Sind Designbeläge an Wänden die Zukunft?

Auf der Domotex präsentierten einige Hersteller Designbeläge als Alternative zu keramischen Fliesen im Wandbereich, auch und vor allem in Feuchträumen, wie Küche oder Badezimmer. Zeichnet sich hier ein neues lukratives Wertschöpfungsmodell für den Bodenleger ab? Der Verlegewerkstoff-Spezialist Mapei und bwd diskutierten die Möglichkeiten und Gefahren beim Round Table in München.

bwd Round Table, Aufmacher
Das von Mapei und bwd veranstaltete Round Table-Gespräch lotete die Potenziale von LVT-Belägen an der Wand aus. - © bwd

Kommt jetzt das nächste große Ding? Nachdem Designbeläge die Bodenbelagszene aufgemischt haben, empfehlen sie sich inzwischen als Alternative zu keramischen Fliesen im Wandbereich. Auf der Weltleitmesse Domotex präsentierten unter anderem Objectflor, Aspecta, Classen oder Unilin LVTs (Luxury Vinyl Tiles) für die Gestaltung von Wänden.

Effektvoll in Szene gesetzt wurden Vinylböden in Feuchträumen, wie Badezimmer oder Küche , vor allem von Verlegewerkstoff-Spezialist Mapei, der dem bodenlegenden Handwerker mit Designbelägen im Bad neue Möglichkeiten fürs Geschäft verspricht. Doch wie sieht es in der Realität aus? Sieht die Bodenbelagindustrie in Designbeläge an Wänden nur ein zusätzliches Absatzpotenzial? Ist der Bodenleger überhaupt bereit für dieses neue Betätigungsfeld?

Diese Fragen und viele mehr diskutierten die acht Teilnehmer beim bwd Round Table im Februar 2018 am Flughafen in München, organisiert und durchgeführt von bwd-Chefredakteur Stefan Heinze in Zusammenarbeit mit Mapei.

Steigende Nachfrage nach Designbelägen in Badezimmern 

"LVTs im Wandbereich werden den Markt in ähnlicher Weise revolutionieren wie LVTs dies seinerzeit am Boden getan haben", ist sich Bernd Lesker, Leiter Technik der Mapei GmbH, sicher. Lesker beobachtet seit gut einem Jahr eine rasant ansteigende Nachfrage, sowohl was Vinylböden an der Wand anbelangt als auch deren Verlegung an Wand und Boden im Badezimmer. Haben die Fliesen im Bad also ausgedient?

Während Architekten den ungeheuren kreativen Gestaltungsspielraum, den ihnen Designbeläge bieten, am Boden hinlänglich nutzen, versprechen sie sich nun von Vinylböden einen entsprechenden Kreativitätsschub für die Wand. Vor allem im Hotelbereich, aber auch in Einrichtungen des Gesundheitswesens, entdecke, so Lesker, der Architekt LVTs als Gestaltungselement, weil ihn dort die keramische Fliese mit ihren tradierten Dessinierungen und Optiken einschränkt.

Auch Stefan Kühberger, Inhaber der Kühberger GmbH – Malerarbeiten, Bodenbeläge, Handwerkerleistungen aus München, ist sich sicher: "Wenn exklusives Design jenseits von Holz und Stein gefragt ist, können LVTs an der Wand eine überzeugende Alternative sein."

Badsanierung ohne Lärm und Schmutz

Dabei sind Kunststoffbeläge im Nassbereich nicht grundsätzlich neu. PVC-Bahnenware besitzt beispielsweise in skandinavischen Ländern in Badezimmern an Wand und Boden traditionell einen hohen Stellenwert. Der Markt bietet hierfür erprobte und sichere Systeme. Die überzeugen allerdings kaum mit zeitgemäßen Optiken.

Als echte Alternative empfehlen sich laut Wolfgang Schüller, Verkaufsleiter Deutschland/Österreich bei Unilin, LVTs vor allem im Renovierungsbereich. Gerade im privaten Sektor würden viele Badsanierungen nicht aus Kostengründen aufgeschoben, sondern wegen der Belastung durch Lärm, Staub und Schmutz, die in der Regel mit der Entfernung alter Keramikfliesen einhergeht. Eine Einschätzung, die auch Lesker teilt.

