Erste Hilfe bei Schimmelpilzen in Fußbodenkonstruktionen

Schimmelpilz entsteht meist durch Feuchtigkeit im Gebäude und ist eines der grundlegenden Probleme, mit denen Parkett- und Bodenleger umgehen müssen. Als letzte Rettung hilft oft nur die Sanierung. Aber welche Maßnahmen helfen wirklich?

Schimmel in Fußbodenkonstruktionen
Schimmelbefall in Fußbodenkonstruktionen gehört für Boden- und Parkettleger zum täglich Brot. Aber welche Sanierungsmaßnahmen helfen wirklich? - © Kison

Das Thema Schimmelpilz löst bei vielen schon allergische Reaktionen aus, wenn man nur darüber spricht“, beschreibt der Sachverständige Dominik Kison die Sensibilität im Umgang mit der Problematik. Basis für die Schimmelpilzbildung in Fußbodenkonstruktionen ist Feuchtigkeit im Gebäude. „Feuchtigkeit im Gebäude aber ist eines der grundlegenden Probleme, mit denen der Parkett- und Bodenleger umzugehen hat“, sagt Kison. Beispielsweise wenn zum Zeitpunkt des vorgesehenen Einbaus der Fußböden noch ein Überschuss an Feuchtigkeit im gesamten Gebäude oder in der Fußbodenkonstruktion vorhanden ist, die eine fachgerechte Verlegung unmöglich macht oder zumindest spezielle Maßnahmen erfordert, um die Feuchtigkeit zu beherrschen. Aber auch konstruktive, bauliche Fehler können Kältebrücken mit der Folge belastender Feuchtigkeit verursachen. Auch Wasserschäden führen zu analogen Erscheinungsbildern, aus denen Schimmelpilzbildungen resultieren können.

Schimmel in Fußbodenkonstruktionen: Praxisbeispiel Wasserschaden

Am Beispiel eines Wasserschadens in einem Parkettboden werden die Folgen unmittelbar erkennbar: Das hygroskopische Holz nimmt das Wasser auf, quillt und führt, je nach Intensität der Belastung, zum Hochgehen des Bodens, umso mehr, je schwächer die Verbindung des Parketts zum Unterboden ist. Die Schäden können so intensiv sein, dass die komplette Fußbodenkonstruktion zerstört wird. Ist so ein Schadens­ereignis eingetreten, sind zunächst technische Maßnahmen erforderlich, um das Wasser aus dem Gebäude bzw. aus dem betroffenen Bereich zu entfernen. Unterschiedliche technische Trockenverfahren können diesen Prozess unterstützen.

Werden solche Sanierungen, die zumeist einen hohen zeitlichen Aufwand erfordern, nur unvollkommen durchgeführt und verbleibt noch Feuchtigkeit in den betroffenen Bauteilen, was nach Wasserschäden nicht selten der Fall ist, ist die Möglichkeit der Schimmelbildung hoch. Am häufigsten hat man es laut Kison in Gebäuden mit dem Schwarzschimmelpilz zu tun. Dieser Pilz benötigt zu seinem Wachstum drei Faktoren, um sich ausbreiten zu können:
  • Feuchtigkeit
  • Temperatur
  • Nahrung
I st einer dieser Faktoren nicht vorhanden, kann der Schimmelpilz nicht wachsen und gedeihen. Fehlt zum Beispiel die Nahrung, im Fußbodenbereich repräsentiert durch organische Stoffe wie Cellulose aus Holz, Holzwerkstoffen oder auch angrenzende Tapeten bzw. auch durch Staub und Schmutz, hat der Schimmelpilz keine Grundlage, um sich zu entfalten. Deshalb sind mineralische, zementäre Konstruktionen bis auf einen oberflächlichen Befall durch Verschmutzung o.ä. gegenüber Schimmelpilzen unbedenklich, denn sie können ihm keinen Nährboden zur Ausbreitung bereiten.

Risikofaktor Temperatur: Schimmel ab 80 Prozent Luftfeuchtigkeit

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Temperatur. Oftmals ist die Nähe von Heizungen an der Wand Ort des Befalls. Um wirksam zu werden, benötigt der Schimmelpilz außerdem eine relative Luftfeuchte von ca. 80 Prozent. Solche Feuchtegehalte findet man bisweilen in unmittelbarer Nähe von Kältebrücken in Zimmerecken im Decken-, Wand- oder Fußbodenbereich. Infolge der dort abgekühlten Luft steigt die relative Luftfeuchtigkeit an, so dass trotz angenehmer Wohnraumklimabedingungen im kältebrückennahen Eckbereich die Lebensbedingungen für einen Befall sehr günstig werden können. Der Pilz nutzt in dieser aufgefeuchteten Umgebung die Tapeten oder Holzwerkstoffträger ummantelter Fußleisten als Nahrungsquelle.


