Fußbodenschäden – wenn der Handwerker nichts dafür kann Vier Fälle aus der Praxis

Nicht immer, wenn etwas schiefläuft, ist der Parkett- und Bodenleger schuld. Parkettexperte Bernhard Lysser stellte vier Schadensfälle in den Mittelpunkt seines Vortrags auf dem Forum Handwerk, bei denen die Ursachen im Vorfeld der Verlegung zu finden sind.Schäden an Fußböden können die Folge von Verlegefehlern seitens des Handwerkers sein. Genauso gut kann es sich aber um ein Verschulden des Herstellers handeln, wenn dieser fehlerhafte Produkte geliefert hat. Der Schweizer Parkettexperte Bernhard Lysser ging in seinem Vortrag auf vier Komplexe von unterschiedlichen Schadensfällen ein, welche nicht dem ausführenden Handwerker anzulasten sind: Verfärbungen aus Unterkonstruktionen,Zersetzung von Parkettklebstoffen,Ablösung von Mehrschicht-Parkettelementen,Zersetzung von Bambusterrassendielen. 1. Verfärbungen aus Unterkonstruktionen Bei Verfärbungen aus Unterkonstruktionen handelt es sich um ein Phänomen, das gelegentlich auch heute noch auftaucht, „obwohl es dank gezielter Normänderungen in der Schweiz weitestgehend beherrscht wird“, so der langjährige Oberexperte der ISP (Interessengemeinschaft der Schweizerischen Parkettindustrie) und Mitglied von „SWISS EXPERTS“, der Schweizerischen Kammer technischer und wissenschaftlicher Gerichtsexperten. Auffällig sind dabei stirnseitige Verfärbungen des Parkettholzes – vorwiegend im Randbereich, die aber zeitlich verzögert auch in der Fläche auftreten. Oftmals sind diese Erscheinungen ebenfalls an der Rückseite von Fußleisten erkennbar. Die Parkettelemente selbst bleiben unverformt. Elektrische Holzfeuchtemessungen in den verfärbten Holzzonen zeigen höhere Werte als in den unverfärbten, allerdings konnten bei der anschließenden Darrprüfung im Labor keine Unterschiede festgestellt werden. Der Leitwert des Holzes, der mit der elektrischen Widerstandsmessung das Ergebnis bestimmt, scheint somit verändert zu sein. Ähnliches gilt für den pH-Wert. Damit kommt nur ein äußerer Einfluss für die Farbreaktionen in Frage. Des Weiteren betrifft die Verfärbung zumeist den gesamten Holzquerschnitt, was Folgen für eine spätere Sanierung hat, denn ein bloßes Abschleifen bringt keine Verbesserung mit sich. Auslöser für diese Reaktionen sind zweierlei Art und haben mit dem Aufbau der gesamten Fußbodenkonstruktion zu tun. Erstens: Die Feuchtigkeit – die, wenn lediglich eine einzige schützende Folie auf der Estrichdämmung liegt, sich den Weg des geringsten Widerstands über den Rand ins Holz sucht. Zweitens: Alkalische Gase, die in Verbindung von Feuchtigkeit und sich zersetzender Mineralwolle entstehen. Über den Randbereich und zeitlich bisweilen erheblich verzögert werden diese auch in der Fläche wirksam. Dies geht am Randbereich auch mit einer erheblichen, intensiven Geruchsentwicklung einher – im Raum selbst ist davon jedoch nichts wahrzunehmen. Die Vorgänge werden durch eine gewisse Feuchtigkeitsmenge verursacht, zum Beispiel stehendes Wasser auf der Betondecke. Dies wird auch dadurch nachvollziehbar, dass im Mehrgeschossbau das Problem in den oberen Stockwerken häufiger auftaucht als im Erdgeschoss. Dort wird dem Wasser im Allgemeinen mehr Zeit zum Austrocknen gegeben. „In der Schweiz hat man auf die Situation insofern reagiert, als dass man in der Norm