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    Verlegeanleitung: Vinylböden im Badezimmer
    © Mapei
    Sollen Vinylbeläge in Feuchträumen und Nassbereichen an die Wand, gilt es, den Aufbau gegen ein Eindringen von Wasser und Feuchtigkeit abzudichten. Drei Klassen sind für die Verlegung von Desingbelägen relevant, davon muss in zwei Klassen eine Verbundabdichtung eingebaut werden. Der Einsatz an Boden und Wand setzt zusätzlich eine sorgfältige Planung voraus und erfordert die Verwendung technisch ausgereifter Systemprodukte. Zunächst wird ein zementärer Rollkleber, zum Beispiel "Mapeguard WP Adhesive" gleichmäßig auf den ausreichend glatten und grundierten Untergrund aufgebracht. Im Bereich des Bodens ist vor Verklebung der Dichtbahn außerdem ein Gefälle zum Abfluss zu erstellen.
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    Verlegeanleitung: Vinylböden im Badezimmer
    © Mapei
    Im Anschluss wird die Bahnenabdichtung verlegt, beispielsweise "Mapeguard WP 200". Nach der Verlegung muss diese vorsichtig angerieben werden, um Lufteinschlüsse zu vermeiden. Die Bahnenabdichtung kann in Bereichen mit Wassereinwirkungsklassen W1-I und W2-I nach DIN 18534 eingesetzt werden.
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    Verlegeanleitung: Vinylböden im Badezimmer
    © Mapei
    Die Stöße zwischen den Bahnen werden mit zementärem Kleber (z. B. "Mapeguard WP Adhesive") und Dichtband (z. B. "Mapeguard ST") zusätzlich abgedichtet. Alternativ können die Bahnen mit einer Überlappung von fünf Zentimetern ausgeführt werden. Überschüssiges Material einfach glattstreichen. Wandecken sowie der Übergang von Boden zu Wand sind ebenfalls mit Dichtband abzudichten.
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    Verlegeanleitung: Vinylböden im Badezimmer
    © Mapei
    Für Innen- und Außenecken sowie für Rohrdurchdringungen gibt es spezielle Form­teile, die mit dem zementären Kleber zum Schluss abgedichtet werden. Die dabei entstandene Wannenausbildung schützt die Bauteile vor eindringender Feuchtigkeit.
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    Verlegeanleitung: Vinylböden im Badezimmer
    © Mapei
    Im Bereich der Abflüsse ist die Dichtbahn entsprechend auszuschneiden und mit Dichtstoff (z. B. "Mapeflex MS 45") abzudichten. Überschüssiges Material muss glattgestrichen werden, um Unebenheiten zu vermeiden, da sich diese im Belag abzeichnen würden.
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    Verlegeanleitung: Vinylböden im Badezimmer
    © Mapei
    Die Verlegung der Designbeläge erfolgt mit einem einkomponentigen, wasserfesten Polymerklebstoff, z.B. mit "Ultrabond Eco MS 4 LVT", unter Verwendung einer TKB A2 Zahnung. Für den Wandbereich empfiehlt Mapei die standfeste Version des Klebstoffes "Ultrabond Eco MS 4 LVT/Wall". Die Beläge müssen ordentlich angedrückt werden, um eine gute Rückseitenbenetzung zu erzielen.
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    Verlegeanleitung: Vinylböden im Badezimmer
    © Mapei
    Zur Erzielung einer besonderen Optik können die Beläge auf Fuge verlegt und nach Aushärtung des Klebstoffes ausgefugt werden. Dazu eignet sich laut Mapei zum Beispiel der flüssige Akzentstreifen "Flexcolor 4 LVT". Die Polymerfuge ist demnach gebrauchsfertig, leicht zu verarbeiten und sorgt für täuschend echte Fliesenimitationen. Rückstände des Fugenmaterials können ohne Wartezeit mit einem Viskoseschwamm gereinigt werden. Eine saubere Belagoberfläche ist an der Stelle wichtig, um Haftungsprobleme der nachfolgenden Versiegelung auszuschließen.
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    Verlegeanleitung: Vinylböden im Badezimmer
    © Mapei
    Bei Verlegung von LVTs in der Dusche ist die Rutschklasse B nach DIN 51097 erforderlich. Diese kann nachträglich mit einer 2K PU-Versiegelung auf den Belag aufgebracht werden, hier: "Mapecoat 4 LVT". Gleichzeitig werden Fugen sicher abgedichtet, was die Reinigung der Oberfläche während der Nutzung erleichtert. Nebenbei schützt die Versiegelung dauerhaft vor einer Vergilbung der Dekore. Zu guter Letzt werden Eck-, Anschluss- und Bewegungsfugen mit dem passenden Silikonmittel abgedichtet, z.B. mit "Mapesil AC".
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    Verlegeanleitung: Vinylböden im Badezimmer
    © Mapei
    Fertig ist die neue Wellness-­Oase.

