Der interessante Schadensfall: Ablösen der Decklamellen bei einem Ahorn-Mehrschichtparkett Schnelles Geld, langsamer Ärger

Die Nutzschichtstärken sind beim Abschleifen und Neuversiegeln von genormtem Mehrschichtparkett für den Handwerker kein Problem. Wird beim Versiegeln mit Wasserlack allerdings zu schnell gearbeitet, kann das zu ernsthaften Schäden führen.Schnelles Geld, langsamer Ärger Ein auf Estrich mit Fußbodenheizung verlegtes Ahorn-Fertigparkett zeigte im Bereich der Verandatür durch das ständige Ein- und Ausgehen mit teilweise nassen und verschmutzten Schuhen im Laufe der Jahre deutliche Gebrauchsspuren, die auf dem gleichmäßig hell sortierten kanadischen Ahornholz sofort ins Auge fielen. Der mit der Renovierung beauftragte Parkettfachmann versprach: "In drei Tagen ist alles erledigt." 35 Quadratmeter abschleifen, zweimal Spachtelgrund und einmal wassersiegeln, am nächsten Morgen nochmals einen Anstrich, so kalkulierte er die 65 Kilometer von seinem Betrieb entfernt gelegene Baustelle. Der Bauherr war einverstanden, zumal für ihn auch nur eine wasserbasierte Oberfläche in seinem Wohnzimmer in Frage kam. Schadensbild Der Bauherr zahlte sofort nach Abschluss der Arbeiten. Aber bereits nach Ende der ersten Heizperiode der im Dezember erfolgten Renovierung meldete der Bauherr: "Der Boden schüsselt, und ich habe den Eindruck, dass an den Kanten einiger Elemente die Decklamelle beim Darüberstreichen mit dem Finger hohl klingt.“ Der Verleger schaute sich den Boden an und meinte: "Holz ist ein hygroskopischer Werkstoff, der bei Feuchteaufnahme quillt, bei Abgabe schwindet, und deshalb sind die leichten Verformungen materialbedingt und kein Grund zur Sorge. Im nächsten Sommer ist alles vergessen." Weit gefehlt! Im folgenden Winter lösten sich die Decklamellen an vielen Stellen. Der Bauherr wurde in Erinnerung an seinen ehemals perfekt liegenden Boden allmählich ärgerlich. Der Auftragnehmer konterte: "Ich habe das Parkett nicht geliefert und verlegt. Meine Renovierungsarbeit ist in Ordnung."Schadensanalyse Ein gerichtliches Beweissicherungsverfahren brachte letztendlich Klarheit. Der Gutachter musste zu folgenden Fragen Stellung beziehen: Hat das Abschleifen und Versiegeln einen Einfluss auf die Verformungen und Überzähne? Warum lösen sich die Decklamellen? Wer ist verantwortlich? Wie kann man sanieren? Der Verleger gab dem Sachverständigen bereitwillig alle Baustellenprotokolle an die Hand. Darin war auch festgehalten, dass seinerzeit eine zweifache Rollgrundierung und ein darauf folgendes Versiegeln mit Wasserlack erfolgt waren, um am nächsten Morgen nochmals den Boden mit dem gleichen Material zu versiegeln. "Der enorme Eintrag von Feuchtigkeit durch das sehr zügige Arbeiten mit der wasserbasierten Versiegelung hatte einen Einfluss auf das Erscheinungsbild", urteilte der Sachverständige. Der erhebliche Feuchteanstieg im oberen Bereich des schnell reagierenden und zum Zeitpunkt der Arbeiten fraglos sehr trockenen Ahornholzes bewirkte einen Quelldruck und sorgte sogar für irreversible Holzstauchungen in der Deckschicht des Mehrschichtparketts, lautete die Analyse des Gutachters. Die erhebliche Lamellenhinterfügung habe das Problem verstärkt. Ein langsameres Arbeiten mit längerer Wartezeit zwischen den Bearbeitungsgängen hätte nicht für einen derartigen Quelldruck gesorgt. Allerdings – die Decklamellenloslösungen, die der Gutachter an zirka zehn Stellen in der 80 Quadratmeter großen Parkettfläche feststellte, waren damit nicht zu erklären. "Das muss eine fachgerechte Schichtverleimung aushalten", meinte der Sachverständige über die Qualität des acht Jahre alten Parketts. Zwar wird durch das Schleifen die bereits alterungsgeschwächte Leimverbindung belastet und auch die Kraft des trocknenden Versiegelungsfilmes sorgt für Stress. Ein DIN-EN-gerechtes Mehrschichtparkett muss das aber aushalten, denn sonst wäre es nicht DIN-gerecht, da dort abschleifbare Nutzschichtstärken festgeschrieben sind. Auffällig war noch ein anderes Problem: Beim Aufnehmen von zwei Elementen zeigte sich – genau wie in der Fläche erkennbar – eine deutlich intensivere Verformung des Parketts auf der Nut- als auf der Federseite. Der Gutachter sprach in diesem Fall von einem BI-Metalleffekt, der im oberen Nutwangenbereich für ein höchst unterschiedliches Arbeiten der Ahorndeckschicht und der darunter liegenden Fichtenmittellage gesorgt habe und Grund für die vorrangige Verformung an dieser Stelle sei. Schadensbeseitigung Den osteuropäischen Parketthersteller, dessen Parkettkonstruktion und Profilierung er in Frage stellte, gab es nicht mehr. Dem Verleger konnte er allerdings den Vorwurf nicht ersparen, zu zügig mit dem Wasserlack gearbeitet zu haben. Sensibles Mehrschichtparkett mit Ahorndecklage verlegt auf Fußbodenheizung – da hätten die Alarmglocken beim Verleger sofort läuten müssen. Der Hinweis auf die Einhaltung eines geeigneten Raumklimas fehlte ebenfalls nicht. Die fehlverleimten Fertigparkettelemente wurden durch punktuellen Austausch saniert, der Boden wurde komplett eingepflegt und im Übrigen wurde darauf hingewiesen, dass man nach einem späteren Abschliff und Neuversiegeln nicht mehr das Oberflächenbild einer Industrieversiegelung erreichen könne.