Estrichfeuchte-Messung: Kann die KRL-Messmethode die CM-Messmethode ersetzen? Verlässlichkeit: Fehlanzeige

Seit Jahren diskutiert die Branche, ob die KRL-Prüfmethode (Messung der korrespondierenden relativen Luftfeuchte) als Alternative zur Bestimmung der Estrichfeuchte taugt. Tut sie nicht, sagt Walter Denzel und listet elf Argumente dagegen auf.

Der bodenlegende Handwerker will wissen, wie viel/zu viel Wasser noch in der Estrichschicht steckt, das für den vorgesehenen Fußbodenaufbau gefährlich werden könnte. Für den Estrichleger ist die 2,0-CM-%-Empfehlung des eigenen Verbandes „ausreichend“, zumal der Estrichleger mit Restfeuchte-Mengen kein Problem hat.

Die Restfeuchte-Menge ist nur für Bodenleger wichtig, weil die eine „Abdichtung“ auf den Estrich auftragen, und dabei Wassermengen einschließen, die bei steigenden Temperaturen in der Estrichschicht gefährlich werdend verdampfen wollen.

Um messen zu können, was gefährlich ist, muss das Messgerät wissen, was ungefährlich für die jeweilige Estrichsorte bedeutet. Als Bewertung der gefährlichen Restfeuchte-Menge dient die folgende Formel:

0,1 %  = 115 g Wasser in 1 m²/5-cm-Estrich

Da die Estrichindustrie bis heute nicht angeben kann, welche Estrichsorte bei welchem Ausgleichsfeuchte-Zustand trocken bzw. un-gefährlich ist, kann es immer noch keine prüfbaren Grenzwerte geben! Folglich ist heute keine Restfeuchte-Messung möglich.

Weshalb sich aber Bodenleger heute noch darauf verlassen, dass der 2,0-CM-%-Grenzwert auch für die Sonderestriche passen soll, bleibt deren Geheimnis, das schon viele Bodenleger „das Leben gekostet hat“.

Baustoffzerstörende Messmethoden können die tatsächlich vorhandene Restfeuchte-Menge aus verschiedensten Gründen nicht zeigen bzw. ist das Messergebnis nicht verwertbar, weil u.a. ein wesentlicher Teil der Wassermenge verdampft, bevor die Messung durchgeführt werden kann.

Folglich können nur zerstörungsfrei arbeitende Messgeräte eine reproduzierbare und damit bewertbare Aussage über den Restfeuchte-Gehalt zeigen, sofern sie für den jeweils vorliegenden Baustoff bzw. die Estrichsorte kalibriert sind.

Da eine künstlich hergestellte Baustoff-Mischung (zumindest in unterschiedlichen Mischungen, aber durchaus auch innerhalb einer gleichen Mischung) unterschiedliche Feuchtezustände aufweist, die auch im Zusammenhang mit unterschiedlichen Schicht-Dicken zu sehen sind, kann ein einziges baustoffzerstörendes Messergebnis keine repräsentative Aussage über den gefährlichen Wasseranteil treffen.

Unterschiedliche Messergebnisse in einer zusammenhängenden Estrichfläche bedeuten: Nicht belegreif, weil nur am niedrigsten Messwert-Bereich das geringste Restfeuchte-Risiko herrscht. Selbst wenn am höchsten (elektronisch ermittelten) Messpunkt 2,0 CM-% gemessen werden, besagt dies aus o.g. Gründen nicht, dass dort auch Belegreife herrscht, zumal die Belegreife für unterschiedliche Belagarten unterschiedlich zu beziffern ist.

Die meisten Zementbindemittel wollen auf ca. 1,2 bis 1,4 Gew.-% austrocknen, wobei die „schlechtesten“ Zementbindemittel auf 0,8 Gew.-% und die „besten“ Zementbindemittel auf 2,0 Gew.-% austrocknen wollen und damit mehr oder weniger lange Trocknungszeiten aufweisen.

Die meisten Calciumsulfat-Bindemittel wollen auf ca. 0,1 bis 0,2 Gew.-% austrocknen, wobei die „schlechtesten“ Anhydrit-Bindemittel auf 0,02 Gew.-% und die „besten“ Anhydrit-Bindemittel auf 0,3 Gew.-% austrocknen wollen und damit mehr oder weniger lange Trocknungszeiten aufweisen.