Vinylboden auf vorhandene Fliesen verlegen

Während man sich in Wohnräumen inzwischen häufiger als früher einen Tapetenwechsel gönnt, schreckt man vor der Badsanierung zurück. Zu viel Aufwand und zu lange Ausfallzeiten sind weitere Hemmnisse.

Ein Sanierungssystem, das Vinylböden schnell und sicher auf vorhandene keramische Fliesen appliziert, könne die Sanierungszyklen im Bad deutlich verkürzen. Und ein solches System könnte dem Bodenleger ein Instrument an die Hand geben, sein Geschäft auf Bereiche auszuweiten, die bisher überwiegend dem Fliesenleger vorbehalten waren.

Das hört sich erst einmal gut an. Aber wie sieht Stand heute die Realität aus? Ist es tatsächlich mehr als ein Wunschdenken der Bodenbelagindustrie, die an der Wand ein zusätzliches Absatzpotenzial für LVTs sieht? Ist es mehr als ein Wunschdenken der Verlegewerkstoffhersteller, denen angesichts zunehmender Klickvarianten und lose verlegbarer Belagspielarten Verlegewerkstoffumsätze abhandenkommen, die sich über verkürzte Renovierungszyklen gerade in Feuchträumen kompensieren lassen?

Und wenn es denn mehr wäre: Ist der Bodenleger überhaupt bereit, über den Tellerrand zu blicken? Erkennt er das Potenzial? Und wenn, stehen Aufwand und Risiko in einem vernünftigen Verhältnis?

Großer Andrang bei Schulungen für Designbelägen an Wänden

Natürlich sei das ein komplett neuer Markt, sagt Wolfgang Schüller, aber dass der Bodenleger nicht über den Tellerrand schaue, das habe er ganz anders erlebt. Schüller erzählt von ersten Handwerkerschulungen, die Unilin zusammen mit Mapei und einem Großhandelspartner bereits zum Thema "Mit LVTs an die Wand" abgehalten hat.

Man sei überwältigt gewesen vom Interesse und der Nachfrage. Teilweise habe man die Teilnahme begrenzen müssen. Auch auf Hausmessen des Großhandels haben erste Präsentationen ein großes Interesse hervorgerufen.

bwd Round Table 2018

© Holzmann Medien

Für Gerhard Bassinger von der gleichnamigen Bodenbelagfirma in Markt Schwaben stellen denn auch Vinylböden an der Wand ein probates Instrumentarium dar, um sich als Bodenleger vom Wettbewerb abzuheben.

Allerdings hänge die Verkäuflichkeit speziell im Privatkundenbereich stark davon ab, inwieweit sich an der Wand großformatige LVTs realisieren ließen. "Der Kunde, der heute mal eben 30.000 bis 40.000 Euro für die Badsanierung ausgibt, will möglichst wenig Fugen." 30 x 60 Zentimeter seien da uninteressant.

Vinylbeläge an Wänden bieten Wertschöpfungspotenzial für Bodenleger

Auch Stefan Kühberger zeigt sich überzeugt, dass Vinylböden an der Wand ein beachtliches Wertschöpfungspotenzial für Bodenleger in sich bergen. Allerdings gibt Kühberger zu bedenken, dass die Industrie hier in der Pflicht sei, entsprechend ausgereifte Produkte und Systeme für den Handwerker bereitzustellen. Auch sei eine enge Systemverzahnung zwischen Bauchemie und Belaghersteller unverzichtbar. Kühberger: "Ich spiele hier ungern das Versuchskaninchen."

Rudolf Lange, Inhaber eines Sachverständigenbüros für Fußbodentechnik in München und Meister für das Estrich- und Parkettlegerhandwerk, beobachtet indes, dass sich Bodenleger häufig nicht an die Verarbeitung von Wandbelägen herantrauen, weil sie nicht wissen, welche Produkte hierfür zur Verfügung stehen.

Aber gibt es überhaupt Designbeläge, die entsprechend für den Einsatz an der Wand zugelassen sind? Entscheidend ist hierbei der Brandschutz. Unproblematisch sind die Anforderungen, die in puncto Brandschutz an Wandbeläge im Privatbereich gestellt werden. Wenn ein Privatverbraucher bei sich in Küche oder Badezimmer LVTs an die Wand bringt, sind Brandschutzklassen nicht relevant.

