Der interessante Schadensfall: Blasen im Synthesekautschuk-Belag Stolperfallen im Fitness-Studio

Es war naheliegend, dass für die Blasen und Beulen mit einem Durchmesser von bis zu 2 m Feuchtigkeit ursächlich sein musste. Als weitaus komplexer sollten sich jedoch die Maßnahmen zur Beseitigung des Schadens erweisen.

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    Aufgrund von Blasen, Beulen und offenen Nähten besteht Stolpergefahr.
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    Die Schüttung erscheint oberflächlich zunächst trocken.
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    Mittels gravimetrischer Feuchtigkeitsbestimmung (Darrmethode) wird jedoch ein Restfeuchtegehalt von 22 bis 23,5 Gewichtprozent ermittelt.
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    Unter der Schüttung befindet sich eine aluminium kaschierte Folienabdeckung, deshalb kann nachstoßende Feuchtigkeit aus darunterliegenden Schichten ausgeschlossen werden.

Stolperfallen im Fitness-Studio

Ein Fitness-Studio in Räumlichkeiten aus den 60er Jahren sollte modernisiert und erweitert werden. Im zweigeschossigen Anbau der bestehenden Trainingshalle wurde daher ein konventioneller Calciumsulfatestrich eingebaut.


Zur Herstellung eines höhengleichen Übergangs zwischen dem Alt- und Neubau sowie zum Ausgleich von Unebenheiten der alten Fußbodenkonstruktion wurde vor Einbringen des neuen Estrichs im Bereich des Altbaus eine mit Wasser angemachte, gebundene (Ausgleichs-)Schüttung eingebracht und darauf der Calciumsulfatestrich verlegt.


Vor dem Verlegen des Bodenbelags wurden durch den Bodenleger bzw. dessen Klebstofflieferanten mittels CM-Methode Feuchtigkeitsmessungen an der Estrichkonstruktion durchgeführt. Außerdem wurde die Feuchtigkeit elektrisch gemessen. Aus der CM-Prüfung resultierte schließlich ein Messergebnis von 0,5 CM-Prozent Restfeuchtigkeit, so dass der Verlegung des Bodenbelags nichts im Wege zu stehen schien. Anschließend verlegte der Bodenleger auf dem belegreifen Calciumsulfatestrich einen plattenförmigen Elastomerbodenbelag.


Bereits wenige Monate nach Eröffnung des Fitness-Studios bildeten sich im dampfdichten Elastomerbodenbelag diverse Beulen. Der Auftraggeber rügte die Mängel und der Bodenleger führte teilflächige Nachbesserungen durch. Aber auch die erneuerten Bereiche wurden kurze Zeit später wieder schadhaft. Schließlich hatten sich Blasen und Beulen über die gesamte Fläche des Hallenbodens gebildet. Der Bodenleger weigerte sich, weitere Nachbesserungen auf eigene Kosten durchzuführen. Der Auftraggeber hingegen drängte auf eine Mangelbeseitigung, denn sein Fitness-Studio konnte aufgrund von Stolper- und Sturzgefahr nicht mehr ohne Weiteres genutzt werden.


Schadensbild

Etwa ein Jahr nach der Abnahme präsentierte sich dem Sachverständigen folgendes Bild: Auf 500 m2 Hallenboden hatten sich 19 Blasen und Beulen gebildet: kreisrunde, im Durchmesser von 5 bis 50 cm und ovale bis rechteckige Varianten im Durchmesser von 10 u 20 cm – 30 u 200 cm.

Zur Ursachenforschung wurde der Fußboden im Altbau an Prüfstellen geöffnet. Dabei zeigte sich folgender Aufbau:

- Fußboden aus dem Altbestand,

- Erdreich,

- schwach gebundene Monokornschicht, etwa 100 mm dick,

- verdichtete Betonschicht, 70 bis 80 mm dick,

- Gussasphaltschicht, circa 20 mm dick,

- rötlich-braune Nutzschicht, 2,0 bis 5,0 mm dick.


Neuer Aufbau durch den Estrichleger:

- aluminiumkaschierte Folienabdeckung,

- schwach gebundene Schüttung, circa 20 mm dick,

- schwarze Folienabdeckung (Trennlage),

- Calciumsulfatestrich, 65 bis 70 mm dick.


Vom Bodenleger ausgeführt und verlegt:

- Spachtelung, 1,0 bis 3,0 mm dick,

- Klebstoffbett,

- plattenförmiger Elastomerbodenbelag.

