Der interessante Schadensfall: Weichmacher lösen Ölwachsgemisch an Verfärbungen, die keine sind

Weichmacherwanderungen aus Klebstoffen, die Oberflächenmaterialien anlösen und deshalb für Verschmutzungen sorgen, kommen gelegentlich vor. Die Sanierung sollte mit Augenmaß erfolgen.Verfärbungen, die keine sind In Frankfurt war eine Altstadtwohnung umgebaut worden, mit herrlichem Blick auf den Main. Der Bau unterlag den Anforderungen des DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen), die letztlich der Grund waren, dass alle Zimmer mit dem natürlichen Baustoff Parkett ausgestattet wurden. Zunächst war alles gut, die Abnahme verlief reibungslos, die üblichen Kleinigkeiten wurden moniert, aber insgesamt hatte der unproblematische Belag auch in diesem Objekt seine Vorzüge gezeigt. Die Bewohner waren sehr zufrieden. Schadensbild In einem Zimmer zeigten sich allerdings recht umfangreich deutliche schwarze Verfärbungen an den Kopfstößen der Parkettlamellen, zwar auf wenige Teilbereiche beschränkt, aber dennoch auffällig. Da die Inhaber diese Verfärbungen als störend empfanden, allerdings nicht ahnten, was das sein könnte, nahmen sie die übergebene Pflegeanweisung zur Hand und stellten erfreut fest, dass sich die dunklen Kopfstöße bei richtiger Reinigung und Pflege wieder entfernen ließen. Das Problem schien vergessen. Einige Monate später trat das gleiche Phänomen wieder auf, ganz allmählich, in den gleichen Bereichen, in ähnlicher Intensität. Auch ein weiteres Zimmer zeigte, wenn auch in geringerem Umfang, die beschriebenen Erscheinungen. Der Parkettverleger wurde geholt. Der sah sich das Bild an, wusste sich allerdings keinen Rat. Er hatte zwar eine Idee, denn von dem Thema dunkler Fugen durch Weichmacher aus dem Klebstoff hatte er schon gehört. Praktische Erfahrungen hatte er aber nicht. Deshalb war er sich auch nicht sicher, wie er mit dem Erscheinungsbild umgehen sollte, denn auch ein alkalisches Pflegemittel könnte seiner Meinung nach solche Schäden hervorrufen. Das teilte er so dem Bauherrn mit. Da das Verhältnis der beiden sehr gut war, einigte man sich darauf, einen Experten zu holen, der sich das Erscheinungsbild ansehen sollte. Der ließ sich zunächst die exakten Baudaten geben. Eingesetzt war ein 8 mm dickes Eichenmosaikparkett, auf herkömmlichem Zementestrich verklebt, der wiederum mit einem Sperrgrund abgesperrt war. Die Oberflächenbehandlung geschah mit Hartwachsöl auf Basis natürlicher pflanzlicher Stoffe, inklusive Auskitten der Parkettstäbe im Zuge des Schleifens mit einem angedickten Fugenkittlöser. Der Klebstoff war ein silanterminiertes 1-K-PUR-Produkt. Schadensanalyse Die schwärzlichen Stöße beschrieb er so: „Im Wohnzimmer war ein deutliches Verfärbungsbild erkennbar, vornehmlich an den Kopfstößen, in weit geringerem Ausmaß ebenfalls an den Längsstößen sichtbar. Sie erschienen schwärzlich schmutzig, zumeist verbunden mit hochgedrücktem hellem Klebstoff, manchmal auch mitttig vor Kopf der Einzellamellen auslaufend.“ Mit einem Lösemittel ließen sich die etwas klebrig anfühlenden Verfärbungen problemlos entfernen, Gleiches gelang auch mit einem trockenen Tuch. In den anderen Zimmer zeigte sich das gleiche Erscheinungsbild, aber weit weniger intensiv. Die Ursache war klar. Auffällig war, dass sich die Verfärbungen relativ problemlos entfernen ließen. Das Holz hatte sich also keineswegs verfärbt, wie vermutet wurde. Bei genauerer Untersuchung in seinem Labor konnte der Gutachter anhand aufgenommener Lamellen erkennen, dass der Kontaktbereich von Klebstoff und Oberflächenöl die Ursache der Verfärbungen war. Er verwies in seinem Gutachten auf die Schwierigkeiten, bei der handwerklichen Arbeit solche Fehlstellen zu vermeiden, denn beim Verlegen speziell des vorliegenden Musters der nur dünnen und stumpf gestoßenen Elemente sei es niemals komplett zu vermeiden, dass sich Klebstoff zwischen die einzelnen Lamellen drücke. Tritt er dann in Kontakt mit der Oberflächenbehandlung, kann er diese anlösen, wobei in der Folge sich in der Luft befindlicher Staub exakt an diesen Stellen niedersetzt und für die dunklen Verschmutzungen sorgt. Schadensbeseitigung Die Sanierung erfolgte durch eine kleinflächige Aufnahme eines Bereiches, der ein sehr intensives Schadensbild zeigte. Alle anderen Flächen seien im Rahmen der üblichen und in der Pflegeanweisung empfohlenen Reinigung und Pflege zu behandeln und dürften, derart ausgeführt, keinen weiteren Anlass zuBeanstandungen geben, schrieb er abschließend.