Nach der Verlegung eines einfarbigen Veloursteppichbodens wurde reklamiert, dass an der Oberfläche bleibende Vertiefungen und Dellen auftreten.
Vertiefungen und Verformungen der Polschichte an einem Teppichboden
Der Verlegefirma wurde der Auftrag erteilt, den Teppichboden im Wohnzimmer zu verkleben. Nachstehende Fußbodenkonstruktion liegt vor:
e Deckenkonstruktion,
e schwimmender Zementestrich,
e Vorstrich,
e zementgebundene Spachtelmasse,
e Dispersionswiederaufnahmeklebstoff.
Beim Teppichboden handelt es sich um getuftete Rollenware, entsprechend der Ö-Norm S 1400.
e Trägermaterial: Synthetikvlies,
e Polmaterial: Polyamid,
e Oberflächenstruktur:
Schnittpol/Velours,
e farbliche Gestaltung: einfarbig,
e Rückenausstattung: Latexplanschaum.
Der Teppichboden zeigte über die gesamte Fläche Verformungen in Form von Vertiefungen. In der linken Ecke an der Fensterwand wurde der Bodenbelag hochgenommen. Die Rückseite zeigte dunklere Verfärbungen und Vertiefungen. Der Teppichboden löste sich vom Untergrund, d.h. die Wiederaufnahmeverklebung ist funktionsfähig.
Im linken Fensterwandbereich wurde in der Fläche der Teppichboden aufgeschnitten und hochgenommen. An den Schnittstellen konnten im Schaumbereich deutlich Dickenunterschiede festgestellt werden. In der Mitte des Raumes, im stark frequentierten Gehbereich, wurde der Teppichboden aufgeschnitten. Beim Hochnehmen kam es zu einer Trennung zwischen Latexschaum und Träger. Die Schaumschicht konnte aber mit der Spachtel vom Untergrund gut abgenommen werden. Auch hier das gleiche Erscheinungsbild. Im Schaumbereich sind deutlich Dickenunterschiede festzustellen. Die verwendeten Polstersitzmöbel waren mit normgerechten Rollen laut Ö-Norm ausgerüstet.
Ein noch vorhandenes Musterstück wurde besichtigt. Auf diesem war keine Verformung festzustellen.
Der Sachverständige vermutete, dass die Ursache der Verformung des textilen Belages entweder im Latexschaum oder im Klebstoff oder in einer Wechselwirkung von Klebstoff und Latexschaum zu suchen ist. Er schlägt vor, entweder:
e eine Laboruntersuchung zur Klärung der genauen Ursache durchzuführen oder
e zumindest einen Verklebungsversuch mit dem verwendeten Kleber und einem Reststück durchzuführen.
Die Anwesenden entschieden sich, den Klebeversuch durchzuführen. Die Klebstofffirma stellte die verwendete Klebstofftype zur Verfügung. Der Sachverständige führte den Verklebungsversuch durch und stellte fest: Der Klebstoff dringt teilweise in den Latexschaum ein. Nach Abbindung des Klebstoffes tritt bei Druckbelastung ein erheblicher Elastizitätsverlust in der Zellstruktur des Latexplanschaumes ein.
Gutachten
Über Schadensfälle mit diesem Erscheinungsbild wurde vom Österreichischen Textilforschungsinstitut in Artikeln in Fachzeitschriften zu „Untersuchungen spezieller Alterungserscheinungen an Latexschäumen“ berichtet. Es wird unter anderem ausgeführt: „Durch das unvermeidliche Eindringen von Klebstoffen in Latexschäumen kann es je nach Zusammensetzung zu einer Anquellung des Schaumes kommen. Dadurch wird die Zellbildung im Schaum gestört und zerrissen. Dies führt zu einem irreversiblen Elastizitätsverlust.“
Aufgrund des Sachverhaltes und unter Berücksichtigung des Berichtes des Österreichischen Textilforschungsinstitutes kann ausgesagt werden: Mit großer Wahrscheinlichkeit ist dieser Schaden auf eine Wechselwirkung zwischen Klebstoff und Latexschaum zurückzuführen.
Es ist Aufgabe des Herstellers des textilen Bodenbelages, darauf hinzuweisen, mit welchen Klebstoffen seine Produkte zu verkleben sind bzw. welche handelsüblichen, sonst für ähnliche Konstruktionen verwendeten Kleber, nicht geeignet sind. Ein genauer Nachweis über die Schadensursache wäre nur über eine Laborprüfung zu führen.
Die Schadensbehebung wurde folgendermaßen durchgeführt: Die Lieferanten des Teppichbodens und des Klebstoffes lieferten ihr Material auf Kulanz nochmals und der Verleger verklebte den Teppichboden mit Dispersionshaftklebstoff.