Häufig werden solche Schadensbilder erst offensichtlich, wenn die Flächen ausgeräumt, d.h. Schränke von der Wand gerückt, Verkleidungen der Küchenmöbel entfernt werden. In einem beschriebenen Fall hatten sich durch das Zustellen abgeschlossene Mikroklimaräume gebildet, die den Abtransport der Feuchtigkeit verhinderten, mit der Folge, dass sich dort hohe Luftfeuchten einstellten. Getragen wurde der Befall durch eine Rauhfasertapete an der Wand und einen Trockenestrich, die die notwendige Nahrung lieferten. „Solche Schimmelpilzbildungen sind oftmals nicht zu allererst mit den Augen erkennbar, sondern werden über die Nase wahrgenommen,“ sagt der Experte. Ein muffig, modriger Geruch weist auf einen Befall hin, der dann nach dem Entfernen der Einrichtungsgegenstände oder auch das Aufnehmen von Belägen in seinem kompletten Ausmaß erkennbar wird.

Praxisbeispiel Spanplatten

Anhand eines weiteren Schadens an einer Spanplattenkonstruktion machte Kison deutlich, wie Schimmel unterhalb des Fußbodenaufbaus entstehen kann. Durch aufsteigende Heizleitungen waren nach und nach geringe Mengen von Feuchtigkeit, die beim Putzen der Wände anfielen, in die Zwischenräume eingedrungen. Während der warmen Heizperiode wurde das Problem nicht auffällig, um dann jedoch in der heizfreien Übergangszeit durch den mit der Temperaturabsenkung verbundenen Anstieg der relativen Luftfeuchte wirksam zu werden und das Ausbreiten des Schimmels in der Konstruktion hervorzurufen.

Erste Hilfe bei Schimmel

Ist ein Schimmelbefall vorhanden, gilt es zunächst den Umfang zu bestimmen. Man unterscheidet vier unterschiedliche Befallskategorien von Stufe 0 bis Stufe 3, wobei die Stufe 3 die höchste Gefahrenstufe bedeutet, bei deren Sanierungsmaßnahmen sogar ein Atemschutzgerät notwendig werden kann. In dieser Stufe drohen dem Sanierer sogar Gesundheitsgefahren, weil der gesamte Raum mit Sporen kontaminiert sein kann.

Bei der Sanierung r eicht es nicht aus, nur den sichtbaren Schimmel zu entfernen. Bei den erkennbaren Oberflächenerscheinungen handelt es sich zumeist lediglich um die Ausscheidungen des Schimmelpilzes, der nach der Nahrungsaufnahme durch den Pilz dort einen feinen, pelzigen Flaum bildet. Man muss dem sich im Inneren des Bauteil befindlichen Pilz und dessen Nahrungsquelle zu Leibe rücken, ansonsten ist eine weitere Ausbreitung die Folge. Möglichkeiten der Sanierung sind im Idealfall die komplette Entfernung aller befallenen Bereiche. Außerdem nutzt man die Desinfektion (Abtötung) bzw. die Behandlung mit UV-Licht, wobei die beiden letzteren Maßnahmen nicht zwangsläufig einen nachhaltigen Erfolg sichern, weil sie nur oberflächlich und somit nur kurzfristig wirken.

Das Bearbeiten mit einem Heizgebläse bei Temperaturen von etwa 50 °C ist zwar ein wirksames Mittel gegen die Ausbreitung des Pilzes, weil viele Myzelien bei derartigen Temperaturen absterben, birgt aber auch die Gefahr der dauerhaften, irreparablen Schädigung eingesetzter Baustoffe in sich. Außerdem ist zu beachten, dass eine solche Behandlung ebenfalls nur oberflächlich wirksam ist und nicht den Kern der betroffenen Baustoffe erreicht. Deshalb bleibt als erfolgssichernde Sanierungsmethode meistens nur der Ausbau belasteter Bauteile und deren prophylaktische Behandlung mit fungiziden Stoffen übrig.

Welche Methode wirkt wirklich?

Bei der Sanierung ist es wichtig, eine der drei lebenswichtigen Grundlagen des Schimmelpilzes zu beseitigen. Während diese Maßnahme bei dem Kriterium Nahrung in Form eines Holzuntergrundes oder einer Raufasertapete technisch kaum Sinn macht und auch bei der Temperatur wegen der Behaglichkeit der Bewohner Grenzen gesetzt sind, bleibt als einzige funktionsfähige Methode der Entzug von Feuchtigkeit, denn der Schimmelpilz stellt sein Wachstum ein, wenn er nicht ausreichend auf diesen Parameter zurückgreifen kann. Er stirbt zwar nicht ab, ist aber in diesem Stadium unwirksam. Allerdings reagiert er dann derart, dass er, seinem natürlichen Überlebensdrang folgend, vermehrt Sporen an die Raumluft abgibt, die ihrerseits nach günstigeren Bedingungen suchen, um sich wieder ausbreiten zu können. Diese dann nicht nur oberflächlich, sondern auch dauerhaft zu entfernen, verhindert eine weitere Ausbreitung nachhaltig.

Anschließend müssen die Rahmenbedingungen zur Verhinderung eines Neubefalls selbstverständlich gewährleistet sein. Abschließend rät Kison, an ein Schimmelproblem zunächst analytisch heranzugehen, die Ursachen und das Ausmaß zu ermitteln und dann gezielt Verfahrensmethoden zu überlegen. Den Kunden ausführlich aufzuklären und die Zusammenhänge darzulegen, ist für alle Seiten hilfreich. Mit einer klaren Herangehensweise lässt sich jedes noch so leidliche Schimmelproblem lösen, sagt der Experte.