Objektbereich mit erhöhten Anforderungen an den Brandschutz

Im Objektbereich hingegen sieht es anders aus. Bernhard Grewing, Chef der Anwendungstechnik bei der Windmöller GmbH, räumt ein, dass sich die Nachfrage nach Designbelägen für die Wand bisher in erster Linie auf den privaten Bereich bezogen hat.

Aber natürlich gebe es bereits elastische Bodenbeläge, die die in speziellen Einsatzbereichen erhöhten Anforderungen an den Brandschutz erfüllen. Unter anderem auch bei Unilin. Unilin, so Schüller, besitze beispielsweise für LVT-Böden der Marken Pergo und Quick-Step mit D-S3-D0 eine entsprechende Brandschutzzulassung.

Sollen Vinylbeläge in Feuchträumen und Nassbereichen an die Wand, gibt es eine zweite wichtige Anforderung an den Aufbau: Er muss dicht sein. "Die Untergrundvorbereitung, insbesondere die dauerhafte Abdichtung gegen Feuchtigkeit in Renovierungsbereichen, ist für den Einsatz von elastischen Belägen in Feuchträumen eine Herausforderung für alle beteiligten Gewerke und Industriezweige", sagt Grewing.

Vor allem die Bauchemie ist hier mit entsprechenden Verlegesystemen gefordert. Das erklärt, weshalb die Belaghersteller an dieser Stelle die Verlegewerkstoffhersteller nur zu gern mit ins Boot holen.

Professionelle Abdichtung in Badezimmern nötig

"Eine professionelle Abdichtung in Feuchträumen ist unverzichtbar", sagt Mapei-Technikleiter Lesker. Insbesondere bei der Bahnenabdichtung gebe es aber jahrelange Erfahrung aus dem Bereich der Keramik. Diese Produkte seien erprobt und würden regelmäßig angewendet.

"Ganz aktuell wurde die Bahnenabdichtung in die neue Norm DIN 18534 aufgenommen und entspricht damit sogar den allgemein anerkannten Regeln der Technik." Die Verlegung von LVTs mit einem Reaktionsklebstoff sei, so Lesker, ebenfalls seit Jahren erprobt und nichts Neues. Die Haftung von Reaktionsklebstoff auf dem Vlies der Abdichtungsbahn sei ebenfalls sichergestellt. "Neu ist somit nur, dass der LVT-Belag im Duschbereich oder an der Wand verlegt wird."

Mapei hat, sagt Lesker, das Zusammenspiel seines Systems "4 LVT", das sich auch für die Verlegung auf Altkeramik, in Feuchträumen auf dem Boden und an der Wand, ja sogar in Duschen für die Verlegung empfiehlt, neben Unilin mit einer Reihe anderer LVT-Hersteller in der Praxis bereits erfolgreich angewendet.

DIN 18534 Verbundabdichtung für Verlegung wichtig

Zumindest produktbezogen scheinen für den Bodenleger somit die Voraussetzungen vorhanden, um sich die neue Wertschöpfungsquelle Wand zu erschließen. Die Applikation als solche will aber dennoch gelernt sein. So muss der Bodenleger durchaus sattelfest im Bereich der DIN 18534 Verbundabdichtung sein.  

Diese Norm trat in ihrer jetzigen Form erst im Juli 2017 in Kraft. Wo Verbundabdichtungen nötig sind, richtet sich nach Wassereinwirkungsklasse für das entsprechende Bauteil. Für die Verlegung von LVTs sind drei Klassen relevant.  

Nicht notwendig sind Abdichtungen für Flächen mit nicht häufiger Einwirkung von Spritzwasser, zum Beispiel Wandflächen über Waschbecken. Ausführungen mit Abdichtungen sind hingegen nötig bei Flächen mit häufiger Einwirkung von Spritz- und/oder Brauchwasser, zum Beispiel bei Wandflächen über Badewannen und in Duschen sowie auf Bodenflächen mit oder ohne Ablauf. "Die Ausführung einer Verbundabdichtung ist nicht schwer. Es muss nur sauber und akkurat gearbeitet werden", sagt Lesker.

Spachteln an der Wand ist für den Bodenleger Neuland

Genau da aber hat der Sachverständige Rudolf Lange so seine Bedenken. Beispielsweise, wenn es um das Spachteln an der Wand geht. "Spachteln an der Wand, das kann der Bodenleger nicht, das muss er erst lernen." Er sei es gewohnt, dass sich Spachtelmassen selbst verteilen und nivellieren.

