auf der Domotex anwendungsorientierte und praktische Tipps zu aktuellen Themen. Schon zum 17. Mal organisierte bwd die Vortragsreihe zusammen mit der Domotex. Moderiert wurde sie erneut von Norbert Strehle.Wie beeinflusst die Digitalisierung das Handwerk? Welcher Umgang mit Reklamationen ist der richtige? Und worauf muss ich eigentlich beim Verlegen von Designbelägen achten? Mit diesen Themen beschäftigten sich auf dem Forum Handwerk die Referenten Udo Herrmann, Frank Pielot und Jörg Baumann. Wer das Forum Handwerk auf der Domotex verpasst hat, für den gibt es jetzt übrigens auch Podcasts zum Nachhören . Wie nutzt das Handwerk die Digitalisierung? Die Digitalisierung ist in vollem Gange. Sie betrifft uns alle und sorgt auch im Handwerk für einen tiefgreifenden Wandel. Udo Herrmann, Erfolgstrainer für Handwerksbetriebe und bwd-Kolumnist erklärte in seinem Vortrag „Handwerk 4.0: Mehr Erfolg dank digitaler Werkzeuge“ was das eigentlich bedeutet. „Handwerkliche Arbeit ist nicht durch digitale Werkzeuge zu ersetzen. Aber in der richtigen Kombination mit einer emotionalen Kundenansprache ist für uns Handwerker eine grandiose Zeit angebrochen“, findet Herrmann. Social Media und andere digitale Plattformen im Internet, 3D-Drucker und Drohnen sind den meisten Menschen ein Begriff. In den kommenden Jahren werden diese Dinge auch für das Handwerk immer bedeutender. Auf lange Sicht sollen Roboter sogar in der Lage sein, eintönige handwerkliche Arbeit zu erledigen oder Boden zu verlegen. Aber die Digitalisierung beeinflusst das Handwerk bereits jetzt. Das zeigt sich momentan durch digitale Plattformen, insbesondere bei Vergleichs- und Bewertungsportalen. Sie werden für Handwerker zunehmend zur Konkurrenz. Auf den Plattformen bieten Unternehmer ihre Arbeit zu billigen Konditionen an. Positive Kommentare und Weiterempfehlungen werfen zudem ein gutes Licht auf ihre Handwerksleistung. „Wenn ein Betrieb auf einer Plattform 50 Bewertungen mit fünf Sternen hat, suchen die Leute nicht mehr regional nach einem Handwerker. Sie bestellen die Handwerksleistung“, so Herrmann. F ür Betriebe ist es deshalb wichtig, sich online zu präsentieren. Auch Social Media dürfe man nicht unterschätzen, erklärt der Unternehmer. Vor allem Stellenangebote ließen sich auf diese Weise gut verbreiten. Wer junge Leute will, für den führt der Weg an den sozialen Medien nicht vorbei. Außerdem seien Smartphones für Mitarbeiter heutzutage unerlässlich. Die Handwerker stünden damit immer in Verbindung, könnten Bilder der Baustellen austauschen und sich bei Problemen gegenseitig helfen. Doch nicht alle digitalen Mittel machen für Handwerker Sinn: Sie müssen etwas schneller machen, besser machen oder Geld sparen“, so der Schreinermeister. „Sonst braucht man es nicht.“ Wie gehe ich richtig mit Reklamationen um? Frank Pielot, Parkettlegermeister, Betriebsinhaber und öffentlich bestellter Sachverständiger, setzte die Vortragsreihe fort und beschäftigte sich mit dem Thema „Kein Grund zur Panik – zum richtigen Umgang mit Kundenreklamationen“. Für viele Unternehmer werden Reklamationen zur Zerreißprobe – oft reagieren sie zu spät oder falsch auf die Forderungen der Kunden. Nicht selten enden solche Fälle in teuren Gerichtsverfahren. Unternehmer müssen deshalb vor allem schnell reagieren und alles möglichst im Rahmen halten. Denn eine gute Reklamationsbearbeitung gehört für Handwerker heute zum Standard, nur so lassen sich Kunden dauerhaft binden. Grundsätzlich gilt: Der Kunde muss ernst genommen und jedes Anliegen geprüft werden. Vor allem das Gewährleistungsrecht muss überprüft und die anfallenden Kosten, zum Beispiel für einen neuen Aus- und Einbau, müssen abgeschätzt werden. Beweise müssen gesichert, sämtliche Abläufe protokolliert und gegebenenfalls muss ein Gutachter zu Rate gezogen werden. Doch nicht jede Reklamation ist auch gerechtfertigt. „In solchen Fällen müssen Handwerker bei einem klaren Nein bleiben und stets die gleiche Begründung dafür angeben“, so Pielot. Handwerker sollten außerdem nicht damit beginnen, sich zu rechtfertigen oder um Verständnis zu bitten. Ruhig und positiv argumentieren sowie sachlich und entspannt bleiben, ist der richtige Weg. Auf keinen Fall sollte man trotzig reagieren, aggressiv werden oder dem Kunden und dem Hersteller die Schuld geben. Herausforderung „LVTs“?Damit es aber erst gar nicht bis zu einer Reklamation kommt, lieferte Jörg Baumann mit seinem Vortrag fachlichen Input. In seinem Report „Nichts für Laien. Warum Designbeläge den Experten fordern“, ging der öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für das Maler- und Lackiererhandwerk und das Bodenlegergewerbe auf ein brisantes Thema ein. Denn Designbeläge sind in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden und die Verlegung gestaltet sich nicht unbedingt problemlos. Designbeläge oder LVTs (engl. „Luxury Vinyl Tiles“), sind längst in der Branche angekommen: Die Designvielfalt ist groß, der Belag ist strapazierfähig. Laut Baumann werden in diesem Jahr erwartungsgemäß 30 Millionen Quadratmeter Designbeläge abgesetzt. Allein in Deutschland gibt es dafür 80 Anbieter, die über 7,5 Tausend Varianten im Sortiment haben. Doch für Baumann hat der Bodenbelag nicht nur Vorteile: „Wir haben mit einem Preisverfall und einem damit verbundenen Qualitätsverfall zu kämpfen.“ Dazu komme, dass die Maßstabilität der Böden nicht ideal sei und auch der Geruch sei häufig unangenehm. Bei der Verlegung sollten die Handwerker prinzipiell auf die offiziellen Angaben achten: Wie muss ich verlegen? Was will der Hersteller? Die meisten Designbeläge werden nach wie vor geklebt, dicht gefolgt von Klickverbindungen. Eine dritte Variante bilden die sogenannten „Loose-Lay“-Verlegungen: „Hier muss ein sehr guter Unterboden vorhanden sein.“ Neben den Verlegearten zeigte Baumann einige Schadensfälle, die die Schwachstellen der LVT-Beläge offenbarten. Eine zu starke Wärmeeinwirkung oder eine hohe Belastung führten beispielsweise zu Schäden. Handwerker sollten deshalb verstärkt darauf achten, bei der Verlegung optimale Bedingungen einzuhalten und den Kunden für einen richtigen Umgang mit dem Boden sensibilisieren. „Sonst muss am Ende der Handwerker den Kopf hinhalten.“