Der interessante Schadensfall: Ein Sportboden aus Eichenfertigparkett zeigt intensive Riss- und Fugenbildung Risse, wohin das Auge blickt

Risse sind beim Naturmaterial Holz niemals vollständig zu vermeiden. Werden es aber zu viele, sollte der Verleger handeln. In diesem Schadensfall musste das Parkett entfernt und durch ein neues, fachgerecht verlegtes ersetzt werden.Rissbildungen unterschiedlicher Länge waren in großer Intensität vorhanden.Risse, wohin das Auge blickt Ein Mehrzweckraum für Kinderspielgruppen im Obergeschoss eines Krankenhauses war mit einem Eichenfertigparkett belegt. Schon nach kurzer Nutzung zeigten sich einige Risse in der Oberfläche des Holzes. Diese monierte der Bauherr ebenso wie eine erhebliche Fugenbildung. Unmittelbar nach der Verlegung war noch alles in Ordnung. Der Bauherr nahm den Parkettboden ohne Beanstandungen ab. Das galt zumindest für die etwa 55 Quadratmeter große Teilfläche, die etwa zehn Prozent des Gesamtauftrages der Parkettflächen ausmachte. Nach und nach zeigte sich allerdings eine Riss- und Fugenbildung im Eichenfertigparkett, die umgehend angezeigt und auch bei zwei Ortsterminen besichtigt wurde. Das Schadensbild intensivierte sich von zunächst fünf bis sechs Stellen auf 15 bis 18 zwei Monate später. Nicht nur die Anzahl der Risse hatte zugenommen, sondern auch deren Größe. Maßnahmen zur Schadensbehebung ergriffen die Beteiligten jedoch nicht. Zunächst zog man den anwendungstechnischen Außendienst des Parkettherstellers hinzu. Der hielt sich trotz Feststellung der Erscheinungen zunächst bedeckt, teilte dann aber schriftlich mit, bei den Rissen handele es sich um holztypische Eigenheiten, die zu tolerieren seien. Außerdem sei das Risiko einer Rissbildung in der Anfangsphase höher, eine weitere Ausbreitung „kaum zu erwarten“. Man müsse sich vielleicht nach einem Jahr nochmals auf der Baustelle treffen, „eventuell wechseln wir dann einige Decklamellen aus“, so wörtlich im Schreiben des Lieferanten. Ein Jahr Ruhepause Nach der auferlegten Ruhephase von einem Jahr monierte der bauleitende Architekt beim Verleger weitere Risse und eine inakzeptable Fugenbildung. Der Handwerker setzte sich erneut mit seinem Lieferanten in Verbindung, der nun raumklimatische Faktoren als Schadensursache für die zunehmende Rissbildung vermutete. Das Angebot der Decklamellenausbesserung war allerdings vom Tisch. Aus Sicht des Lieferanten traf die Verantwortung vielmehr den Verleger als Auftragnehmer. Klärung sollte ein gerichtliches Gutachten bringen. Beim Ortstermin stellte der Gutachter zunächst den Aufbau der Konstruktion fest. Der Parkettboden sei ohne sogenannte Parkettspanner verlegt worden, weshalb die Fugen zwischen den Hölzern ungleichmäßig verlaufen würden, so eine These des Richters. Aber: Ein Parkettboden ist kein massiver Dielenboden, der auf Lagerhölzern verlegt wird. Die Elemente liegen in einem Klebebett, wobei sie an die bereits liegenden Dielenreihen herangeschlagen werden. Spanner werden bei diesem Verfahren nicht eingesetzt und sind eher schadensförderlich. Einen Zusammenhang von Fugenbildung und Verlegemethode verneinte der Sachverständige. Andererseits waren Fugen von zirka 0,60 bis 0,80 Millimeter (an diversen Stellen gemessen und dokumentiert) vorhanden, die der Sachverständige allerdings nicht als Mangel zu bewertete. Mit einem ausführlichen Hinweis auf das hygroskopische Verhalten des Holzes begründete er die Unmöglichkeit der Fugenfreiheit eines Parkettfußbodens. Bei einer nachgiebigen Konstruktion, wie sie hier vorlag, sei das schon gar nicht möglich. Allerdings wollte sich der Gutachter auch nicht auf exakte Zahlen und Daten festlegen lassen. Die zweite Beschlussfrage lautete: Sind Risse im Parkettboden vorhanden? Der Sachverständige fand ohne Mühe 40 bis 50 solcher Stellen, die ihm allein schon deshalb ins Auge fielen, weil sie deutlich vom Bauherren mit Papierschnipseln markiert waren. Die Risse zeigten sich teilweise vier bis fünf Zentimeter lang. Im Mittel lagen Sie zwischen ein bis zwei Zentimeter. Teilweise waren die Risse durch Reinigungs- und Pflegemaßnahmen bereits dunkel verfärbt und damit deutlich sichtbar. Sie lagen also offen aufgeplatzt vor, waren aber zum Teil als ungeöffnete Risse erkennbar. Minderwertige Holzqualität Es galt zu klären, ob das verlegte Holz qualitativ minderwertig ist. Die Sortierung des Eichenparketts war in Auftrag, Bestätigung und Rechnung mit einem deutlich sichtbaren Kreis gekennzeichnet – die Sortierungsklasse also, in der nach europäischer Norm keine Risse auf der Oberseite des Elementes erlaubt sind. Zwar dürfen drei Prozent einer anderen Klasse angehören, solange das Gesamtbild des Fußbodens nicht beeinträchtigt wird, urteilte der Sachverständige. Aber das sei in diesem Fall nicht entscheidend. Festigkeit und Haltbarkeit des Parkettfußbodens seien durch die Rissbildung negativ beeinflusst. Der Gutachter bewertete sowohl Vorhandensein, Anzahl und Größe der Risse als unzulässig. Das Holz sei minderwertig, die Risse seien wuchsbedingt und beim Fällen der Bäume bzw. in der Trocknung entstanden. Der Beweisbehauptung – der Parkettboden sei so nicht zu tolerieren – stimmte der Sachverständige zu, weil durch das Absplittern des Holzes eine eindeutige Verletzungsgefahr entstehe. Für diesen Sportboden, auf dem Kinder turnen sollten, eignete sich das Parkett nicht. Auch eine Reparatur kam nicht in Frage. Der Sportboden musste entfernt und durch neues, fachgerechtes Material ersetzt werden. Der Gutachter gab zudem den Hinweis, dass absolut rissfreies Material bei dem Naturprodukt Holz nicht denkbar ist und Risse in bestimmtem Umfang auch geschlossen werden können. Heikel gestaltete sich die Antwort auf die entscheidende Frage, ob der Verleger das Parkettmaterial hätte verarbeiten dürfen? Ja, lautete die Antwort des Sachverständigen, denn die Risse hätten zu Beginn noch geschlossen und nicht erkennbar vorgelegen und waren selbst bei der Abnahme des Bauwerks nicht beanstandet worden.