Auch Lesker räumt ein, dass das Spachteln von Wänden eine Herausforderung darstellt, die nicht beim ersten Mal sofort perfekt gelingt. Bei Vinylbelägen an der Wand gelten jedoch die gleichen Untergrundvoraussetzungen wie am Boden. Am Ende wird jede kleine Unebenheit im Untergrund an der Belagoberfläche sichtbar und trübt dann das Ergebnis.  

Großformatigen LVTs, wie sie Bodenleger Bassinger für die Wand fordert, erteilt Lange eine klare Absage. Der Sachverständige würde die Grenze bei 60 x 80 Zentimeter setzen. "Man muss ja ausgleichen können. Wenn sie das an der Wand nicht können, sind sie verkauft."

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    Round Table 2018
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    Sind Designbeläge an Wänden die Zukunft? Oder nur ein Absatzpotenzial für die Industrie? Diese Fragen und mehr diskutierten die Teilnehmer beim bwd Round Table in München, organisiert in Zusammenarbeit mit Mapei.
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    Schon bei der Begrüßung wurden die eigenen Meinungen zu dem Thema ausgetauscht.
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    Mit Gästen aus ganz verschiedenen Branchen, vom Bodenleger über den Sachverständigen bis hin zum Verlegewerkstoffhersteller, ergaben sich interessante Blickwinkel.
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    Mapei gilt als Vorreiter, wenn es darum geht, Designbeläge an Wänden zu applizieren. Bernd Lesker, Leiter Technik Mapei GmbH (rechts), im Gespräch mit bwd-Chefredakteur Stefan Heinze.
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    Dirk Mayer-Mallmann, Marketingleiter bei der Mapei GmbH, war ebenfalls anwesend.
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    Stefan Heinze, bwd-Chefredakteur, moderierte die Veranstaltung und führte durch die Diskussion.
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    Auch Unilin gehörte zu den Herstellern, die auf der Domotex Designbeläge für Wände präsentierte, und durfte beim Round Table nicht fehlen. In München vertreten durch Wolfgang Schüller, Verkaufsleiter Deutschland/Österreich (links).
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    Die Diskussionsrunde lieferte einige spannende Ergebnisse, die sich die Teilnehmer gleich notierten.
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    Während der Veranstaltung hielt Eileen Wesolowski die schönsten Eindrücke mit der Kamera fest.
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    Gerhard Bassinger von Bodenbeläge Gerhard Bassinger in Markt Schwaben (mitte) wies die Teilnehmer darauf hin, dass die Bodenleger von der Industrie funktionsfähige Produkte benötigen.
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    Zu den Teilnehmern gehörte auch Rudolf Lange, ÖBV-Sachverständiger für das Bodenlegergewerbe.
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    Bernhard Grewing, Chef der Anwendungstechnik bei der Windmöller GmbH, räumte ein, dass sich die Nachfrage nach Designbelägen für die Wand bisher in erster Linie auf den privaten Bereich bezogen hat.
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    Stefan Kühberger, Kühberger GmbH – Malerarbeiten, Bodenbeläge, Handwerkerleistungen, München, sieht in Designbelägen an Wänden ein großes Potenzial: "Wenn exklusives Design jenseits von Holz und Stein gefragt ist, können LVTs an der Wand eine überzeugende Alternative sein."

Eine echte Herausforderung stellt bei der Verlegung von Designbelägen auf keramischen Fliesen in Badezimmern die Untergrundprüfung dar, und zwar sowohl am Boden als auch an der Wand. Der Gedanke, im Renovierungsfall könne man sich die Abdichtung sparen, weil sie ja unter dem Altbelag vorhanden ist, könnte sich schnell als fatal erweisen.  

Der Bodenleger habe, so Lange, in diesem Fall eine Prüfpflicht. Nur wie soll er dieser nachkommen? Soll er sich auf die vage Versicherung des Bauherrn verlassen, wonach hier vor Jahren eine Abdichtung eingebaut wurde beziehungsweise eine vor Jahren eingebaute Verbundabdichtung unter der keramischen Fliese noch funktionsfähig ist.

Lesker rät deshalb, auf Nummer sicher zu gehen: "Egal, ob Neubau oder Sanierung. Ich empfehle, in jedem Fall abzudichten."