- nach Öffnung der Fußbodenkonstruktion an den Prüfstellen lag die Ausgleichsschüttung an der Oberfläche im Farbton zunächst hellgrau vor und erschien augenscheinlich- visuell trocken. Bei der Entnahme in tieferen Zonen stellte sich dann jedoch heraus, dass die Schüttung im Querschnitt einen deutlich dunkleren Farbton aufzeigte und fühlbar feucht war.


- Im Prüflabor konnten für die entnommenen Proben der gebundenen Ausgleichsschüttung mittels gravimetrischer Feuchtigkeitsbestimmung (Darrmethode) 22 bis 23,5 Gewichtprozent Restfeuchtegehalt ermittelt werden.

- Auch an den Proben des Calciumsulfatestrichs wurde eine grenzwertige bis erhöhte Restfeuchte von 0,5 bis 1,05 Gewichtprozent festgestellt.


Ursachen

Nach den Vorgaben im technischen Merkblatt des Herstellers soll die verwendete Schüttung vor Einbringen eines neuen Estrichs einen Feuchtigkeitsgehalt von maximal zwölf Gewichtprozent aufweisen. Zum Zeitpunkt des Gutachtertermins besaß die Schüttung somit eindeutig eine überhöhte Restfeuchte.


Demnach muss nachstoßende Feuchtigkeit aus der Ausgleichsschüttung als schadensursächlich angesehen werden. Nicht auszuschließen ist, dass auch der Estrich bereits eine zu hohe Restfeuchte hatte und/oder die Feuchtemessung falsch oder unzureichend durchgeführt worden ist.


Bewertung

Zur Feststellung der Belegreife sollte vor dem Aufbringen eines Estrichs eine CM-Prüfung an der gebundenen Ausgleichsschüttung (Vorgabe: maximal zwölf Gewichtprozent) durchgeführt werden – so lautet die Forderung des Herstellers in seinem Merkblatt. (Nur am Rande sei bemerkt, dass der Estrichleger mit der CM-Prüfung kein Ergebnis in Gewichtprozent ermitteln kann!)


In der Konsequenz ergibt sich daraus aber eine erweiterte Hinweispflicht des Estrichlegers gegenüber seinem Auftraggeber und eine Prüfpflicht in eigener Sache. Denn es obliegt ihm, den richtigen Zeitpunkt der Herstellung der lastverteilenden Estrichplatte festzulegen.


Unter Berücksichtigung der zwei praktisch dampfdichten Schichten [Gussasphalt und aluminiumkaschierte Folienabdeckung (Herstellerangabe: sd-Wert $ 3.400 m, Wasserdampfdurchlässigkeit # 0,00 g/m2/d)] unterhalb der Schüttung kann eine nachstoßende Feuchtigkeit aus der verdichteten Betonschicht, der schwach gebundenen Monokornschicht und/oder dem Erdreich weitgehend als Schadensursache ausgeschlossen werden.


Vielmehr konnte sich überschüssiges Anmachwasser der teilgebundenen Ausgleichsschüttung wegen bauphysikalischer Transportvorgänge von Feuchte durch Feststoffe in die Estrichkonstruktion unterhalb des dampfdichten, plattenförmigen Synthesekautschuk-Bodenbelags anreichern. Dies führte zu Blasen- und Beulenbildung in der Belagebene.


Anhand der Überprüfungen konnte nicht sicher ausgeschlossen werden, dass der Estrich selbst zum Zeitpunkt der Ausführung der Bodenbelagarbeiten noch eine überhöhte Restfeuchte aufzeigte.

Für die Belegreife von Elastomerbodenbelägen sind bestimmte maximale Feuchtegehalte der Estrichkonstruktion zulässig. Die zulässige Restfeuchte des Untergrunds variiert je nach Art des eingebauten Estrichs. So beträgt der maximal zulässige Feuchtegehalt bei Calciumsulfatestrichen 0,5 CM-Prozent (siehe beispielsweise TKB-Merkblatt 3 (Technische Kommission Bauklebstoffe), „Kleben von Elastomerbodenbelägen“, und BEB-Merkblatt (Bundesverband Estrich und Belag e.V.) „Beurteilen und Vorbereiten von Untergründen“.


