Neue Serie: Werkstoffkunde elastische Bodenbeläge. Teil 1: Allgemeiner Überblick Universelle Alleskönner

Was für elastische Bodenbeläge gibt es? Wie werden sie hergestellt? Für welche Einsatzzwecke empfehlen sie sich? In Kooperation mit dem FEB beantworten wir in einer mehrteiligen Serie alle wichtigen Fragen zu Lino, CV, PVC, Kork, Kautschuk & Co.

Fußbodensysteme aus elastischen Bodenbelägen spielen im privaten Wohnbereich und im Objekt seit Jahrzehnten eine herausragende Rolle. Als „Designbeläge“ liegen sie aktuell in der Verbrauchergunst einmal mehr ganz vorn. - © FEB

Elastische Bodenbeläge werden aus elastischen Bindemitteln hergestellt. Die Bindemittel geben den Belägen in unterschiedlichen Rezepturen die notwendigen, elastischen Eigenschaften und genau die technischen Eigenschaften, die der Belag für den jeweiligen Einsatzbereich benötigt. So werden exakt die Ansprüche bedient, die ein Bauprojekt oder ein besonderes Ambiente benötigen.

Die größte Auswahl elastischer Bodenbeläge gibt es bei folgenden Produktarten:

  • Bodenbeläge aus Polyvinylchlorid (PVC)
  • Linoleumbodenbeläge
  • Bodenbeläge aus Kautschuk/Elastomerbeläge
  • Polyurethan-Bodenbeläge

Weiterhin gehören in die Gruppe der elastischen Beläge:

  • Korkböden
  • synthetische Thermoplaste, z.B. polyolefine Beläge
  • chlorfreie Kunststoffe
  • Flexplatten

Schon im 19. Jahrhundert wurden elastische Beläge hergestellt. Linoleum, 1860 vom Engländer Frederick Walton erfunden, wird heute noch zu Ehren des Erfinders unter dem Namen Walton angeboten und vertrieben.

Linoleum

Bei Linoleum handelte es sich ursprünglich um eine auf einem Jutegewebe aufgebrachte Masse aus Kork-, Holz- und Kalksteinmehl. Gemischt mit oxidiertem Leinöl oder anderen pflanzlichen Ölen, Baumharz, Pigmenten und Trocknungsbeschleunigern.

Bis heute hat sich an dieser Rezeptur kaum etwas geändert. Korkmehl wird teilweise nicht mehr eingesetzt und Pigmente wurden ausgetauscht. Linoleum besitzt heute oft zusätzlich werkseitig aufgebrachte Oberflächenversiegelungen, um Vorteile und Einsparungen bei der Reinigung zu erzielen.

Bodenbeläge aus PVC

Die Entwicklung von PVC-Bodenbelägen fand in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts statt.

Die Entwicklung des Rohstoffes Polyvinylchlorid ist jedoch noch älter. Bereits 1835 gelang es Victor Regnault als Erster, in dem Giessener Laboratorium Justus von Liebig PVC herzustellen. Dem deutschen Chemiker Fritz Klatte wurde 1913 das Patent auf die Polymerisation von Vinylchlorid als Hornsalz, für Filme, Kunstfäden und Lacke erteilt.

Im Jahr 1935 nahm die I.G. Farben die Produktion von PVC auf. Im selben Jahr gelang am Produktionsstandort Bitterfeld die Plastifikation von Hart-PVC. Neben Folien und Rohren wurden auch erste Bodenbeläge
aus PVC entwickelt.

Ab 1937 wurden PVC-Bodenbeläge des Unternehmens Mipolam/Dynamit Nobel produziert und vertrieben.

PVC wird durch Polymerisation aus Ethen und Chlor hergestellt. PVC, auch Polychlor­ethen genannt, ist ein thermoplastischer Kunststoff. Die Molekularstruktur wird durch Fadengroßmoleküle in linearen Anordnungen gebildet, welche beim Erwärmen weich und beim Abkühlen wieder fest werden, ohne sich chemisch zu verändern.

Bodenbeläge aus Kautschuk

Die Bindemittel (Polymere) von Elastomerbelägen sind Naturkautschuk und Synthesekaut­schuk, oft auch in Kombination.

Naturkautschuk wird durch Fällprozesse aus der Latexmilch des Gummibaumes Hevea brasiliensis gewonnen. Der ursprünglich aus dem Amazonasbecken stammende Baum wird heute in vielen tropischen Ländern angebaut.

Synthesekautschuk (auch Industriekautschuk genannt) ist ein Produkt der chemischen Industrie. Kleine Kohlenwasserstoffmoleküle (Monomere) werden zu riesigen Kettenmolekülen polymerisiert. Durch gezielte Auswahl der Monomere können die Eigenschaften des Synthesekautschuks maßgeschneidert werden.

Der entscheidende Verfahrensschritt bei der Herstellung von Bodenbelägen aus Kautschuk ist die sogenannte Vulkanisation. Dabei werden die Polymerketten unter Ausbildung eines dreidimensionalen Netzwerkes miteinander chemisch vernetzt, klassisch mit elementarem Schwefel. Dieses Vulkanisat hat die typischen gummielastischen Eigenschaften. Viele andere technische Artikel werden so hergestellt. Das wichtigste Produkt sind Reifen für alle möglichen Fahrzeuge.

Polyurethan-Bodenbeläge

Unter dem Begriff Polyurethan-Bodenbeläge werden homogene und heterogene Bodenbeläge aus Polyurethan mit duroplastischen Eigenschaften zusammengefasst. Unterschieden werden homogene und heterogene Bodenbeläge:

  • Homogener Bodenbelag aus Polyurethan – Bodenbelag, mit einer oder mehreren Schicht(en) gleicher Zusammensetzung aus Polyurethan.
  • Heterogener Bodenbelag aus Polyurethan – Bodenbelag, bestehend aus einer Nutzschicht und anderen kompakten Schichten aus Polyurethan, die sich in Zusammensetzung und/oder Design unterscheiden und Dekor- und Stabilisierungseinlagen enthalten können.

Die Einsatzbereiche für elastische Bodenbeläge sind sehr unterschiedlich, vom gering beanspruchten Wohnbereich bis zum intensiv genutzten gewerblichen und industriellen Bereich (siehe Kasten). Dies gilt nicht nur für den Verschleiß und die Widerstandsfähigkeit, sondern für eine Vielzahl technischer Anforderungen, wie z.B.:

  • Leitfähigkeit
  • Rutschhemmung
  • akustische und schalldämmende Anforderungen
  • sportelastische Ansprüche

Klassifizierungen werden in der DIN ISO 10874 geregelt.

Im nächsten Heft geht es um Herstellung, Eigenschaften und Einsatzgebiete von PVC-Bodenbelägen.