Darum ist das KRL-Messergebnis unbrauchbar

Wir produzieren und vertreiben seit mehr als zehn Jahren Feuchte-Messgeräte, die auch Luftfeuchte und Lufttemperatur anzeigen können, jedoch empfehlen wir diese Möglichkeit nicht zur Restfeuchte-Messung der Estrichschicht, weil folgende Gründe das KRL-Messergebnis aus unserer Sicht unbrauchbar machen:

1 Ein baustoffzerstörendes Messergebnis ist nicht praxisrelevant. Drei oder fünf Messungen pro 20-m²-Raum wären wesentlich besser verwertbar.

2 Die KRL-Methode ist genau wie die CM-Messmethode eine baustoffzerstörende Messmethode, mit allen dabei auftretenden Fehler-Möglichkeiten.

3 Es ist auch anhand der Sorptionsisotherme nicht möglich, den gemessenen Luft-feuchte-Anteil in Gewichts-% zur Bewertung der Wassermenge umzurechnen.

4 Im engen Estrichbohrloch stellt sich mangels Luftumwälzung und wegen verschmierter Estrichporen keinesfalls der Wasserdampf-Druck ein, der im Innern der Estrichschicht vorliegt.

5 Im PVC-Beutel liegt ein anderes Mikroklima vor als in der Estrichschicht, wodurch andere KRL-Messergebnisse gezeigt werden, als in der geschlossenen Estrichschicht vorliegen.

6 Der beste Luftfeuchte-Sensor lässt eine Messtoleranz von ±1,0 % zu, was bedeutet, dass das Messergebnis größere Unsicherheiten aufweist, als notwendig ist, um die o.g. kritische Wassermenge bestimmen zu können.

7 Die Umluft um den KRL-Sensor weist ­aufgrund von Luftströmungen schwankende Temperatursituationen auf. Der Luftfeuchte-Sensor muss auf wechselnde Umgebungs-Temperaturen reagieren, wobei folgende ­Formel Anwendung finden muss: 1,0 °C Temperaturwechsel = 5,0 % Luftfeuchte-Schwankung. Damit wäre ein Messergebnis unbrauchbar, was u.a. auch Experten in den USA in praxis-nahen Untersuchungen ermittelt haben und eine entsprechende Norm ersatzlos zurückgezogen wurde.

8 Die Eigentemperatur des KRL-Sensors sorgt in ersten Messungen für ständig wechselnde relative Luftfeuchtewerte, weshalb das baustoffzerstörende KRL-Mess­ergebnis erst nach ca. 10 Std. Akklimatisierung einigermaßen gleich bleibt. Wechselnde Umgebungstemperaturen über der Oberfläche des KRL-Sensors sorgen auch im Bohrloch für unterschiedliche Temperaturbedingungen, wodurch das Messergebnis im Bohrloch auch nach 72 Tagen (Versuchsabbruch der Untersuchungen in den USA) für die Bodenleger unbrauchbar wurde.

9 Eigene Untersuchungen zeigen, dass der KRL-Messwert aufgrund von Temperaturwechseln, bei gleichbleibendem Luftfeuchte-Gehalt von 60 %, Messergebnis-Unterschiede von z.B. 1,7 % und 2,6 % gezeigt hat. Unterschiedliche Messergebnisse bedeuten: Nicht belegreif!

10 Im Verlauf der KRL-Messung erfolgt eine Reaktionskinetik. Anmachwasser wird im Kristallgitter des umgebenden Baustoffes fest eingebaut, während das Gewicht der umgebenden Probe steigt, und der Restfeuchte-Gehalt sinkt, was bei einem  normalen Estrich-Trocknungsvorgang nicht der Fall ist.

11 Der Luftfeuchte-Sensor ist temperatur- und schmutzempfindlich, wodurch nach wenigen Messvorgängen im staubigen Baustellen-Klima eine Reinigung erfolgen sollte, die im Fachgeschäft durchgeführt werden muss.

Fazit

Die KRL-Messmethode ist genau so gut wie die CM-Messmethode. Sie muss nicht durch die KRL-Messmethode ersetzt werden.M