Keramische Altbeläge an Wand und Boden prüfen

Auch im Hinblick auf die Festigkeit vorhandener keramischer Altbeläge an Wand und Boden obliegt dem Bodenleger die Prüfpflicht. Bis vor rund 20 Jahren wurden Fliesen in ein Mörtelbett gelegt. "Soll ich jede einzelne Fliese auf Festigkeit prüfen?", fragt Bassinger und bezweifelt im Falle von losen keramischen Untergründen, dass die Rechnung am Ende für den Bodenleger aufgeht. In solchen Fällen wären zusätzlich aufwendige Putzarbeiten notwendig.

Um in puncto Festigkeit auf der sicheren Seite zu sein, bringt Lange eine Alternative ins Spiel. Er empfiehlt einen Vorbau aus Gipskarton, um darauf den Designbelag zu applizieren. Damit verliere man zwar ein paar Zentimeter, aber das Problem eventueller Mängel bei der Festigkeit eines keramischen Altbelages an der Wand ließe sich damit in den Griff bekommen. Eine Abdichtung muss allerdings auch in diesem Falle erfolgen.

Fazit: Experten für Wand und Boden sind gefragt

Im Verlauf der Diskussion zeigt sich, dass Vinylböden an der Wand vom Bodenleger die Bereitschaft fordern, sich auf neue Herausforderungen einzulassen. Dass es sich am Ende auszahlt, daran lassen die Teilnehmer keinen Zweifel: "Ich sehe hier die Möglichkeit, die Wahrnehmung des Bodenlegers als Experten für Boden und Wand zu stärken", sagt Bernhard Grewing.

Bernd Lesker ergänzt: "Insbesondere in der Hotelbranche ist die Nachfrage nach LVTs im Wandbereich groß. Ergo wird es auch Bodenleger geben müssen, die sich an diese Thematik herantrauen." Und auch daran lässt Lesker keinen Zweifel: "Wenn sich der Bodenleger nicht diesem Thema annimmt, wird es zwangsläufig ein anderes Gewerk tun." Exakt so sieht es auch Rudolf Lange: Der Bodenleger müsse das Potenzial annehmen. "Wer heute mit seinem Betrieb bestehen will, muss auch die Wand im Portfolio haben."

Aber: Bodenleger ist auf Unterstützung der Industrie angewiesen

Bei allen positiven Wertschöpfungsperspektiven teilen alle Beteiligten des Round Tables allerdings auch die Auffassung, dass der Bodenleger auf die umfassende Unterstützung der Belagindustrie und der Verlegewerkstoffhersteller angewiesen ist. "Ich sehe diese sehr interessante Idee nur in Verbindung mit einer entsprechenden Ausbildung für den Verarbeiter. Andernfalls fürchte ich, dass diese Option schnell in Verruf gerät", sagt Lange.

Dem ist nicht zu widersprechen. "Sicherlich muss die Industrie dem Bodenleger die Ängste nehmen und seriös darstellen, wie die Systeme funktionieren, worin der Vorteil liegt und wie die Anwendung ausgeführt werden kann", sagt Lesker.

Ob man es bei Schulungsmaßnahmen bewenden lässt oder die Befähigung, Vinylbeläge an Wänden zu applizieren, über Zertifikate dokumentieren sollte, bleibt abzuwarten. Am Ende des 90-minütigen spannenden Gedankenaustausches bleibt die Erkenntnis: Die Branche steht am Anfang eines Trends, der dem Bodenleger neue Chancen einräumt, sich mit Kompetenz ein neues lukratives Betätigungsfeld zu erschließen. " Alleine lassen darf man ihn dabei freilich nicht. Das ist eine gemeinschaftliche Aufgabe, bei der wir den Bodenleger an die Hand nehmen", resümiert Mapei-Marketingleiter Dirk Mayer-Mallmann.

Die Teilnehmer beim bwd Round Table

  • Gerhard Bassinger, Bodenbeläge Gerhard Bassinger, Markt Schwaben
  • Bernhard Grewing, Leitung Anwendungstechnik, Windmöller GmbH
  • Stefan Kühberger, Kühberger GmbH – Malerarbeiten, Bodenbeläge, Handwerkerleistungen, München
  • Rudolf Lange, ÖBV-Sachverständiger für das Bodenlegergewerbe, München
  • Bernd Lesker, Leiter Technik Mapei GmbH
  • Dirk Mayer-Mallmann, Marketingleiter, Mapei GmbH
  • Wolfgang Schüller, Verkaufsleiter Deutschland/Österreich, Unilin
  • Stefan Heinze, Chefredakteur bwd, Moderation