eine Folie auf der Betondecke und der Dämmung vorsieht“, sagte Bernhard Lysser. Die Praxis habe gezeigt, dass so die Feuchtigkeit nur noch kontrolliert aufsteigen und am Parkett nicht mehr die beschriebenen Schäden verursachen kann. Der Handwerker kann diese Dinge, die hinsichtlich der Verantwortung immer schwierig einzuordnen sind, im Rahmen seiner Prüfungspflichten nicht erkennen. Er sollte immer dann, wenn Verfärbungen ohne erkennbare Verformungen des Holzes vorliegen, auf weitere Untersuchungen und Analysen bestehen. Allein schon deshalb, weil sich das Problem der zersetzenden Gase bei einer Neuverlegung von Parkett nicht in Wohlgefallen auflösen würde, sondern der Prozess noch andauern und so weitere Schäden am neuen Boden verursachen kann. Hier würde nur ein verfärbungsresistenter Belag helfen. 2. Zersetzung von Parkett-KlebstoffenAuch in der Schweiz gab es genau wie in Deutschland in den vergangenen vier bis sechs Jahren Klebstoffauflösungen, vornehmlich bei silanbasierten 1-K-Elastik-Klebstoffen mit immer ähnlichen Erscheinungsbildern. Die Bilder traten, so Lysser, sowohl bei alten als auch bei neuen Estrichen auf, gänzlich unabhängig von ihrer Art. Selbst an einem Holzwerkstoffunterboden hatte der Parkettexperte das Schadensbild beobachtet. Die Auswirkungen schienen durch eine vorhandene Fußbodenheizung zwar verstärkt zu werden – von dieser ausgelöst konnte die Klebstoffauflösung jedoch nicht sein. Das Parkett selbst hatte dabei keinen Einfluss, massives war ebenso betroffen wie mehrschichtiges. „Meiner Erfahrung nach traten die Schäden frühestens vier bis sechs Monate nach dem Verlegen auf, in anderen Fällen konnte es bis dahin aber auch mehrere Jahre dauern“, berichtete der Parkettexperte. Allen Schäden gemein sei immer ein Kohäsionsbruch im Klebstoff gewesen, mit pulvrigen, kittartigen, leicht klebrigen Klebstoffresten sowohl am Untergrund als auch am Parkettstab, die sich mit einem Spachtel leicht entfernen ließen. Als Ursache werde eine nicht funktionierende Klebstoffkomponente vermutet, die eventuell in der Rezeptur eines ganz bestimmten Produktes eines einzigen Lieferanten liegen könnte, mutmaßte Lysser zu diesem Problem, das mehrere Klebstoffhersteller betreffe. Als Schadensbeseitigung sei immer nur eine Komplettsanierung mit vollständiger Aufnahme und Säuberung des Bodens von allen Restanhaftungen möglich. Für diesen Fall empfahl Lysser, den Lieferanten des schadensursächlichen Materials für eine Empfehlung der Vorgehensweise mit ins Boot zu holen, der nach seinen langjährigen Erfahrungen alles daran setzen würde, einen solchen „Unfall“ nicht wieder vorkommen zu lassen. Andererseits müsse man sich klarmachen, dass auch ein Parkett nicht ewig halte, sagte der Experte – immer vor dem Hintergrund, dass während der fünfjährigen Garantiezeit in der Schweiz der Verleger beziehungsweise der hoffentlich kulante Hersteller und in den Folgejahren der Nutzer hafte. 