TFI Aachen: Neuer Test für starre Textilbeläge

Das TFI in Aachen entwickelt derzeit ein neues Prüfverfahren zur Klassifizierung textiler Bodenbeläge auf Trägerplatte. Eine sichere Einstufung der trendigen Belagvariante soll verlässliche Aussagen zu Strapazierfähigkeit und Nutzungsdauer ermöglichen.

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    Oben: Schnitt durch den Aufbau einer Teststrecke.
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    Rechts: Die Vettermann-Trommel mit verklebter textiler Probe. Für starre Beläge ist dieses Prüf­verfahren ungeeignet.

Das TFI - Institut für Bodensysteme an der RWTH Aachen e.V. reagiert damit auf den starken Trend hin zu modularen textilen Belägen, die auf einer Trägerplatte aufgebracht sind. Diese Bodenbeläge können nicht nach dem sonst üblichen Testverfahren, der sogenannten Vettermann-Trommelprüfung, eingestuft werden. In der Vettermann-Trommel werden die textilen Proben in der runden Trommelwand arretiert und das ist mit starren Platten nicht möglich. Deshalb entwickelt das TFI eine neue Prüfmethode, mit dem die starren Produkte flach liegend geprüft werden können.

Ohne Prüfverfahren können die Hersteller keine verlässlichen Aussagen über Verwendungsbereiche, Nutzungsverhalten und Lebensdauer von den textilen Trendbelägen geben und das verunsichert die gesamte Wertschöpfungskette. Ziel des neuen Verfahrens ist es den Herstellern, den Verarbeitern und Endverbrauchern die erforderliche und gewohnte Sicherheit zu geben, sich für den richtigen, starren textilen Bodenbelag zu entscheiden.

Vergleichsmessungen nötig

Damit die neue Methode genauso gut funktioniert wie das etablierte Verfahren, trägt das TFI zunächst eine große Datenbasis zusammen. Von deutschen und belgischen Herstellern wurden für die Untersuchungen ca. 35 textile Bodenbeläge zur Verfügung gestellt. Dabei achtet das TFI darauf, dass diese Produkte den derzeitigen Markt sehr gut repräsentieren. An diesen Proben werden nun eine Vielzahl von Prüfungen zur Aussehensveränderung vorgenommen und in der Datenbank gespeichert. Dabei runden Prüfungen für andere Belagarten sowie für Stoffe die Erhebung ab.

Parallel zum Aufbau der Datenbank installieren die Forschungspartner drei Praxis-Teststrecken, um über einen Zeitraum von mindestens 18 Monaten das Verhalten der starren Proben in der Anwendung zu untersuchen. Um die vorhandenen Bodenbeläge so gering wie möglich zu strapazieren, verlegt das TFI die Proben auf einem herausnehmbaren Unterbodensystem.

Auf den Teststrecken wird die Anzahl der darübergehenden Personen erfasst und zusätzlich werden Klimadaten (Temperatur, Luftfeuchtigkeit) aufgezeichnet. Außerdem bewerten und dokumentieren geschulte Mitarbeiter alle zwei Wochen die Aussehensveränderungen vor Ort.

Eine Teststrecke wurde in Gent in der Zentrale des Centexbel installiert. Innerhalb Deutschlands befinden sich die Teststrecken in Aachen unweit des TFI in einem Institut der RWTH Aachen University sowie in einer Berufsschule mit Praxiswerkstätten. Dort stießen die elektronischen Personenzähler auf so viel Interesse, dass sich die Begehfrequenz plötzlich verdreifachte.

Die Aussehensveränderungen in den bisherigen Laborprüfungen und in der Praxis sind die „Messlatte“ für die neue Prüfung, die beides in Einklang bringen muss.

Das Ende des Projekts ist für April 2018 geplant. Bis zu diesem Termin wird das TFI mit seinen Forschungspartnern und den beteiligten Herstellern gemeinsam einen Vorschlag für die Prüfmethode von starren textilen Bodenbelägen und dem entsprechenden Einstufungssystem erarbeiten.

Das gängige Prüfverfahren für textile Bodenbeläge

In der DIN EN ISO 10874 werden elastische, textile und Laminat-Bodenbeläge hinsichtlich ihrer möglichen Verwendungsbereiche und der Nutzungsintensität klassifiziert. Die Beanspruchungsklassen reichen von 21–23 für Wohnbereiche bis hin zu 31–34 für Bereiche, die für öffentliche und gewerbliche Nutzung vorgesehen sind. Die Einstufung textiler Bodenbeläge in diese Verwendungsbereiche erfolgt nach Ergebnissen der sogenannten Vettermann-Trommelprüfung. Hierbei werden Proben der Bodenbeläge innen an der Trommelwand befestigt. Eine 7,6 kg schwere Metallkugel besetzt mit 14 Gummistopfen wird in die Trommel gelegt und die Prüfung wird durch Drehung der Trommel gestartet. Durch die harte Beanspruchung der textilen Nutzschicht mit der regellos rollenden Kugel wird eine Laufstraßenbildung simuliert.

Wer profitiert davon?

Vorteile und Nutzen eines neuen, gemeinsamen Prüfverfahrens helfen der gesamten Wertschöpfungskette:

Verbraucher erhalten vor dem Einkauf verlässliche Informationen beispielsweise zur Strapazierfähigkeit und zu Gewährleistungsfristen.

Verarbeiter/Verkäufer erhalten sichere Angaben zur Planung und  für das Beratungsgespräch mit dem Kunden. Das reduziert Reklamationen.

Hersteller Eine anerkannte Prüfmethode ermöglicht die  sichere Einstufung der neuartigen Textilbeläge. Das verringert den Aufwand in der Produktentwicklung und beugt imageschädigenden Reklamationen vor.