Branchenradar Studie zu Bauvorhaben mit Mängeln - So wird am Bau gepfuscht"> Branchenradar Studie zu Bauvorhaben mit Mängeln So wird am Bau gepfuscht

Vortext folgt Vortext folgtEiner aktuellen Studie zufolge, weisen 70 Prozent aller Bauprojekte mindestens einen Mangel auf. Besonders schlimm sei die Situation im Wohnungsneubau und bei privaten Bauvorhaben. Vor allem Ostösterreich sei betroffen. „Pfusch am Bau“ ist mittlerweile nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel. Das behauptet eine aktuelle Untersuchung des Marktforschungsinstituts Kreutzer Fischer & Partner (KFP), die im Auftrag der Multi-Client-Studie des „Branchenradars“ erstellt wurde: Rund 70 Prozent aller Bauprojekte weisen demnach mindestens einen Mangel auf. Für die Studie wurden 476 Bauvorhaben des Jahres 2015 bewertet, davon 196 Neubau- und 280 Renovierungsprojekte. 99 Prozent der Neubauprojekte wiesen vor und oder nach Bauabnahme in zumindest einem Gewerk einen Mangel auf. Bei Renovierungsprojekten musste bei mehr als zwei Drittel aller Bauvorhaben nachgebessert werden, 70 Prozent aller untersuchten Bauprojekte wiesen zumindest einen Baumangel auf. Auffällig ist, dass der Anteil der Bauvorhaben mit Baumängeln wächst. In einer Vergleichserhebung aus dem Jahr 2008, in der Bauprojekte aus 2007 bewertet wurden, lag der Anteil der Projekte mit zumindest einem Baumangel noch bei 65 Prozent. Die Gründe für die mangelnde Bauqualität sind laut KFP vielfältig. Zum einen sinken die Vorgabezeiten aufgrund des steigenden Preis- und Kostendrucks, ohne dass im Gegenzug der Maschineneinsatz oder die Vorfertigung im gleichen Ausmaß wachsen. Auf der Baustelle muss daher die Arbeit immer schneller erledigt werden. Zum anderen fehlt es immer öfter an qualifiziertem Personal. Besonders schlimm sei die Situation in Ostösterreich, allen voran in Wien. In der Bundeshauptstadt wurden bei 83 Prozent aller Bauvorhaben Baumängel diagnostiziert. Das bedeutet gegenüber 2008 ein Plus um acht Prozent. In Tirol und Vorarlberg waren es hingegen „nur“ 62 Prozent, gegenüber 2008 ein Plus um zwei Prozent. Bürokratie im WegIn Wien wurden 40 Prozent aller Baumängel als schwer klassifiziert, im Westen waren es 26 Prozent. Die meisten Mängel liegen mit 47 Prozent im Innenausbau. Dahinter folgen die Installateure mit 38 Prozent und die Baumeister mit 34 Prozent. Bei privaten Bauvorhaben erweist sich die Mängelanzeige oftmals als schwieriges Unterfangen, insbesondere bei leichten Baumängeln. Häufig nutzt der Professionist das Argument vom „unwesentlichen Mangel“. Da eine gerichtliche Auseinandersetzung in der Regel nicht ohne langwierige Sachverständigen-Gutachten möglich ist, scheuen viele Bauherren vor rechtlichen Schritten zurück. Dies werde laut KFP vom Auftragnehmer teilweise bewusst einkalkuliert. Besorgniserregend ist die Situation im Wohnungsneubau. Bei nahezu 80 Prozent aller untersuchten Bauprojekte musste in mehr als drei Gewerken nachgebessert werden. Im Vergleich zu industriell erzeugten Produkten ein schlechter Wert. Die Bauwirtschaft argumentiert die hohe Quote an Baumängeln mit dem hohen Anteil handwerklicher Arbeit. Dabei steht Handarbeit gewöhnlich als Synonym für höchste Qualität.