Der interessante Schadensfall Schwierige Spurensuche

Jahrelang blieb der Raum ungenutzt. Als ein neuer Mieter einziehen wollte, stellte der Hausbesitzer mit Erschrecken fest, dass sich der Parkettboden aufgewölbt hatte. Doch wer war schuld daran?Auf einem Parkettboden war in Abstimmung mit dem Vermieter vor geraumer Zeit ein Teppichboden mit einer Rutschbremse verlegt worden. Der ausführende Handwerker hatte zu dieser Maßnahme geraten, als er vor mehreren Jahren den Auftrag des Vermieters erhalten hatte, den Bodenbelag wiederaufnahmefähig auf die dreischichtigen Dielenelemente zu legen. Danach blieb der Raum über etliche Jahre ungenutzt. Als der Hausbesitzer wieder neu vermieten wollte, stellte er fest, dass sich unter dem Teppichboden deutliche Aufwölbungen zeigten, die auf Schäden im Parkett hindeuteten. Schadensbild Beim Anheben des Teppichbodens offenbarte sich das ganze Dilemma: Zum Vorschein kam eine nahezu komplette Enthaftung der nur schwächlich miteinander verleimten Lagen des über 30 Jahre alten Parketts. Die raumklimatischen Bedingungen in dem seit Jahren leerstehenden Raum lagen zum Ortstermin bei Luftfeuchten von über 70 Prozent mit Holzfeuchten von 13,5 Prozent und mehr. Der Sachverständige sollte klären, ob die Schäden in der Zeit entstanden waren, als die Verlegung des Teppichbodens vonstattenging oder in der Phase, als die Wohnung unbewohnt war. Schadensanalyse Der dreischichtig verleimte und verklebte Parkettboden war mit einer nachweislich ungeeigneten Dispersions-Rutschbremse versehen worden, um darauf einen Teppichboden wiederaufnehmbar zu verlegen. Der Hersteller hatte in seiner Anleitung ausdrücklich auf die Gefahr des Wasseranteils bei der Verwendung auf Holzfußböden hingewiesen. Der ortsansässige Handwerker, der eigentlich schon längst aus seiner Gewährleistung entlassen war, nahm auf Bitten seines Stammkunden am Ortstermin teil. Mit dabei hatte er sämtliche Unterlagen. Bei der gemeinsamen Besichtigung des Parketts war auch nach so vielen Jahren immer noch offensichtlich zu erkennen, dass der Boden seinerzeit einem erheblichen Auftrag des Wiederaufnahmeklebstoffes ausgesetzt gewesen war. Auf der anderen Seite bedingte das ungeeignete Raumklima, das über Jahre herrschte, die hohe Holzfeuchte. In einem bewohnten angrenzenden Zimmer, in dem die gleichen Teppichbodenarbeiten durchgeführt worden waren, zeigte ein bekanntes Markenparkett eine wesentlich bessere Schichtenverleimung. Allerdings hielt die als wieder entfernbar ausgelobte Rutschbremse den Teppich bombenfest auf dem darunterliegenden Holzfußboden. Schadensbeseitigung Im Endeffekt stellte der Gutachter in der Wohnung einen Totalschaden fest. Deshalb musste der komplette Boden entfernt werden – einschließlich Teppichboden und das darunterliegende Parkett. Für den bewohnten angrenzenden Raum, in dem der Teppich fest auf dem Parkett lag und dieser Belag dem ersten Anschein nach mit Hilfe einer Belagentfernung durch Abschleifen und Neuversiegeln wieder in einen nutzbaren Zustand gebracht werden hätte können, fiel die Empfehlung letztendlich ähnlich aus. Denn beim Aufnehmen des Teppichs im Zuge des Ortstermins hatte sich eine Decklammelle samt Teppichboden von der Mittellage gelöst. „Dieser Boden übersteht keine Sanierung, weder das Abschleifen noch ein empfohlenes Anlösen mit Wasser.“ Abschließend stellte der Gutachter fest, dass beide Ursachen für den Schaden verantwortlich gewesen waren: Sowohl das ungeeignete Raumklima als auch der übermäßige Einsatz des dispergierten Wiederaufnahmeklebers auf altem Mehrschichtparkett. Der anwesende Handwerker zeigte sich kooperativ und sagte noch am Termin zu, sich aus Kulanz an der Schadensbeseitigung zu beteiligen. Schadensfälle aus der ParkettlegerpraxisDie meisten Schäden entstehen aus Unkenntnis oder Unwissenheit. Der bwd-Praxisratgeber liefert eine praxisgerechte Aufarbeitung von 32 Schadensbildern mit Schadensursachen, -analysen und -maßnahmen. Unverzichtbar, wenn es darum geht, Schäden frühzeitig zu erkennen, zu vermeiden,aufgetretene Schäden fehlerfrei zu analysieren,Missverständnisse bereits bei der Auftragsvergabe zwischen Kunde und Bodenleger zu verhindern.Alle Schäden wurden verständlich aufbereitet und mit Handlungsanleitungen unterlegt, um Verlegearbeiten zu erleichtern. Die zahlreichen Schadensbilder unterstützen Bodenleger und Gutachter bei der täglichen Verlegepraxis und helfen, Schäden bereits in ihrer Entstehungsursache zu vermeiden. Das 114 Seiten umfassende Fachbuch kann bei www.holzmann-medienshop.de zu einem Preis von 29,80 Euro inkl. MwSt. bestellt werden.