Maßnahmen

Dem Grundsatz nach besteht die Möglichkeit, die zu feuchte Ausgleichsschüttung und/oder die dadurch aufgefeuchtete calciumsulfatgebundene Estrichkonstruktion zu trocknen, ohne die gesamte Fußbodenkonstruktion rückbauen zu müssen. Hierfür können Bautrockner eingesetzt werden, mit denen trockene, warme Luft über einzubringende Bohrlöcher in die Fußbodenkonstruktion geblasen wird.


Hier ist höchste Achtsamkeit bei der Auswahl und Anwendung der Verfahren geboten, um neue Schäden zu vermeiden. Die Bohrlöcher mit Durchmessern von circa 50 mm und einem Abstand zur Wand von circa 2,5 m sollten zueinander im Abstand von jeweils 6,0 m angeordnet werden. Das erste Loch fungiert als Einlassöffnung und wird mit Schläuchen versehen, wobei die Luft über einen Seitenkanalverdichter eingeblasen wird. Die eingeblasene warme Luft nimmt die Feuchtigkeit aus dem Estrich beziehungsweise der Schüttung auf und wird entweder über die Randfugen der Estrichkonstruktion oder die Fugen zwischen dem plattenförmigen Elastomerbodenbelag wieder austreten oder über ein Vakuum abgesaugt.


Über Trockner beziehungsweise Kondensatoren wird der auf diese Weise feuchtigkeitsgeschwängerten Raumluft der Wasserdampf wieder entzogen. Für eine ausreichende Trocknung – in solchen Fällen reicht eine Phase von zwei Wochen meist aus – werden mehrere Geräte benötigt. Ob die Trocknung der feuchtebelasteten Fußbodenkonstruktion gelingt, hängt allerdings auch davon ab, inwieweit die trockene Warmluft überhaupt durch die teilgebundene Ausgleichsschüttung „hindurchgeblasen“werden kann, also davon, ob diese Schicht hinreichend luftdurchlässig ist. Keinesfalls darf es zum Absaugen der Schüttung selbst kommen.


Infolge der für die Bautrocknung benötigten zahlreichen Bohrlöcher und der ohnehin erforderlichen Erneuerung der Bodenbelagebene mit schadhaften Fliesen des plattenförmigen Elastomerbodenbelags (lokal fehlender Verbund mit dem Untergrund durch Blasenbildung, Festigkeitsverlust der Spachtelmasse und anderes) ist es wirtschaftlicher, den derart schadhaft gewordenen Oberboden zu entfernen, zu entsorgen und oberhalb der Estrichkonstruktion eine neue, gleichartige Bodenbelagsebene zu verlegen. Die Alternative, den Oberboden nur dort zu erneuern, wo Schadensbilder vorliegen oder Bohrlöcher entstanden sind, führt produktionsbedingt zu einem nicht vermeidbaren Farbtonunterschied zum bereits gealterten Elastomerbodenbelag. Dies scheint einerseits nicht wirtschaftlich, andererseits ist fraglich, ob der Auftraggeber oder Besteller diese Herangehensweise tolerieren muss.


Hinweis: Vor Verlegung eines dampfdichten Oberbodens ist es erforderlich, den getrockneten Estrich und/oder die teilgebundene Ausgleichsschüttung mittels der CM-Methode hinsichtlich der zulässigen Restfeuchte zu überprüfen. Sollte es dabei noch Anzeichen für weitere nachstoßende Feuchtigkeit geben, kann alternativ gegebenenfalls ein andersartiger Oberboden (zum Beispiel Nadelvlies) verlegt werden, der als relativ diffusionsoffen bezeichnet werden kann. Diese Maßnahme ist dann sinnvoll, wenn die Bautrocknung einen zu langen Zeitraum bedingt und die weitere Nutzung der Räumlichkeiten zu lange behindern würde. Für die vorgesehene Art der Einbringung auf solch einer feuchtebelasteten Estrichkonstruktion in einem Raum, der zu Trainingszwecken genutzt wird, bedarf es aber der Zustimmung der Hersteller der Systemkomponenten – Vorstrich, Spachtelmasse, Kleber und Oberboden.


Bei erfolgloser Trocknung ist der Rückbau der Fußbodenkonstruktion und des Oberbodens sowie die Entsorgung von Bauschutt aus dem Krafttrainingsraum und Foyer unerlässlich. Anschließend muss dann ein neuer Estrich eingebaut und ein neuer Oberboden verlegt werden. Diese Alternative bedingt die höchsten Aufwendungen, zumal die Folgekosten beträchtlich sind. Die zuvor aufgezeigten Maßnahmen sollten daher favorisiert werden.-