3. Ablösung von Mehrschicht-ParkettelementenLösen sich bei Mehrschichtparkett die Decklamellen aufgrund mangelnder Produktqualität, muss der Handwerker gegenüber dem Kunden geradestehen. Dieser Schadensfall offenbart sich meist im Winter mit Verformungen und Brüchen im Material oberhalb der Klebezone zum Estrich. Es gibt verschiedene Erscheinungsbilder, die auf eine Fehlverleimung hindeuten. Ist die Verpressung fachgerecht mit einem funktionierenden Klebstoff erfolgt, wird sich die Trennung niemals im Klebstoff vollziehen, weil die Verbindung zum Holz fester ist als die innerhalb des Holzes, sagte Lysser. Leimbrüche deuten also immer auf Produktions- bzw. Materialfehler hin. Fehlermöglichkeiten liegen außerdem darin, dass in der Fertigung der Klebstoff schon abgebunden hat und deshalb keine wirkungsvolle Verbindung mehr stattfinden kann. Gerade bei großformatigen Landhausdielendecklagen führt eine nicht exakte Decklamellendicke über das gesamte Element hinweg dazu, dass der aufgebrachte Pressdruck nicht alle Teile des Elementes gleichmäßig erreicht. So kommt es oftmals bei schlossdielenähnlichen Abmessungen vor, dass die Decklamellen in den Randbereichen ausreichend arretiert sind, während sie in der Mitte nie Kontakt mit dem Träger hatten. Für solche Fälle gibt es allerdings technisches Equipment, um mit einer feinen Bohrung und Nachverklebung Abhilfe zu schaffen, wenn der Umfang der Schädigungen nur sehr gering ist. Anders sieht es bei Sperrholzträgern aus, die aufgrund schwacher Verleimung zumeist unterhalb der obersten Lage des Trägers reißen. Dort hilft zumeist nur eine Totalsanierung. Nicht ausreichend abgelüftete Räuchereichendecklagen sind ebenfalls problematisch, weil das Ammoniak aus dem Produktionsprozess mit den eingesetzten Leimen reagieren kann. Decklagen mit Fugen, durchgehenden Rissen und erheblichen konkaven Verformungen weisen auf eine zu niedrige Luftfeuchte, zu hohe Oberflächentemperatur durch die Bodenheizung und typische Überlastung durch den Nutzer hin. Ähnliches gilt für Risse in der oberen Nutecke, weil die vertikalen und horizontalen Kräfte an dieser Stelle zu groß werden, so dass es zu Schädigungen kommt. Gemeinsam ist in den meisten Fällen, dass die Schäden ganz überwiegend in der ersten, spätestens aber in der zweiten Winterperiode auffällig werden. Wie die oben genannten Beispiele zeigen, gilt es bei der Beurteilung immer genau hinzuschauen, um nicht dem Verleger eine Schuld aufzubürden, für die er keine Verantwortung trägt. 4. Zersetzung von BambusterrassendielenEin viertes Schadensbild, an dessen Entstehung der verarbeitende Handwerker schuldlos ist, hat Lysser in Zersetzungserscheinungen von Bambusterrassendielen ausgemacht. Der Experte bezog sich dabei aber nicht nur auf Verlegeelemente aus dem chinesischen Wundergras, sondern auch auf WPC-Dielen mit ähnlichen Erscheinungsbildern. Bereits nach kurzer Zeit zeigen sich große Risse, manchmal ausgehend von Verschraubungen mit der Folge, dass sich die Dielen merklich verbreitern und verformen, ohne sich von der Unterkonstruktion zu lösen. Nimmt man solche Dielen auf, zeigen sich insbesondere an der Stirnseite deutliche Zersetzungserscheinungen. Als Ursache werden Fehler in der Produktherstellung, nicht geeignete Bindemittel und Witterungseinflüsse genannt, wobei Letztere die grundsätzliche Eignung für den Außenbereich in Frage stellen würden. Auch Unterkonstruktionen aus dem gleichen Material sind bisweilen betroffen. Keineswegs greifen in solchen Fällen Bemühungen der Lieferanten, dem ausführenden Handwerker Verlegefehler anzulasten. Solche Erscheinungsbilder, die genauso bei WPC-Terrassendielen auftreten können, liegen eindeutig in der Verantwortung des Herstellers.